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Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Zenith , Fernando Pessoa
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Gelesenes, leblose Seiten einer gedruckten Biographie, Einzelheiten eines Romans, in einem dieser mittleren Kapitel, die wir lesen, während wir an etwas anderes denken und der Handlungsfaden erschlafft, bis er sich auf dem Boden windet.
    Am Strand dann, still bis auf die Wellen und den Wind, der hoch oben vorüberzog wie ein nicht vorhandenes Flugzeug, gab ich mich Träumen neuer Art hin – Nebelhaftes, Zartes, Wundersames, einen tiefen Eindruck hinterlassend, ohne Bilder, ohne Emotionen, rein wie Himmel und Wasser, widerhallend wie sich ausbreitende Strudel im Meer, das sich aufbäumt vom Grund einer großen Wahrheit; eine blau flimmernde, schräge Fläche in der Ferne, zu ihren Rändern hin in Grün übergehend, in dem andere schmutziggrüne Töne durchscheinen und die anbrandet, zischt, im bräunlichen Sand in tausend Arme ausläuft, in von Geifer gereinigtem Schaum, in sich alle Brandungen vereinend, alle Rückkehr zur ursprünglichen Freiheit, alle Sehnsucht nach Göttlichem, alle Erinnerung, wie jene eine – unbestimmt und schmerzlos oder glücklich, weil sie gut war oder anders – an einen früheren Zustand, ein Sehnsuchtsleib mit einer Seele aus Schaum, Ruhe, Tod, dieses Alles oder dieses Nichts, das jene Insel der Schiffbrüchigen umgibt, die das Leben ist.
    Und ich schlief, ohne schläfrig zu sein, fern schon von dem, was ich mit all meinen Sinnen sah, Dämmerung meines Ichs, Wasserrauschen unter Bäumen, Stille der großen Flüsse, Kühle trauriger Abende, schwerer Atem einer weißen Brust und in ihr Kindheitsschlaf und Kontemplation.

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    Die Annehmlichkeit, weder Familie noch Gesellschaft zu haben, dieser angenehme Geschmack nach Exil, in dem der Stolz des Exilierten, das vage Unbehagen, fern von daheim zu sein, durch eine unbestimmte Wonne mildert – all dies genieße ich auf meine Weise, gleichgültig. Denn ein Merkmal meiner Geisteshaltung will es, daß die Aufmerksamkeit für unsere Gefühle nicht über Gebühr gepflegt und selbst der Traum von oben herab betrachtet wird, mit dem aristokratischen Bewußtsein, daß er ohne uns nicht Traum sein kann. Dem Traum zuviel Bedeutung beimessen hieße letztlich einer Sache zuviel Bedeutung beimessen, die sich von uns gelöst, sich – soweit sie kann – zur Wirklichkeit aufgeworfen und somit das absolute Anrecht auf unsere Zuvorkommenheit verwirkt hat.

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    Das Alltagsleben ist ein Heim. Der Alltag ist eine Mutter. Nach einem längeren Ausflug in die hohe Poesie, auf die Berge erhabenen Strebens, auf die Felsen des Transzendenten und des Okkulten, schmeckt es besser als gut, schmeckt es nach allem, was warm ist im Leben, wenn man zurückkehrt in die Herberge, wo die glücklichen Toren lachen, um mit ihnen zu trinken, ein Tor wie sie, und wie Gott uns geschaffen hat, zufrieden mit dem Weltall, das uns zuteil geworden ist, und alles übrige denen überlassend, die Berge besteigen, um oben auf der Höhe nichts zu tun.
    Es beeindruckt mich nicht, wenn man von einem Menschen, den ich für einen Narren oder Ignoranten halte, sagt, er übertreffe einen Durchschnittsmenschen oftmals an Leistungsfähigkeit. Epileptiker entwickeln während eines Anfalls übermenschliche Stärke; Paranoiker ziehen Schlußfolgerungen, zu denen nur wenige normale Menschen imstande sind; einem religiösen Wahn Verfallene scharen solche Mengen von Gläubigen um sich, wie nur wenige Demagogen es (falls überhaupt) zustande bringen, und das mit einer inneren Überzeugungskraft, die den Demagogen für ihre Anhänger fehlt. All das beweist nur, daß der Wahnsinn Wahnsinn ist. Ich, der ich die Schönheit der Blumen kenne, ziehe eine Niederlage einem Sieg inmitten einer Wüstenei vor; denn letzterer leidet an der Verblendung der mit ihrer Nichtigkeit allein gelassenen Seele.
    Wie häufig löst mein eigener belangloser Traum bei mir ein Gefühl des Entsetzens vor dem Innenleben aus, einen physischen Ekel vor Mystizismus und Kontemplation. Wie eilig laufe ich aus meinem Zimmer, wo ich dergestalt träume, ins Büro: Und kaum sehe ich Moreiras Gesicht, ist es, als hätte ich den rettenden Hafen erreicht. Wenn ich alles recht überdenke, ziehe ich Herrn Moreira der Welt der Gestirne vor, die Wirklichkeit der Wahrheit und das Leben im Grunde Gott selbst, seinem Schöpfer. Da er es mir denn so gegeben hat, werde ich es so leben. Ich träume, weil ich träume, aber ich tue mir weder die Schmach an, in meinen Träumen etwas anderes zu sehen als meine Privatbühne, noch betrachte ich den Wein,

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