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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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weil sie den Schauspielern nichts tun, aber trotzdem richtig gefährlich aussehen. Nur wenn du sie ganz doll ärgerst, sondert sie ein paar ihrer Härchen ab, und das juckt dann eine Weile.«
    »Woher weißt du das denn?«, fragte ich meine Schwester vollkommen entgeistert.
    »Von Steven Spielberg«, sagte sie völlig ernst. »Das hat er in einem Interview gesagt. In einem seiner Filme hat nämlich genau so eine Spinne wie die hier mitgespielt.«
    Tommy stand auf und reckte sich.
    »Sanne hat recht. Sie ist vollkommen harmlos. Wenn du Glück hast, kommt sie sogar auf deine Hand.«
    Na, so viel Glück wollte ich aber dann doch nicht haben. Ich stand ebenfalls auf. Ich beschloss, lieber keine Frage mehr zu stellen. Ich hatte das Gefühl, ich sei der Einzige, der hier überhaupt nichts wusste.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte ich ratlos. »Wollte die uns nur erschrecken?«
    »Theoretisch bräuchten wir nur an ihr vorbeizuspazieren.« Tommy atmete einmal tief ein und aus. »Aber ich glaube, so einfach geht das nicht.«
    »Warum nicht?«, wollte ich wissen.
    »Weil wir ein Problem haben.«
    Im selben Moment verstand ich. Janine! Tommy blickte mich an und lächelte.
    »Du hast recht«, sagte ich. »Es wird verdammt schwer, Janine an der Spinne vorbeizulotsen. Und was machen wir jetzt?«
    »Wir könnten einen Pfad durch das Gestrüpp schlagen und sie so umgehen.«
    Tommy zeigte auf die Machete, die ich immer noch in der Hand hielt. »Versuch’s doch mal damit.«
    Also zog ich die Machete aus dem Futteral und machte mich ans Werk. Hieb um Hieb setzte ich dem Gestrüpp zu, doch jeder Schlag schien ins Leere zu gehen. Es war sinnlos. So kräftig ich auch schlug, die Schneide drang zwar in das verfilzte Unterholz, aber sie federte auch gleich wieder heraus. Verblüfft hielt ich inne und drehte mich zu den anderen um.
    »Das ist wie Gummi! Da komm ich nie durch!«
    »Tja … «, sagte Tommy. »Wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl.« Er drehte sich zu Janine um und rief sie heran.
    »Janine, ich glaube, du musst die Spinne entfernen.«
    Janine zuckte zusammen. »Niemals! Das kann ich nicht!««
    »Du wirst es müssen. Joe hat es ausprobiert. Der Urwald ist undurchdringlich. Und wenn ich darüber nachdenke, glaube ich, dass es wieder eine Prüfung ist. Du musst deine Angst überwinden, Janine, genau wie Joe seine Angst vor dem Wasser überwunden hat.«
    Janine holte tief Luft und betrachtete das haarige kleine Ungeheuer. Ein Schauder durchlief ihren Körper.
    »Und wenn sie beißt? Und ihre Haare sind so eklig, und … und … «
    Tommy schaute sie fest an. »Sie ist ungiftig. Und sie ist friedlich. Sanne hat sie im Fernsehen gesehen. Sie wird dir ganz bestimmt nichts tun. Denk an Joe! Er hatte solche Angst vor dem Wasser, und doch hat er sich überwunden!«
    »Und wenn ihr es probiert?«, startete Janine einen letzten Versuch.
    Wir blickten sie an. Ich war mir jetzt ziemlich sicher, dass Tommy recht hatte. Wir anderen würden die Spinne ganz bestimmt nicht dazu bewegen können, den Pfad zu verlassen. Und Gewalt antun wollten wir ihr nicht. Ich sah, wie Janine unsere Gedanken las.
    »Ich muss es also tun … «, murmelte sie. In diesem Moment tat sie mir unendlich leid.
    »Mach es«, sagte Sanne leise und legte ihre Hand auf Janines Arm. »Ich bleib neben dir und helfe dir, wenn es sein muss.«
    Janine antwortete nicht. Der Ekel und der Widerwille waren von ihren Augen abzulesen. Es musste furchtbar für sie sein. Ihr kullerten zwei Tränen über die Wangen.
    »Wir kommen hier sonst nicht raus?«, schluchzte sie und schaute Tommy verzweifelt an.
    Der schüttelte den Kopf. »Das ist deine Prüfung. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Janine wusste jetzt, dass es sein musste. Eine volle Minute lang stand sie da, fixierte die Spinne und atmete tief ein undaus. Und was sie dann tat, das hätte ich ihr niemals, wirklich niemals, zugetraut. Aber plötzlich sah Janine Tommy an und sagte einfach nur: »Okay!«
    In diesem Moment bewunderte ich sie so sehr, dass mir mein eigener Mut ganz klein vorkam. Zentimeter für Zentimeter ging sie auf die Spinne zu. Dann war sie nur noch etwa eine Armlänge von ihr entfernt. Das Tier rührte sich nicht einen Millimeter.
    Janine stand eine Weile vor dem großen Tier und versuchte, die Situation einzuschätzen. Schließlich schien sie sich sicher zu sein, dass die Spinne keine Reaktion zeigte.
    »Sie ist harmlos, sie ist harmlos … sie ist nicht eklig … «, hörte ich sie murmeln. Wir sahen, wie sehr

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