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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nun einmal sein musste, und blätterte die Morgenzeitungen durch, keine Zeile über die Blutnacht von Ojai, die Larners oder die Cossacks. Ein paar neue Attacken von Politikern und selbst ernannten Experten gegen John G. Broussard waren die einzige Verbindung zu dem, was mein Leben beherrscht hatte, seit ich das Mordalbum bekommen hatte.
    An einem Dienstag, einem ungewöhnlich milden Tag, ging ich nachmittags eine Runde joggen, und als ich zurückkam, saß Robin im Wohnzimmer.
    Sie trug ein schwarzes T-Shirt, schwarze Lederjeans und die Stiefel aus Eidechsleder, die ich ihr zum vorletzten Geburtstag geschenkt hatte. Ihr Haar war lang und offen, sie trug Makeup und Lippenstift und sah aus wie eine fremde Schönheit.
    Als ich auf sie zuging, um sie zu küssen, ließ ich sie meine verletzte Gesichtshälfte nicht sehen. Sie bot mir ihre Lippen zum Kuss, hielt sie aber geschlossen. Ihre Hand ruhte kurz auf meinem Nacken, dann ließ sie sie sinken.
    Ich setzte mich neben sie. »Ist die Tournee vorzeitig beendet?«
    »Ich habe mir einen Tag freigenommen«, antwortete sie. »Bin von Omaha hergeflogen.«
    »Wie läuft's denn so?«
    Sie gab keine Antwort. Ich nahm ihre Hand. Ihre Finger strichen kühl und matt über meine verbrannte Haut.
    »Bevor wir irgendein anderes Thema anschneiden«, sagte sie, »will ich dich über Sheridan aufklären. Er hat daran gedacht, Spike einen Hundekuchen mitzubringen, weil er Spike schon kannte und weil er selbst Hunde hat.«
    »Robin, ich bin…«
    »Bitte, Alex. Hör mir einfach nur zu.«
    Ich ließ ihre Hand los und lehnte mich zurück.
    »Sheridan ist ein sehr extrovertierter Mensch«, sagte sie, »und durch seinen Job steht er in sehr intensivem Kontakt mit mir. Ich kann dein Misstrauen also durchaus nachvollziehen. Aber jetzt mal das Wichtigste zum Mitschreiben: Sheridan ist gläubiger Christ, er ist verheiratet und hat vier Kinder, von denen das älteste noch keine sechs Jahre alt ist. Er schleppt seine gesamte Familie auf der Tournee mit, die ganze Crew macht ständig Witze darüber. Seine Frau heißt Bonnie, sie war Backgroundsängerin, bevor sie Sheridan kennen lernte und zur Religion fand. Sie sind beide genau so, wie man sich frisch Bekehrte vorstellt: übertrieben fröhliche, vor Eifer platzende Gutmenschen, die ständig ein Bibelzitat auf den Lippen führen. Es nervt, aber alle nehmen es hin, weil Sheridan so ein netter Kerl ist und als Tour-Manager kann ihm keiner das Wasser reichen. Wenn er tatsächlich versucht, auf mich einzuwirken, dann in Form von nicht allzu subtilen Bemerkungen in der Richtung, dass ich doch Christus in mein Leben einlassen soll, und nicht etwa durch schäbige kleine Tricks, mit denen er mich ins Bett kriegen will. Und ich weiß sehr wohl, dass die Einhaltung religiöser Vorschriften nicht unbedingt vor Fehlverhalten schützt, aber der Typ meint es wirklich ernst. Er hat noch nie auch nur im Entferntesten so etwas wie einen Annäherungsversuch oder irgendwelche sexuellen Andeutungen gemacht. Und wenn er bei mir im Zimmer ist, dann ist Bonnie meistens auch dabei.«
    »Es tut mir Leid«, sagte ich.
    »Ich war nicht auf eine Entschuldigung aus, Alex. Ich wollte es dir nur persönlich sagen. Damit du dich nicht länger quälst.«
    »Danke.«
    »Was hast du denn mit deiner Hand und deinem Gesicht gemacht?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Die alte lange Geschichte«, sagte sie.
    »Ich fürchte, ja.«
    »Das ist die andere Sache. Der zw eite Grund, weshalb ich gekommen bin. Unsere Situation. Nicht gerade einfach, nicht wahr?«
    »Du hast mir gefehlt«, sagte ich.
    »Du mir auch. Du fehlst mir immer noch. Aber…«
    »Ohne ›aber‹ geht's wohl nicht.«
    »Sei nicht böse.«
    »Bin ich nicht. Ich bin traurig.«
    »Ich auch. Wenn du mir gleichgültig wärst, hätte ich mir dieses Treffen lieber erspart. Aber ich bleibe trotzdem nicht hier, Alex. Ich habe ein Taxi bestellt, das mich nachher zum Flughafen bringt, und ich werde zu den anderen zurückfliegen und bis zum Schluss der Tournee dabeibleiben. Kann sein, dass sie noch verlängert wird. Es läuft fantastisch, wir haben schon einen Haufen Kohle für die gute Sache gesammelt. Es ist sogar die Rede von einem Abstecher nach Europa.«
    »Paris?«, fragte ich. Sie begann zu weinen.
    Ich hätte ihr gerne Gesellschaft geleistet, aber ich war völlig ausgetrocknet.
    Wir verbrachten den Rest der Stunde Händchen haltend auf dem Sofa. Nur einmal stand ich auf, um ihr ein Taschentuch zu holen.
    Als das Taxi da

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