Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
nicht. Er wollte nicht darüber nachdenken müssen, was wäre, wenn sie Recht hätte oder Unrecht.

    Als Phillip am nächsten Morgen noch immer nicht nach Hause zurückgekehrt war, hielt Victoria es nicht länger aus. Sie ließ die Kutsche kommen und machte sich auf den Weg zu Eustacias Haus.
    Ihrer Tante genügte ein einziger Blick, dann wusste sie Bescheid. »Er hat es herausgefunden.«
    Wütend darüber, dass ihre Hände zitterten und ihre Tränen zu fließen drohten, sank Victoria auf einen Stuhl. Sie nickte. »Er hat mir verboten, die Jagd fortzusetzen.«
    Eustacia wartete. Sie kannte die Macht des Schweigens. Das Ticken der Uhr markierte die Minuten und verringerte gleichzeitig die Hoffnung, die sie in Victoria gesetzt hatte.
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht tatenlos zusehen kann, wie Menschen sterben.«
    Eustacia nickte. Das war gut.

    »Er wurde wütend und ist gegangen. Seit unserem Streit gestern Früh ist er nicht mehr zurückgekommen.«
    »Er hat dich in seinem Club erkannt?« Max hatte ihr von dem Überfall auf das Bridge and Stokes erzählt, während sie seine Wunden versorgt hatte. Es war sein Versuch gewesen, einer Standpauke zu entgehen, weil er sich nicht besser um seine Verletzungen gekümmert hatte. Sie hatte ihn durchschaut und ihn glauben lassen, dass er damit durchkäme. Aber kaum dass er fertig war, hatte sie ihm unverblümt die Meinung gesagt. Selbst Venatoren durften nicht nachlässig mit ihren Wunden umgehen, hatte sie ihm in Erinnerung gerufen.
    »Ja, er hat mich erkannt. Also habe ich ihm die Wahrheit gesagt; ich konnte sie nicht länger vor ihm verbergen, Tante. Ich konnte diese Lüge nicht länger aufrechterhalten, konnte ihm nicht noch mehr salvi einflößen!«
    »Natürlich konntest du das nicht, cara . Hinterlist liegt nicht in deiner Natur. Mir war bewusst, dass du es ihm möglicherweise eines Tages würdest sagen müssen. Ich hatte nur nicht erwartet, dass es so bald geschehen würde und gerade in dieser gefährlichen Zeit.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du und Max, ihr beide musstet in den vergangenen drei Nächten zwei Angriffe abwehren, und vielleicht hat es letzte Nacht sogar noch einen weiteren gegeben, von dem wir nichts wissen. Lilith schart ihre Gefolgsleute um sich. Sie bereitet sich auf ihren Schlag gegen dich vor, als Rache, weil du sie besiegt hast. Sie will das Buch zurückhaben und schmiedet irgendeinen Plan, um das zu erreichen.« Eustacia rieb sich die Knöchel ihrer linken Hand, wo sie der scharfe Schmerz ihrer Arthritis plagte.

    »Max ist eigentlich nicht in der Verfassung, das Haus zu verlassen, aber trotzdem ist er schon seit gestern im Silberkelch, um herauszufinden, was vor sich geht.« Er hatte bereits vermutet, dass Rockley Victoria erkannt hatte und es zu einer Konfrontation zwischen den beiden kommen würde, deshalb hatte er abgelehnt, als Eustacia Victoria hinzuziehen wollte, und darauf bestanden, die Dinge allein in die Hand zu nehmen, während sie sich um ihren häuslichen Brandherd kümmerte, wie er es zynisch formuliert hatte.
    »Ich wusste, dass er schwer verletzt war, aber er wollte mich die Wunde nicht versorgen lassen.«
    »Ich weiß. Er hat es mir gestanden.« Eustacia seufzte. Sie hatte einen gewissen Verdacht, was Max’ Beweggründe anbelangte, aber jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, ihn zu äußern. »Er lässt sich nicht gern verhätscheln.«
    »Tante Eustacia, war es falsch von mir, es Phillip zu sagen?«
    »Ich weiß nicht, was du sonst hättest tun können; aber ich denke, dass es Konsequenzen haben wird. Sie können unbedeutend sein - vielleicht wird der Marquis versuchen, dich daran zu hindern, das Haus zu verlassen, wenn wir dich brauchen. Aber sie könnten auch viel schwerwiegender sein. Du musst ihm in aller Deutlichkeit sagen, dass er sich in diese Sache nicht einmischen kann, sosehr er dich auch beschützen will. Er darf es nicht. Du musst ihm das klarmachen; sonst schick ihn zu mir, dann tue ich es.«
    Victoria nickte. Sie würde sich darum kümmern - vorausgesetzt, Phillip kehrte je wieder nach St. Heath’s Row zurück.
    »Nun, cara , du solltest jetzt heimfahren und dich ein wenig ausruhen. Dein Mann liebt dich. Er wird zu gegebener Zeit zu
dir zurückkommen, sobald er dein Geständnis erst einmal verdaut hat. Und wir brauchen dich. Max kann das nicht allein schaffen.«
    Victoria nickte, doch zum ersten Mal bereute sie es von ganzem Herzen, das Vermächtnis angenommen zu haben. Sie wünschte, sie hätte abgelehnt und

Weitere Kostenlose Bücher