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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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grinsend seine Fangzähne.
    Max hörte, wie Rockley nach Luft schnappte. Zu spät, armer Bastard.
    Im Raum war es still geworden, und die allgemeine Anspannung pulsierte wie ein sterbender Herzschlag.
    »Guten Abend und willkommen im Silberkelch.« Max musste vor Vioget den Hut ziehen; seine Stimme war so ruhig und gelassen, als würde er eine Dame zum Tee begrüßen. Aber Max wusste, dass die fünf Imperialvampire nicht gekommen waren, um Tee oder sonst ein Getränk zu sich zu nehmen. Noch nicht einmal das frische Zeug.
    Lilith hatte sie geschickt.
    Der Anführer machte drei Schritte nach vorne. Die Untoten an den Tischen neben ihm schraken zurück. Imperialvampire waren bekannt dafür, dass sie, wenn zornig, in kannibalistischer Weise über ihre eigenen Artgenossen herfielen.
    »Sebastian Vioget, man hat uns geschickt, um Sie zu unserer Herrin zu eskortieren.«

    »Bitte richten Sie ihr mein Bedauern aus, aber wie Sie sehen, bin ich heute Abend bereits verabredet.«
    Max war nicht entgangen, dass Vioget sich rückwärts auf die Ziegelwand hinter Rockley zubewegt hatte. Unter dem Vorwand, seine Jacke zurechtzurücken, schob Max sich auf Rockleys linke Seite, sodass dieser sich zwischen Sebastian und ihm selbst und nur wenige Zentimeter von der verborgenen Tür entfernt befand. Max würde Vioget nicht durch sie verschwinden lassen, ohne dass sie beide mit von der Partie wären.
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie ausgerechnet er dazu kam, auf einen Marquis aufzupassen - wieder einmal.
    »Sehr amüsant, Vioget. Also, Sie können es auf die einfache Art haben oder auf die harte.« Wie der Anführer mit dem linken Eckzahn seine Unterlippe liebkoste, ließ keinen Zweifel daran, dass er die harte Art bei weitem bevorzugte.
    Max berührte Rockleys Schultern und spürte, wie verkrampft er war. »Halten Sie sich bereit«, sagte er leise und ohne die Lippen zu bewegen. »Hinter Ihnen.«
    Aber sie bekamen nie die Chance.
    Plötzlich brach in dem Schankraum das Chaos aus - ein Tisch flog durch die Luft, Schwerter klirrten, Stühle zerbarsten; da waren Schreie, Kreischen und das Klatschen von Fleisch auf Fleisch.
    Max packte Rockley und beförderte ihn unter den Tisch, dann folgte er hinterdrein. Zur Hölle mit der Geheimtür; sie würden versuchen, sich an der Wand entlang hinauszuschleichen.
    Phillip, der völlig bewegungsunfähig gewesen war, erkannte plötzlich, dass seine einzige Hoffnung auf ein Entkommen darin
bestand, Victorias Cousin unter den Tischen hinterherzukrabbeln. Er ließ die Pistole in seiner Tasche los, als er nun endlich begriff, was Pesaro und Victoria ihm zu sagen versucht hatten. Zu spät.
    Es hatte nicht gereicht. Dieser hypnotische Sog in den Augen der Kneipenbesucher, die Art, wie sie in ihn einzudringen und seinen Willen zu schwächen schienen - nein, erst als diese fünf Männer mit den glühenden Augen und tödlichen Waffen das Lokal gestürmt hatten, war ihm klar geworden, dass er sterben würde.
    Er würde sterben, während noch immer all die Vorwürfe und der Zorn zwischen ihm und Victoria standen.
    Instinktiv wusste er, dass das Kruzifix in seiner Tasche nur wenig Schutz vor den fünf Kreaturen bot, also kroch Phillip Max hinterher und setzte damit seine einzige Hoffnung auf Überleben auf jenen Mann, der zu wissen schien, was er tat. Glasscherben und Holzsplitter bohrten sich durch seine feine Hose und schnitten ihm in die Hände. Etwas Dunkles und Klebriges ergoss sich von dem Tisch über ihm auf seinen Kopf und seine Schultern. Der Geruch von Rost drang ihm in die Nase. Hinter ihm ertönte ein lautes Krachen, dann roch er Laternenöl und kurz darauf den erstickenden Qualm eines wütenden Feuers.
    Er und Pesaro erreichten auf wundersame Weise jene Biegung der Wand, die zur Treppe dieses Ortes führte, an den er sich für immer als die Hölle auf Erden erinnern würde. Gebrüll und Kampfgeräusche verfolgten sie, als sie sich zentimeterweise im Schutz einer plötzlich dichten Rauchwolke an der Wand entlang vorarbeiteten. Phillip hätte am liebsten einen Triumphschrei ausgestoßen, als sie die unterste Stufe erreichten.

    Während sie die Treppe hochstolperten, sah Phillip, dass Max stehen geblieben war und sich nach hinten umsah. Er drängte ihn weiter, wohl wissend, dass es keine Möglichkeit gab, Vioget zu helfen oder sonst jemandem, der diesen fünf Monstern in den Weg geriet.
    Aber als sie oben - in der Freiheit - ankamen, standen sie plötzlich zwei weiteren der Kreaturen gegenüber.

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