Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
fiel. Und dann entdeckte ich tatsächlich etwas.
»Hey!«, rief ich. »Hier ist ein Falke, der glimmt!«
Fast in derselben Sekunde ertönte Sannes Stimme von der anderen Seite der Kammer.
»Hier leuchtet auch einer! Seht nur!«
»Da! Und der auch!«, rief Janine. Tommy schaute aufmerksam von einem Symbol zum anderen. Wir warteten noch eine Minute, dann wussten wir es: »Es sind fünf … «, flüsterte ich. »Genau fünf.«
Fünf Hieroglyphen stachen aus der Menge der Schriftzeichen in dunklem, glimmendem Rot hervor.
»Mann!«, entfuhr es Tommy. »Diese Zeichen kenne ich ganz genau!«
»Was?« Ich war platt.
»Ja, die kenne ich. Ich will euch ja nicht langweilen, aber ihr müsst wissen, dass Hieroglyphen über viele Jahrhunderte nicht entziffert werden konnten. Erst ein Franzose namens Champollion hat das geschafft. Ich meine, es müsste im Jahr 1822 gewesen sein.«
»Lieber Freund, bitte sag doch einfach nur, was die Dinger bedeuten!«, seufzte ich.
»Das tue ich ja gleich. Aber ihr solltet schon wissen, wieso ich gerade diese Zeichen kenne. Die Bedeutung der anderen hier alle kenne ich nämlich ganz und gar nicht.«
Jetzt wuchs unsere Spannung ins Unermessliche.
»Dieser Franzose nämlich hatte dabei auch ein bisschen Glück. Denn man hat eine Namenskartusche mit den damals bereits bekannten Namen von Kleopatra und Ptolemaios gefunden. Und diese beiden Namen waren auch in Hieroglyphen geschrieben. Daher kannte er zumindest die Buchstaben, die in diesen beiden Namen vorkamen. Die restlichen Buchstaben hat er dann mühsam rekonstruiert.«
»Ja, und?« Sanne wurde ungeduldig.
»In dem Artikel, den ich darüber gelesen habe, war die Übersetzung anhand des Namens Ptolemaios dargestellt.Und da habe ich entdeckt, dass da ja die Buchstaben meines eigenen Namens drinsteckten.«
Es dauerte ein Weilchen, ehe bei mir der Groschen fiel.
»T, O, M und I … Tommy! Aber dein Name schreibt sich mit Ypsilon. Was ist mit dem Ypsilon?«, fragte ich neugierig.
»Das hatten die alten Ägypter nicht. Na, und das mit Ptolemaios war schon ein Ding. Dadurch konnte ich meinen Namen in Hieroglyphen schreiben. Das habe ich mir natürlich leicht gemerkt.«
»Du meinst … «, Janine sah ihn fassungslos an. »D u meinst, dass diese fünf Zeichen Tommy heißen?«
»Das meine ich nicht nur, das weiß ich. Sieh hier: Dieser kleine Buckel ist das T, der Vogel, der wie eine Taube mit gestutzten Flügeln aussieht, ist das O, der Falke bedeutet M und die beiden Federn stehen für das I. Ich hab das früher oft geübt. Denn wer weiß schon, wie sich sein Name auf ›Hieroglyphisch‹ schreibt?«
Tommy lächelte. Ich konnte nichts mehr dazu sagen und schwieg.
»Wie kann jemand aus dieser Welt deinen Namen wissen?« Sanne zweifelte immer noch. »Und was soll es bringen, dass die Zeichen leuchten?«
»Hey!«, schrie Janine. »Die Bilder bewegen sich!«
Bei unserer Diskussion hatten wir nicht mehr auf die Hieroglyphen geachtet. Ungläubig schauten wir jetzt auf die fünf Zeichen und sahen, dass sie aus der Wand leicht hervortraten. Nicht allzu viel, vielleicht zwei Zentimeter.Aber sie ragten eindeutig wie Figuren aus den Wänden heraus.
»Was kann das bedeuten?«, fragte ich ratlos. Für lange Sekunden zermarterten wir uns das Hirn und suchten nach einer Antwort. Dann schließlich kam Sanne ein Einfall.
»Vielleicht sind es ja Schalter? Und wenn wir sie in der richtigen Reihenfolge drücken, kommen wir hier raus!«
»Keine so schlechte Idee«, meinte Tommy. »Willst du’s versuchen?«
»Nein, vielen, vielen Dank«, sagte Sanne entschieden. »Die Dinger bedeuten Tommy und nicht Sanne! Du hast es selbst gesagt, du drückst die Bilder in die Wand und wir die Daumen!«
Tommy lächelte. »Na, dann aber ganz fest!« Er sah von einem zum anderen. »Was meint ihr?«
»Mach es!«, sagte ich, und Janine nickte nur heftig.
»Also gut.« Tommy ging zu den immer noch rot glühenden Symbolen an den Wänden und drückte sie in der Reihenfolge der Buchstaben seines Namens alle nacheinander wieder zurück in die Wand. Als er damit fertig war, stellten wir uns mitten in den Raum und warteten ab, was passieren würde.
Die Veränderung kam schneller, als wir dachten. Genau unter unseren Füßen leuchtete auf einmal der Boden. Erschrocken sprangen wir zurück. Das kreisrunde Leuchten hatte eine unbeschreibliche Farbe. Dann, von einer Sekunde zur nächsten, bildete sich ein kleiner, rechteckigerFleck inmitten dieses Kreises. Zuerst sah der Fleck
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