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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Savannenlandschaft. Wenige Meter vor uns endete der Urwald und gab den Blick auf eine gelbgrüne Grasebene frei. Bis zum Horizont war die Landschaft flach, und die Luft flimmerte in der Ferne über dem Boden. Unzählige Termitenhügel in den merkwürdigsten Formen wuchsen aus dem Boden. Hier und da standen ein paar große, uralt aussehende Bäume, die ihre blattlosen, knochigen Äste wie Finger in den Himmel reckten. Ein leichter, warmer Wind kam uns entgegen. Schweigend standen wir da und versuchten, diesen Eindruck auf uns wirken zu lassen.
    Sanne brach als Erste den Bann.
    »Affenbrotbäume!«
    »Richtig«, sagte Tommy anerkennend. »Die wachsen in Afrika. Es ist schon komisch, da kommen wir geradewegs aus Costa Rica und laufen direkt nach Afrika.«
    »Und wo sollen wir jetzt langgehen?«, fragte Janine.
    »Einen Weg, der uns zeigt, wo wir weiterlaufen, scheint es hier ja nicht zu geben«, meinte Tommy. »Oder sieht wieder jemand was, was ich nicht sehe?«
    Angestrengt suchten wir die Gegend ab. Auf einmal hatte ich eine Eingebung.
    »Sag mal,Tommy, bei so einem weiten Gelände könnte uns doch vielleicht dein Kompass helfen, die Richtung zu bestimmen.«
    »Hey, nicht schlecht, Herr Seefeld!«, rief er. Doch dann grübelte er über die Idee nach. »Obwohl wir hier drin das Magnetfeld der Erde wahrscheinlich gar nicht messen können. Aber egal, einen Versuch ist es wert.«
    Leise vor sich hin fluchend räumte er wieder mal den Rucksack aus. Wir griffen uns jeder einen herauskullernden Apfel. Plötzlich schlug sich Tommy die Hand an die Stirn.
    »Mann! Den hatte ich ja hier vorne reingesteckt!«
    Er öffnete die kleine aufgesetzte Tasche und schon hielt er den Kompass in der Hand.
    »Ich werde alt«, murmelte er vor sich hin, während wir ihm lachend zusahen. »Das war das letzte Mal, dass ich diesen blödenSack ausgeräumt habe. Halt mal … «, sagte er und hielt mir den Kompass hin.
    Ich dachte, es wäre irgend so ein billiges Ding aus dem Kaufhaus, aber der Kompass wog richtig schwer in der Hand. Ich drehte ihn um und sah, dass sogar ein Herstellername auf dem Boden eingraviert war.
    »Er ist aus Messing und hat bruchfestes Glas«, sagte Tommy. »Hat meinem Vater gehört. Meine Mutter hat ihn mir geschenkt. Wenn der nicht geht, dann geht keiner.«
    Ich nahm den Kompass zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt ihn vor mich.
    »Muss ich irgendwas beachten?«, fragte ich Tommy. »Irgendeine Feststellschraube lösen oder so, wie bei einer Stoppuhr?«
    »Nein«, antwortete Tommy, der inzwischen seinen Rucksack wieder auf den Rücken verfrachtet hatte. »Da gibt’s nichts zum Einstellen. Einfach schauen, wo Norden ist.«
    Ich wusste, Norden ist auf der Karte immer oben oder hier draußen eben vorne, also hielt ich das Gerät so vor mich, dass das große »N« geradeaus zeigte. Aber noch ehe mir Tommy über die Schulter sehen und mich korrigieren konnte, fiel mir ein, dass die Idee ziemlich dumm von mir war. Schließlich zeigt die Nadel eines Kompasses immer nach Norden, egal, wo sich das »N« gerade befindet. Ich stand ruhig da und hielt das Ding gerade. Und dann spielte die Nadel zu meiner Überraschung verrückt. Sie begann, sich langsam im Uhrzeigersinn zu drehen.
    »Tommy!«, rief ich. »Sieh dir das an!«
    Natürlich waren auch Janine und Sanne neugierig, was sich da tat, und schauten mir ebenfalls über die Schulter. Erst war es eine langsame und zittrige Bewegung. Doch dann begann sich die Nadel mit dem Pfeil immer schneller zu drehen. Sprachlos starrten wir auf den Kompass. Die Geschwindigkeit nahm zu, und nach wenigen Sekunden raste das Ding wie ein Propeller im Kreis. Gleich würde sie ihren Geist aufgeben, dachte ich.
    Dann, im Bruchteil einer Sekunde, blieb der Zeiger urplötzlich stehen und verharrte regungslos. Seine Spitze zeigte Richtung Nord-West, zumindest, wenn man davon ausging, dass Norden in der Richtung lag, in die ich den Kompass ausgerichtet hatte. Die Pfeilspitze wies in die Richtung schräg links von uns und rührte sich um keinen Millimeter mehr.
    »Netter Hinweis«, murmelte Janine.
    »Hm?«, machte ich.
    »Also, wenn ihr mich fragt, dann heißt das nichts anderes, als dass uns jemand mitteilt: Da geht’s lang!«
    »Ist doch eh egal, wo wir langgehen. Sieht doch überall gleich aus.«
    Da hatte Sanne den Nagel auf den Kopf getroffen. Hinter uns lagen der Wald und der Pfad. Und der, da war ich mir ziemlich sicher, würde in nicht allzu langer Zeit wieder zugewachsen sein. Und voraus gab

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