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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Fällen entwickeln sich ihre Kinder zu Monstern. Mit einem Freibrief für unmoralisches Verhalten. Aber es gibt Ausnahmen, und zu denen gehört Mr. Obey. Er ist genau so, wie er sich darstellt: fromm, ehrlich, integer, ein guter Vater und ein treuer Ehemann. Mr. Obey hat seinen Reichtum durch harte Arbeit, Weitblick und auch durch Glück erlangt, er wäre der Erste, der das Element des Glücks besonders betonen würde, denn er ist nicht zuletzt auch ein bescheidener Mann. S ie müssen also einsehen, dass er absolut nichts mit irgendeiner Vertuschung zu schaffen hatte. Wenn Sie den Namen Janie Ingalls erwähnen, wird er Sie nur verständnislos anstarren.«
    »Vielleicht probiere ich's mal aus«, sagte Milo.
    Broussards Miene verhärtete sich. »Lassen Sie die Finger von diesem Gentleman.«
    »Ist das ein dienstlicher Befehl, Chef?«
    »Es ist ein guter Rat, Detective.«
    »Wer war es dann?«, fragte Milo. »Verdammt, wer steckt hinter dieser Vertuschung?«
    Broussard fuhr mit dem Finger unter seinen Hemdkragen. Die Sonne, die inzwischen herausgekommen war, hatte ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben, und seine Haut glitzerte wie eine Asphaltpiste in der Wüste.
    »Es war nicht so, wie Sie denken«, sagte er schließlich.
    »Niemand hat einfach so angeordnet, dass die Ermittlungen im Fall Ingalls eingestellt werden sollten. Die Anweisung, es war eine Anweisung aus dem Department und zwar von ganz oben, zielte auf Schadensbegrenzung hinsichtlich der seit Jahren andauernden kriminellen Machenschaften von Pierce Schwinn. Denn Schwinn war schwer amphetaminsüchtig und ging enorme Risiken ein. Er war eine tickende Zeitbombe, und das Department beschloss, diese Bombe zu entschärfen. Sie sind nur zufällig an den falschen Partner geraten. Es hätte schlimmer für Sie kommen können. Man hat Sie verschont, weil Sie neu in der Truppe waren und niemand je beobachtet hatte, dass Sie sich an Schwinns Vergehen beteiligt hätten. Bis auf einen Fall, als Sie in der Tat gesehen wurden, wie Sie eine bekannte Prostituierte in Ihr Die nstfahrzeug einsteigen ließen und sie mit Schwinn durch die Straßen chauffierten. Aber in diesem Fall habe ich beide Augen zugedrückt, Detective. Ich ließ Sie in eine Abteilung versetzen, wo Sie bessere Aussichten hatten, anstatt Sie mit Schimpf und Schande aus dem Dienst zu jagen.«
    »Ist das jetzt der dramatische Augenblick, wo ich Ihnen für Ihre Gnade danken muss?« Milo hielt die hohle Hand ans Ohr.
    »Wo bleibt denn der verdammte Trommelwirbel?«
    Broussard zog angewidert die Mundwinkel nach unten.
    »Stellen Sie sich ruhig dumm, wenn es Ihnen Spaß macht.«
    »Ich brauchte Ihren Großmut nicht, John. Als ich diese Nutte vom Straßenrand auflas, hatte ich keine Ahnung, was sich daraus entwickeln würde. Ich hielt sie für eine Informantin.«
    Broussard lächelte. »Ich glaube Ihnen, Detective. Ich hatte mir fast schon denken können, dass Sie sich nicht an dieser Art von Rücksitzakrobatik mit einer Frau beteiligen würden.«
    Milos Gesicht begann zu glühen.
    Broussard sagte: »Nun tun Sie nicht so entrüstet. Ich will nicht vorgeben, für Ihre Veranlagung Verständnis zu haben, aber sie stört mich nicht weiter. Für solche Intoleranz ist das Leben einfach zu kurz. Ich weiß, wie man sich als Außenseiter fühlt, und ich habe es längst aufgegeben, den Menschen ihre Vorurteile austreiben zu wollen. Sollen die Heuchler doch denken, was sie wollen, solange sie sich korrekt benehmen.«
    »Sie sind ja ein Ausbund an Toleranz.«
    »Nicht Toleranz, nur konstruktive Gleichgültigkeit. Es interessiert mich nicht, wie Sie sich in Ihrer Freizeit vergnügen. Sie interessieren mich nicht, um es auf den Punkt zu bringen, solange Sie Ihren Job erledigen.«
    »Wenn es denn in Ihrem Interesse ist, dass ich den Job erledige«, sagte Milo.
    Broussard gab keine Antwort.
    »Sie sind ein Außenseiter, wie?«, sagte Milo. »Für einen Außenseiter sind Sie aber verdammt schnell die Karriereleiter raufgeklettert.«
    »Harte Arbeit und Beharrlichkeit«, erwiderte Broussard. Es klang, als hätte er den Spruch schon tausendmal aufgesagt.
    »Und Glück. Und eine gehörige Portion ›Ja, Boss‹ und ›Wird gemacht, Massa‹ und ähnliche Arschkriecherei.« Er öffnete den Kragenknopf seines Hemds und lockerte seine Krawatte, gab den Ungezwungenen, Kumpelhaften. Seine Körpersprache war eine andere. »Damals, als ich noch Streife fuhr, habe ich mir immer Fotos in den Spind gehängt. Porträts von Männern, die ich

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