Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
verstummte. Ratlos standen wir vor dem gigantischen Block aus Fels. Wir hatten verloren. Wie sollten wir hier jemals wieder herauskommen? Zwei schwarze, mit einer dunkelgrün schimmernden Oberfläche versehene Metallstücke ragten etwas oberhalb der Mitte aus dem Gestein hervor.
Tommy machte einen Schritt nach vorn und berührte die Teile.
»Der Klotz muss Tonnen wiegen«, murmelte er.
»Eine Holografie wäre nicht schlecht«, sagte Janine. »Die könnte uns den Weg frei machen.«
Ich musste an den Beginn unseres Abenteuers denken.
»Die Holografie hat uns nur einen kleinen Hinweis gegeben. Aber dass wir durch die Wand gehen mussten, hat sie uns nicht gesagt. Du bist schließlich einfach reingefallen.« Ich deutete auf den Felsblock und sagte: »Wie ist es, hau doch einfach mal dagegen, vielleicht klappt es ja noch mal!«
Tommy hatte die ganze Zeit schon dagegen gedrückt, aber nichts war passiert. »Nein«, sagte er, »selbst Janine mit ihrem Dickkopf kommt da nicht durch.« Er lachte sie an, als sie protestieren wollte. »Nimm’s nicht so ernst, das war ein Kompliment! Du hast uns ja erst hier reingebracht.«
Er trat ein paar Schritte zurück und musterte nachdenklich den Block, der uns den Weg versperrte.
»Irgendwie erinnert mich das Ding an etwas. Ich meine, so einen ähnlichen Stein schon mal beim Zahnarzt gesehen zu haben.«
»Beim Zahnarzt?«, fragte Sanne ungläubig.
»Ja. Da liegen doch immer so Zeitschriften rum. Und in einer habe ich so einen Stein gesehen. Aber verdammt, worum ging es da?« Er schloss die Augen und konzentrierte sich.
Janine wollte ihn nicht stören, aber still sein konnte sie auch nicht.
»Vielleicht ein Ratgeber oder ein Reiseführer«, murmelte sie. »So was hat mein Zahnarzt auch im Wartezimmer.«
»Das ist es!«, rief Tommy und riss die Augen auf. »Es war ein Reiseführer! Genau! Janine, du bist Gold wert! Ich könnte dich küssen! Da war ein Bericht über Ägypten drin. Ich konnte gar nicht mehr aufhören mit Lesen und war richtig sauer, als ich ins Behandlungszimmer musste.«
»Nun sag schon, was stand drin?«, drängten wir ihn.
»Es ging um die Cheops-Pyramide. Das ist die größte der Pyramiden von Gizeh bei Kairo. Hunderte Wissenschaftler haben dieses Weltwunder erforscht, aber es ist noch keinem gelungen, all seine Geheimnisse zu lüften. Das Alter der Pyramiden schätzt man auf über viereinhalbtausend Jahre, und erst vor Kurzem hat man ein neues Geheimnis entdeckt, das bis heute ungelöst ist.«
Atemlos lauschten wir Tommys Worten. Das war wieder der alte Tommy!
»Und? Was für ein Geheimnis? Nun sag schon!« Ich war ganz nervös vor Ungeduld.
»Man hat in der Königinnenkammer vier Gänge entdeckt, die schräg nach oben führten.«
»Schräg nach oben … «, flüsterte Sanne.
Tommy nickte. »Genau wie hier. Erst hat man gedacht, es handelt sich um Lüftungsschächte, aber genau wusste man es nicht. Niemand konnte in diese Schächte hinein und sie erkunden, weil die Wände glatt waren und für einen Menschen zu eng.«
Tommy blickte den Gang hinunter. »Der hier allerdings ist dagegen riesig. Aber wie auch immer, man baute einenkleinen Roboter und ließ ihn die Schächte hinauffahren. Und ratet mal, was sich am Ende eines dieser Schächte befand!«
Verwirrt starrten wir ihn an und Janine fragte: »Ein Schatz?«
»Nein«, lachte Tommy. »Ein Verschlussstein! Wie eine Art Tür! Und jetzt ratet mal, wie dieser Stein wohl ausgesehen hat … «
»Doch nicht wie der hier?«, fragte ich vorsichtig und zeigte auf den riesenhaften Klotz, der uns den Weg versperrte.
»Aber ganz genau wie der hier! Der Roboter hatte ein Foto gemacht, und auf dem waren genau dieselben Metallbolzen zu sehen wie auf diesem Felsstück hier. Seht ihr? Der eine ist noch ganz, aber bei dem anderen scheint ein Stück herausgebrochen. Das ist ganz genau der gleiche Stein, nur dass dieser hier größer ist.«
Tommy war fertig mit seinem Vortrag, und wir versuchten, das Gesagte zu verarbeiten. Lag dort hinten ein Geheimnis verborgen, das womöglich viereinhalbtausend Jahre darauf gewartet hatte, entdeckt zu werden? Aber wenn ja, warum sollte es auf uns gewartet haben? Mein Mund wurde trocken. Und das lag nicht nur an der Luft in diesem Gang.
»Man glaubt, dass die Metallbolzen aus Kupfer sind. Natürlich ist das im Laufe der vielen Jahre verrottet. Daher ist einer der Bolzen auch kürzer als der andere. Vermutlich ist ein Stück abgebrochen.«
»Und dann?«, fragte Janine. »Hat man
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