Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
zustießen, um die eigene Achse wirbelten, attackierten, bei einer Gelegenheit von einem nahe stehenden Baum sprangen und bei einer anderen eine Hausseite hinauf- und auf der anderen wieder hinunterschlitterten. Fast so, als wären sie Marionetten, die in einem mörderischen Ballett nach oben gezogen und anschließend wieder aufeinander losgelassen wurden.
    Fasziniert beobachtete Victoria, wie Max mit den geschmeidigen Bewegungen einer Kunstform, die sie bislang noch nicht erlernt hatte, durch die Luft zu schweben und zu gleiten schien. Sie ließ ihn nicht für einen einzigen Moment aus den Augen, darum betend, dass sie erkennen würde, wann sie aus dem Schatten treten und ihm zu Hilfe eilen sollte. Darum betend, dass sie schnell genug sein würde.
    Plötzlich veränderte sich das beständige Kälteempfinden in ihrem Nacken, sodass ihre Aufmerksamkeit von dem Kampfgeschehen abgelenkt wurde. Sie spürte etwas hinter sich und drehte sich gerade noch rechtzeitig mit erhobenem Pflock um. Mit einem behänden Stoß rammte sie ihn dem überaus gewöhnlichen Vampir in die Brust, der so dumm gewesen war, sich einem Venator von hinten zu nähern, in dem Glauben, dass sie als Frau eine leichte Beute wäre.
    Das war seine letzte Straßenpirsch gewesen.
    Als ihr dämmerte, dass ihre Bewegung den Imperialvampir auf ihre Anwesenheit aufmerksam gemacht haben musste, wandte
Victoria sich wieder nach vorn um und sah gerade noch, wie sein langes Schwert in hohem Bogen durch die Luft flog, bevor es auf dem Boden landete. Mit atemberaubender Gewandtheit sprang Max von dem Vampir weg und schnappte sich die Waffe. Er richtete sich auf und schlug ihm mit einem einzigen, gezielten Streich den Kopf ab.
    Der Vampir zerfiel zu Asche.
    Alles war still.
    Mit Ausnahme von Victorias hämmerndem Herzen und ihrem keuchenden Atem.
    Max drehte sich um, als sie über den Rasen auf ihn zugelaufen kam.
    »Einer erledigt. Damit bleiben noch zwei.« Verdrossen stellte sie fest, dass er kaum außer Puste war. »Die Chancen stehen jetzt besser für uns. Sie übernehmen diese Seite, ich die andere.« Er deutete auf die Buchsbäume, die die Eingangstreppe des Hauses flankierten.
    »Sie sind geflogen.«
    Er musterte sie mit hochgezogenen Brauen. »Auf gewisse Weise ja. Sie glauben, Sie wüssten schon alles; aber tatsächlich haben Sie noch viel zu lernen, Victoria. Nehmen Sie jetzt Ihren Platz ein.«
    »Warten Sie.« Sie griff nach seinem Arm. Etwas Feuchtes schimmerte an seinem Ärmel, und sie erkannte, dass er aufgeschlitzt und blutdurchtränkt war. »Er hat Sie getroffen.«
    »Natürlich hat er das«, fauchte Max und riss den Arm weg. Dann trat er in den schützenden Schatten eines anderen Baumes. »Wie sonst hätte ich ihn ablenken sollen, um ihm das Schwert abzunehmen? Eine kurze Drohgebärde meines Pflocks aus diesem
Winkel, und er musste es fallen lassen.« Trotz aller Verärgerung schimmerte in seinen Worten auch Zufriedenheit und Selbstgefälligkeit durch.
    »Meinen Glückwunsch«, erwiderte Victoria kühl. »Aber wenn wir die Wunde nicht verbinden und die Blutung stillen, wird sie jeden anderen Untoten in der Gegend anlocken, ganz zu schweigen von denen bei Sebastian.«
    Sie hätte sich auf die Zunge beißen mögen, aber das hätte nur noch mehr Blutgeruch in der Luft zur Folge gehabt. Und Max war nicht bereit, ihre Bemerkung einfach zu übergehen.
    »Woher kennen Sie seinen Namen?« Er baute sich bedrohlich vor ihr auf.
    Victoria ließ sich nicht einschüchtern. »Später, Max. Zuerst müssen wir uns um Ihre...«
    Sie brachte den Satz nicht mehr zu Ende. Die Tür über ihnen wurde geöffnet, und die beiden Imperialvampire kamen zum Vorschein.
    Max und Victoria tauschten im Schutz der Buchsbäume einen Blick und stellten jeder für sich zufrieden fest, dass der andere verstanden hatte.
    Der erste Imperialvampir verharrte an der Türschwelle, wartete jedoch nicht lange; hinter seiner Schulter tauchte der zweite auf, und gemeinsam traten sie aus dem Haus. Ihre Hände waren leer, mit Ausnahme der Schwerter, die sie noch immer bei sich trugen.
    Sie sahen sich um, als hielten sie nach ihrem verschwundenen Gefährten Ausschau. Da dieser zerfallen war, würden sie keinen Hinweis auf ihn entdecken. Aber vielleicht witterten sie die noch immer in der Luft hängende Asche.

    Die Vampire liefen nur wenige Schritte von ihnen entfernt die Treppe hinunter - sie mussten sie riechen können, und erst recht Max’ Blut -, dann blieben sie plötzlich stehen. Die

Weitere Kostenlose Bücher