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Das Buch der Gleichnisse

Das Buch der Gleichnisse

Titel: Das Buch der Gleichnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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niederzuschreiben war, und dies würde den Schlusspunkt setzen!
    Punkt. Obgleich er von dem unerklärlichen Gefühl gejagt wurde, dass es die neun herausgerissenen Blätter waren, die die eigentliche Einsicht enthielten. Wie in den Fluss des Pfeils hinabgesenkt zu werden. Und da er jetzt, dicht an der Grenze, von den glänzenden Augen der Freunde umringt war, mit der eindringlichen Frage Wie hängt dies zusammen? , und er eine Verantwortung für sie fühlte, wurde er von einer wachsenden Wut angesichts dieser von den Eltern ihm aufgezwungenen Unsicherheit erfüllt.
    Alles blieb als Rest hängen.
    Wenn es überhaupt die Eltern waren, die er suchte.
    Also seine Eltern. Er wird jetzt von einer solchen Erregung ergriffen, dass es ihm beinahe Herzflimmern verursacht. Hatte er nicht selbst an einer Fernsehsendung teilgenommen, vollkommen offen ausgestrahlt in den Geräten!, in der es um die Verwechslungen ging, die in seiner Familie vorgekommen waren! Wo er sich scheinbar unberührt auf dem Bildschirm geäußert hatte, und Erwiderungen und Gedanken vorgebracht hatte, alles mit einer trügerischen Ruhe und in autoritativem Ton!
    Aber nicht die einfache Frage hatte beantworten können, wo er selbst geboren war. Und von wem!
    Wenn er auf der Krankenstation von Bureå geboren worden wäre, hätte er mit Leichtigkeit verwechselt werden können, wo es vorkam, dass eine Schwester sorglos mit zwei Neugeborenen auf den Armen eintrat und den erschöpften Müttern die freie Wahl bot. Oder manchmal nicht einmal das. Man bekam ein kleines unschuldiges Bündel zugeworfen .
    Was war es da für ein Erbe, das ihm selbst zugeworfen worden war?
    Oder! War es vielleicht so, dass er zu Hause geboren worden war, wo er auf sicherere Art und Weise dem gierigen Schoß der Mutter entrissen werden konnte und wo der Vater mit größerer Sicherheit hatte feststellen können, dass diese Mutter wirklich die Mutter des Kindes war, und er selbst damit auch der Vater?
    Vater des Kleinen. Dessen Bruder mit dem gleichen Namen wie er selbst! totgeboren! zwei Jahre zuvor! aus dem Mutterschoß gerissen worden war. Und vielleicht er selbst war .
    Oder. Wer war er eigentlich? Oder wer war er geworden.
    Die Sendung im Fernsehen hatte behauptet, dass im Laufe weniger Jahre!, der Jahre, die von der Fernsehredaktion überprüft worden waren!, fünf Kinder verwechselt wurden, nur auf dieser kleinen Krankenstation! Und dass man diese Anzahl mit Hunderten anderer kleiner Krankenstationen zu dieser Zeit in Schweden multiplizieren konnte, eintausendneunhundertvierzig Jahre nach Christi weit besser verifizierter Geburt. Dass diese Zahl so groß war, dass auch er zu den Vertauschten gezählt werden konnte. Beinahe ganz sicher. Kein Wunder, dass die Revisionsarbeit viele Jahre erforderte.
    Für den Fall. So dass er sich als eine berichtigte Ausgabe betrachten konnte.
    Um sich zu fassen in seiner Unsicherheit und da er nicht wie die Trinker einen Schnaps kippen konnte, stellt er jetzt scharfe Fragen. Wie viele in seiner Verwandtschaft waren verrückt geworden? Oder waren auf jeden Fall anderst .
    Das Dorf war ja voller Schriftsteller. Als sei eine ansteckende Krankheit durch das nördliche Västerbotten gezogen. Dies konnte möglicherweise erklären, dass er selbst einmal in der Zeit der Trunkenheit, und nur gerettet von seinen starken, gut trainierten Beinen, also dort oben in der Dunkelheit auf der endlosen schneebedeckten isländischen Ebene! es vermocht hatte, mit Christi helfender Hand die Rettung zu erlangen.
    Das mit der Helferhand war jedoch nicht wahr, hatte er beharrlich behauptet. Er hatte sich ja selbst erlöst!
    Aber das, was gleich daneben aufgezeichnet war? Das Wegrevidierte, das bei der Gedenkstunde im Gemeindehaus nicht vorgebracht worden war? Welche waren speziell, wie der Vater Elof, dessen Dichternatur ja jetzt nicht länger geleugnet werden konnte, und welche waren nur verrückt? Oder hatten einen Anstrich von etwas, was in den Geburtsbüchern als warnendes Beispiel geschildert werden konnte? Dass die Großmutter des Vaters, Margareta, nachdem sie 1886 im Laufe von drei Monaten sechs Kinder durch die Würgekrankheit verloren hatte (es muss Diphtherie gewesen sein, sie wurden blau und starben), dass sie da verrückt wurde, war ja natürlich. Sie war vierunddreißig Jahre in der kleinen Kammer eingeschlossen und schrieb Wörter an die Wände, bis sie ihr die Bleistifte abnahmen. Da kritzelte sie weiter Dichtungswörter mit Hilfe eines Sechszollnagels.

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