Das Buch der Gleichnisse

Titel: Das Buch der Gleichnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist

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Verlobten, und plötzlich war der Schalter umgelegt. Das All war da wie aus dem Gleichgewicht geraten, außer Kontrolle. Das Zentrum fehlte. Sie hatte keine Macht, oder ob es der Onkel oder der des Hauses verwiesene Verlobte waren, die den Stecker herausgezogen hatten, das war unklar, aber das All war ins Chaos gestürzt, und danach folgte nur noch Trauer. Trauer Trauer Trauer.
    Am größten von allem ist die Liebe, aber wenn rechts und links die Leute starben, und somit abgekoppelt wurden, was war denn dann das Leben?
    Sie wurde wie verwirrt vom Glauben und kam ins Irrenhaus.
    Es ist klar, dass er nachdenklich wurde und sich fragte, was eigentlich passiert war.
    Es war ein sonderbarer Brief.
    Sie saß also da im Irrenhaus von Umedalen auf ihrem Stuhl und hatte die Augen geschlossen und schrieb und dichtete, und stellte sich vor, wie es für die Mutter gewesen war, die jetzt kochend heiß erlöst war: Wie das Siruploch der Mutter (sie benutzte diesen Ausdruck nach dem Ausbruch der Krankheit) gleichsam das All kontrollierte, das der Onkel aus Arvidsjaur oder der hinausgeworfene Verlobte? war, das blieb ja unklar. Dieser Letztere lebte inzwischen im Glauben an seinen Erlöser, das war das Bittere. Er konnte gut schon in Johannelund durchgekommen , aber jetzt, zu spät! unisono gläubig geworden sein, und war die Ehe eingegangen.
    Mit einer, deren Namen die Großkusine nicht in den Mund nehmen wollte.
    Da hatte er – nachdem er den Brief in der Studentenbude in Uppsala gelesen, die handgeschriebenen Seiten anschließend jedoch nicht auf dem Klo verbrannt hatte – verstanden, warum er den Brief erhalten hatte. Sie träumte von ihm selbst: als dem Verlobten.
    Sie hatte einen Brief an ihren Geliebten geschickt, der sie einmal berührt hatte.
    *
    Er vergaß, wo er angefangen hatte. Die Vorbilder! Es stimmt, die Großkusine aus Istermyrliden, aber schwer einzufügen in die berichtigte Rede im Gemeindehaus.
    Aber wie viel hatte er von ihr gelernt!
    Die Tochter, die geisteskrank wurde. Verkauft an Christus. Man muss das klarstellen. Man muss es doch sagen können, wie es war, und nicht, wie hier, mit Jesus als Dreh- und Angelpunkt herumlaufen. So hatte diese Großkusine es erlebt, sie war an Jesus angepflockt worden, war aber im Kreis gelaufen, mit der Lust als Zugkraft. Da wurde sie geisteskrank. Er selbst hatte aber ihre biblisch schauernden Beschreibungen dessen, wie es sein sollte , gelesen, ihre Träume vom Onkel der Mutter in Arvidsjaur, und er hatte, weil damals keine Schritte zu hören gewesen waren, an ihre Brust gerührt. Was nützt es zu lügen.
    In Paris hatte er an sie gedacht, sie aber mit dem Jungen Siklund verwechselt. Das war durch das Arbeitsbuch klargestellt. »Es ist Nacht. Es wird ein eiskalter Morgen. Warum kam es so.«
    Malin hieß sie dem Vernehmen nach .
    Er hatte die ganze Zeit, die er sie kannte, Angst gehabt. Sie war eine Spinne, mit Brüsten. Die allzu Erlösten sind Spinnen, die sich in sich selbst verfangen. Wie die Fliegen im Kuhstall, am Fliegenfänger. Tausend sterbende Flügel. Sie kam nicht los. Vielleicht war es ebenso für ihn selbst, dass dies mit der Liebe war, irgendwie kochend erlöst zu werden. Und wie kam man davon los?
    Wo lag der Fehler. Bei ihm.
    Wenn sich doch jemand der Verlorenen auf Burheden annähme.
    Bei näherem Nachdenken hatte er sie einmal angefasst.
    Warum es nicht zugeben. Es war, bevor sie verrückt wurde, aber damals wurde sie nicht verrückt. Sie soll im Glauben an ihren Erlöser gestorben sein, also die Großkusine, die er angefasst hatte, ihre linke Brust also, Malin. Dies mit dem Erlöser auf jeden Fall laut dem Nekrolog im Norran.
    Der jedoch verschwieg, dass sie sie im Irrenhaus in die Knie gezwungen hatten, und sie daraufhin erlöst und wieder fröhlich und deshalb entlassen wurde.
    Er summiert: Nein, ich bin nicht schuldig.
    Er hatte sehr viel später einmal der Mutter erzählt, was er vonne Tyra hielt, dieser Richterin des Kirchspiels. Dieser unversöhnlich kochend Erlösten, mit all ihren Regeln. Und mit seiner ruhigsten Stimme gesagt, er war da über fünfzig Jahre alt, dass, wenn es eine Hölle gäbe, diese Tyra Nordmark bestimmt darin brennen würde, sie, die mit dem Erlöser als Schlagwaffe in der rechten Hand die Tochter gleichsam niedergeknüppelt hatte, so dass sie verrückt geworden war.
    Oder in Öl gekocht, also natürlich nur, wenn es eine Hölle gab.
    Und seine Mutter hatte ihn verwundert und fast gelähmt angestarrt und gefragt Aber wie