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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ängstliches Gesicht! Hundert Meter Nichts unter mir, nur eine Hand zum Festhalten, einen trägen Hund unter dem Arm und womöglich auf eine verfaulte Bohle treten – da sollte ich kein ängstliches Gesicht machen? Ich folgte Tommy kopfschüttelnd zu den Mädchen.
    »Es gibt einen Weg über die Schlucht«, eröffnete Tommy den beiden, die uns erwartungsvoll anblickten.
    »Was für einen Weg?« Janine horchte auf.
    »Es gibt eine Hängebrücke, ein Stück unterhalb des Randes.«
    »Oh Gott!«, rutschte es Sanne heraus. »Da kriegst du mich nie rüber! Mir wird schon schwindlig, wenn ich bei uns zu Hause bloß aus dem Fenster sehe! Und das ist nur der dritte Stock!«
    »Aber die Hängebrücke ist so stark und fest, dass dreißig Elefanten drüberrennen könnten.« Tommy blieb unerschütterlich, obwohl er verständnisvoll nickte.
    »Meinst du, du hättest etwas weniger Angst, wenn dunichts sehen könntest? Was ist, wenn du die Augen zumachst?«
    »Ich weiß nicht«, druckste Sanne.
    Tommy schmunzelte. Er hatte eine Idee.
    »Hey, denk einfach daran, dass es vorhin bei Joe auch geklappt hat!«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, am See! Joe hat die Augen zugemacht, und durch war er!«
    Sanne sah nicht sehr begeistert aus.
    »Aber dann hat er sie wieder aufgemacht! Ich schaffe das bestimmt nicht, meine Augen die ganze Zeit zusammenzukneifen.«
    »Kein Problem. Dann binden wir dir halt die Augen zu!«
    Tommy nahm eines der Handtücher aus dem Rucksack und band es Sanne um den Kopf. Das sah zwar urkomisch aus, aber es erfüllte seinen Zweck. Durch das Ding konnte sie nun weiß Gott nichts mehr erkennen.
    »Siehst du was?«
    »Nein.«
    »Gut. Dann nimm mal meine Hand, und wir gehen los.«
    »Halt!«, rief ich. »Wir könnten uns alle aneinander binden. An den Seiten der Brücke hängen genug lose Seile herum. Außerdem müssen Tommy und ich Jever und Lazy auf den Arm nehmen, da ist es sowieso besser, wir sichern uns ab.«
    »Gute Idee«, meinte Tommy. »Was meinst du, Sanne? Ichgehe vor, und du kommst gleich hinter mir. An den Gürtelschlaufen unserer Jeans können wir uns mit den Seilen zusammenbinden. Wie ein Bergsteigerteam. Dann kann ich auch den Rucksack auf den Rücken und Jever auf den Arm nehmen.«
    Sanne zuckte hilflos mit den Schultern. »Macht, was ihr wollt. Hauptsache, ich sehe nichts!«
    Die Entscheidung war gefallen. Tommy ging noch einmal vor zur Hängebrücke und entfernte mit der Machete ein paar überflüssige Seile, die bei der Verknüpfung der Seitenteile übrig geblieben waren. Dann verbanden wir uns mit Hilfe der Seile an den Schlaufen unserer Jeans, sodass zum Vordermann ein Abstand von ungefähr einem Meter blieb, und prüften die provisorischen Verbindungen noch einmal durch kräftiges Zerren.
    Das sah schon komisch aus: Wir Vier aufgereiht an einer Schnur, zwischen uns ein Mädchen mit einem dicken Handtuch um den Kopf, und dann noch zwei Hunde auf den Armen, von denen der eine genüsslich faul seinen Kopf auf meine Schulter legte und der andere erbost kläffte, weil er nicht rumhopsen konnte!
    »Seid ihr so weit?«, fragte Tommy.
    »Wir sind so weit«, antwortete Sanne mit fester Stimme.
    »Gut. Wir sollten aufpassen, dass wir gleichmäßig laufen mit den Seilen am Körper. Stolpern sollten wir nun nicht gerade.«
    Vorsichtig setzten wir uns in Bewegung. Tommy gingvoraus, Jever unter seinen linken Arm geklemmt. Der Kleine guckte etwas verwirrt und schien nicht zu verstehen, warum er denn nicht laufen durfte. Hinter Tommy kam Sanne, dann folgte Janine. Ich bildete das Schlusslicht, mit meinem Hund unterm linken Arm. Ein Basset ist gar nicht so leicht, wie man denkt, und ich wusste schon jetzt, dass mein Arm lahm werden würde, bevor wir drüben waren.
    Sanne schien sich ganz ihrem Schicksal ergeben zu haben. Sie hatte Tommy die eine Hand auf die Schulter gelegt und ließ sich führen. Als wir die Stufen erreichten, musste sie kurz loslassen, denn alle zugleich konnten wir mit dem Seil um die Hüften nicht hinabsteigen. Tommy reichte Sanne die Hand. Vorsichtig überwanden wir die wenigen Stufen bis zur Plattform.
    »Seid ihr immer noch bereit?«
    Kopfnicken. Sanne legte beide Hände auf Tommys Schultern.
    »Das geht so nicht, Sanne«, sagte er. »Es ist besser, du hältst dich rechts und links mit beiden Händen am Geländer fest. Das ist viel weniger wacklig. Glaubst du, du schaffst das?«
    Sanne bekam kein Wort heraus, aber sie nickte hastig.
    »Gut. Wir sind richtig stolz auf dich. Dann wollen wir

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