Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
finden könnten, hatte er beschlossen, Miss Grantworth bei dieser verflixten Tanzveranstaltung aufzuspüren, um sie zu informieren.
    Eine kurze Überprüfung des überfüllten Ballsaals verriet ihm, dass sie sich nicht an diesem lächerlichen Walzer versuchte. Sein Nacken zeigte keine Reaktion, es waren also keine Vampire in der Nähe. Mit gerunzelter Stirn schob Max sich an einer Gruppe kichernder Debütantinnen vorbei, die ihn über Fächern in sämtlichen Rosa-Schattierungen hinweg anstarrten. Er bedachte sie mit mürrischen Blicken, die sie einschüchtern sollten, doch mehr als eine von ihnen sah ihn mit verheißungsvollen Augen und verführerisch gespitzten Lippen an.
    Verdammte englische Gänse. Nichts im Kopf außer der Frage, was ein Mann in der Börse hatte oder in der Hose. Oder beides.
Kein Wunder, dass so viele von ihnen Vampirangriffen zum Opfer fielen. Sie waren so leichte Ziele.
    Max schob sich durch das Gedränge im Saal. Er verspürte den Drang, einfach wegzugehen, auf die Straße zurückzukehren und die Wächtervampire dort aufzuspüren, aber er wollte Eustacia sagen können, dass er zuerst alles versucht hatte, um Victoria zu finden. Er würde noch den gesamten Ballsaal durchsuchen, vielleicht sogar einen Blick auf die Terrasse werfen, da es nicht ausgeschlossen war, dass die jungfräuliche Miss Grantworth eine Ausrede gefunden hatte, um im Mondlicht spazieren zu gehen, und dann würde er sich aus dem Staub machen.
    Nachdem er seinen Rundgang beendet hatte, ohne die Gesuchte zu entdecken, wollte er gerade auf die Terrasse hinausschlüpfen, als er einen leisen Hauch von Kälte im Genick spürte. Max blieb stehen. Das Frösteln war schwach, gerade eben fühlbar; aber da kein Lüftchen wehte und sein Nacken von einer dichten Mähne gesunden Haars bedeckt war, war ein Irrtum ausgeschlossen. Er sah sich um, ließ den Blick wieder durch den Saal wandern und dann den Korridor hinunter, zu dem fünf Stufen hinaufführten. Dort.
    Er nahm die Treppe mit einem Satz und jagte den Flur hinunter, der nach nur drei Türen eine scharfe Biegung machte. Die Härchen in seinem Nacken waren nun aufgerichtet, und so wusste er wenigstens, dass er auf der richtigen Fährte war. Die Tatsache, dass Victoria nicht im Ballsaal gewesen war, verstärkte sein Gefühl der Dringlichkeit: Sie war entweder bei dem Vampir - wahlweise den Vampiren - oder küsste draußen irgendeinen ihrer Verehrer. So oder so würde Max sich um das Problem kümmern müssen.

    Ein frischgebackener Venator war schon einem Wächtervampir nicht gewachsen; Gott sei mit ihr, falls sie gerade gegen beide kämpfte.
    Während er den Gang hinuntereilte, entdeckte er einen dieser Lackaffen, mit denen Victoria auf ihrem eigenen Ball geflirtet hatte.
    »Miss Grantworth?«, rief der Mann und öffnete dabei zaghaft eine der Türen.
    Er musste entweder eine Verabredung mit Victoria haben, oder aber er folgte ihr zu ihrer Verabredung. Was auch immer der Fall sein mochte, Max musste ihn loswerden, denn es gab nun keinen Zweifel mehr, dass sie irgendwo in der Nähe war.
    »Sind Sie zufällig auf der Suche nach Miss Victoria?«, fragte Max freundlich und ohne sich seine innere Unruhe anmerken zu lassen. Sein Nacken war inzwischen eisig.
    Der Mann - ein Marquis von Rockford oder so ähnlich - erstarrte, als hätte man ihn mit der Hand im Mieder einer Dame ertappt. »Das bin ich in der Tat.« Er sah Max mit leiser Herausforderung in seinen tief liegenden Augen an.
    »Ich glaube, ich habe sie gerade in diese Richtung laufen sehen. Sie wollte offenbar in den Ballsaal zurückkehren.« Das Letzte, was sie jetzt brauchen konnten, war die Einmischung so eines Möchtegernhelden, und genau das schien dieser Marquis von Was-auch-immer zu sein. »Sie machte den Eindruck, als hätte sie es sehr eilig.«
    Der Marquis sah ihn abschätzend an, dann nickte er knapp. »Ich danke Ihnen, Sir.«
    Max wartete kaum ab, bis der Mann an ihm vorüber war, bevor er weiter den Korridor hinunterlief. Seine Instinkte trieben
ihn an, und als er die richtige Tür gefunden hatte, wusste er es sofort.
    Noch während er sie aufstieß, zog er einen Pflock aus der Tasche und stürmte hinein.
    Er kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie auf der anderen Zimmerseite ein Vampir zu Staub zerfiel, doch bekam er nicht die Chance, auf irgendwelche Details zu achten, da sich bei seinem Hereinplatzen ein zweiter, weiblicher Vampir umgedreht hatte, der nun mit unerhörter Geschwindigkeit auf ihn zugestürzt kam.

Weitere Kostenlose Bücher