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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Poulsenn übertragen wurde, war doch bereits ein Täuschungsmanöver. Was verstand denn einer wie Poulsenn von Sexualmorden, er war doch IA-Agent, genau wie Sie selbst?«
    »Les hatte auch in der Mordkommission gearbeitet. In der Wilshire-Division.«
    »Wie lange?«
    »Zwei Jahre.«
    Milo applaudierte lautlos. »Ganze vierundzwanzig Monate durfte er Schießereien zwischen rivalisierenden Banden bearbeiten, und dann wird er plötzlich als Ein-Mann-Team mit einem fiesen Mordfall wie dem von Janie betraut. Sein eigentlicher Job war es doch, Willie und Caroline in Watts zu bewachen, weil Willie Ihrer Familie lieb und teuer war.«
    Broussard sagte: »Es war doch ein ständiger Eiertanz mit diesem… Willie. Die Familie hat sich immer wieder für ihn eingesetzt. Ich habe meiner Frau einen funkelnagelneuen Sedan de Ville gekauft, und sie hat ihn Willie geliehen. Das Auto eines IA-Mannes am Tatort eines Mordes.«
    Ein jammernder Unterton hatte sich in die Stimme des Polizeichefs eingeschlichen. Wie ein Angeklagter, der sich zu rechtfertigen sucht. Das spürbare Unbehagen des Bastards erfüllte Milo mit einem Gefühl des Triumphs. Er fragte: »Was haben Sie der Familie erzählt, als Willie verschwand?«
    »Dass er in dem Haus verbrannt sei. Ich wollte, dass ein für alle Mal Schluss wäre.« Broussard deutete mit dem Kopf nach rechts, auf die übernächste Grabreihe. »Für sie ist Willie hier. Wir hatten eine kleine Trauerfeier im engsten Familienkreis.«
    »Wer liegt in dem Sarg?«
    »Ich habe in meinem Büro Papiere verbrannt und die Asche in eine Urne geschüttet, die wir dann hier beigesetzt haben.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Milo. »So etwas traue ich Ihnen durchaus zu.«
    »Nach meinem damaligen Kenntnisstand war Willie tatsächlich tot. Lester kam bei dem Brand ums Leben, der Russe wurde in einen Hinterhalt gelockt, und ich wusste, dass das alles mit Willie zu tun hatte, warum sollte also Willie nicht tot sein? Und dann ruft er mich eine Woche später an, hört sich halb tot an, erzählt mir, dass er schwere Verbrennungen hat und krank ist, will, dass ich ihm Geld schicke. Ich habe aufgelegt. Ich hatte die Schnauze voll. Ich gab ihm allenfalls noch ein paar Monate. Er war schließlich schwer drogenabhängig.«
    »Also ließen sie ihn sterben.«
    »Das hat er selbst erledigt.«
    »Nein, John, das hat Vance Coury gestern Abend erledigt. Hat ihn mit einer MP in zwei Teile zerlegt. Ich habe ihn eigenhändig begraben, ach, wenn Sie wollen, kann ich das, was von ihm übrig ist, wieder ausbuddeln, dann graben Sie die Urne wieder aus, und wir bringen alles in Ordnung.«
    Broussard schüttelte ganz langsam den Kopf. »Ich hatte Sie für schlau gehalten, aber Sie sind leider ziemlich dumm.«
    Milo erwiderte: »Wir sind ein gutes Team, John, Sie und ich. Gemeinsam kriegen wir das Puzzle am Ende doch noch zusammen, Sie werden sehen. Also, wer hat Schwinn vom Pferd gestoßen? Haben Sie das selbst erledigt, oder haben Sie jemanden geschickt? Ich tippe auf Letzteres, denn ein schwarzes Gesicht würde in Ojai zu sehr auffallen.«
    »Niemand hat ihn gestoßen. Er hatte einen epileptischen Anfall und stürzte in eine Schlucht, zusammen mit seinem Pferd.«
    »Waren Sie etwa dabei?«
    »Craig war dabei.«
    »Ah«, sagte Milo. Und dachte: Alex würde jetzt lachen. Falls er schon das Stadium erreicht hatte, in dem er wieder lachen konnte.
    »Glauben Sie, was Sie wollen«, sagte Broussard. »So hat es sich zugetragen.«
    »Was ich glaube, ist, dass Sie sich in die Hosen gemacht haben, als Sie das Album von Schwinn bekamen. Die ganzen Jahre hatten Sie Schwinn als ausgebrannten Speedfreak abgetan, und jetzt stellte sich heraus, dass er ein hervorragendes Gedächtnis hatte. Und Fotos obendrein.«
    Broussards Lächeln war herablassend. »Denken Sie doch mal logisch: Erst vor wenigen Augenblicken haben Sie eine komplizierte Theorie aufgestellt, wonach es mir darum ging, unliebsame Konkurrenz auszuschalten. Wenn das so wäre, warum sollte es mich dann jucken, dass Schwinn den Ingalls-Mord wieder ausgegraben hatte? Im Gegenteil, wenn der Verdacht auf die Cossacks fiele…«
    »Nur wusste Schwinn leider, dass Sie hinter der ursprünglichen Vertuschung steckten. Aber nachdem er aus dem Weg war, fanden Sie eine Möglichkeit, die ganze Geschichte zu Ihren Gunsten hinzubiegen. Wenn Sie eines sind, dann flexibel, John.«
    Broussard seufzte. »Sie sind ganz schön stur. Ich sagte Ihnen doch bereits, die Anweisung hatte den Zweck, Schwinns…«
    »Na

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