Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
osenduft, den sie verströmte, war Übelkeit erregend. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass sie da unten stirbt. Ich habe größtes Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Und jetzt komm näher, damit du alles besser beobachten kannst. Sie ist wirklich herrlich.«
Sie gab ihm einen Schubs, und er trat gehorsam nach vorn. Ihm war klar, was Lilith im Sinn hatte, und seine Handflächen wurden schweißnass, während sich in seinem Innern alles aufbäumte. Heiße Tränen stiegen ihm in die Augen. Der silberne Ring zog seine Hand nach unten, war aber trotzdem nutzlos. So verdammt nutzlos.
Hätte auch nur für einen Moment die Möglichkeit bestanden, dicht genug an Victoria heranzukommen, hätte er die Gelegenheit genutzt, um ihre Haut mit dem Giftring aufzuschlitzen und so Lilith um das Vergnügen zu bringen, Victoria bei ihrem Todeskampf zuzuschauen.
Zum Teufel mit dir, Victoria. Warum bist du überhaupt hergekommen? Es hätte schon längst alles vorbei sein können.
Er wollte nicht in die Grube schauen, konnte sich aber auch nicht zurückhalten, es doch zu tun. Du wärest in Sicherheit. Es war ein Gewirr aus gefletschten Zähnen und sich windenden Pelzleibern, schlanken weißen Gliedern und aufblitzender bleicher Haut und Stoff. Victoria hatte ihren Pflock in der Hand. Er sah, wie er sich unbeholfen und verzweifelt hob und senkte, während die Hunde zuschnappten, bissen und sprangen. Er zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie keuchte und schrie, und hoffte, wenn einer der Hunde zu jaulen begann. Gott, er hoffte so sehr.
Statt dass alle auf einmal über sie herfielen, schienen die Mastiffs sich abzuwechseln … einer nach dem anderen stürzte sich knurrend auf sie, biss zu und rollte dann weg oder sprang in der Grube zur Seite, damit der Nächste an die R eihe kam. Sie griffen so schnell und erbarmungslos an, dass Max keine Einzelheiten erkennen konnte. Er sah nur, dass Victoria immer noch am Boden lag und es nicht schaffte, sie abzuschütteln und wieder hochzukommen. Auch mit ihrem Pflock hatte sie noch nichts ausrichten können.
Max merkte gar nicht, wie er einen Satz nach vorn machte, bis ein fürchterlicher R uck an den Handschellen ihn durch die Luft fliegen ließ und ihn zu Boden schleuderte, wobei ihm fast die Schultergelenke ausgekugelt wurden. Er schürfte sich die Haut auf, als er über die rauen Steine rutschte. Blut sickerte aus seinen Wunden, als er schnell wieder an den Rand der Grube krabbelte, während er spürte, wie angestrengte Atemzüge seinen Körper erschütterten. Wenn er es schaffte, nach da unten zu kommen, brauchte er nur einen kurzen Moment, und der Ring würde alles beenden.
Aber wieder gab es einen kräftigen R uck, und er landete flach auf dem R ücken, wobei sein Kopf auf den Steinboden knallte. Er konnte nur gepresst Luft holen und als er aufschaute, blickte er in Liliths wütendes Gesicht. »Versuch nicht noch einmal etwas so Dummes«, sagte sie. »Sonst lasse ich sie ganz los.«
Max rappelte sich mit schmerzhaft pochendem Kopf und geballten Fäusten wieder auf. Er wollte sie anflehen, seine Lippen formten schon die Worte, er holte Luft, um zu betteln … aber er wusste, dass er nichts erreichen würde. Lilith würde alles nur gierig aufsaugen und ihn wie ein Schoßhündchen tätscheln … um dann doch genau das zu tun, was sie wollte, während sie seinen Schmerz genoss und seine Schwäche benutzte, um ihn zu kontrollieren und sie beide zu vernichten.
Allmächtiger Gott, seine Schwäche bestand in zwei verdammten Frauen. Die eine ein Vampir, die andere ein Venator. Die verführerische Bosheit in Menschengestalt und eine weibliche Kriegerin.
Plötzlich war ein Jaulen zu hören und dann ein leiser Knall. Dann Stille.
Wieder stürzte er an die Kante, schaute hoffend nach unten in die schwarze Dunkelheit … Er sah ihre weißen, blutigen Finger, die sich in die Risse zwischen den Steinen in der Grube bohrten, um sich hochzuziehen. Sie war gar nicht weit von der Kante entfernt, und er griff mit seinen gefesselten Händen nach unten, um ihr zu helfen. Er kümmerte sich nicht darum, dass Lilith hinter ihm stand und triumphierend seine Schwäche beobachtete. Es waren keine Hunde mehr da, nur der Geruch von Vampirasche lag in der Luft.
Victoria brach, als sie oben war, vor Liliths Füßen zusammen. Ihre Kleidung war zerfetzt und voller Blut, ihr Blick trübe, das lange Haar völlig zerzaust, während ihre blutbesprenkelten Finger immer noch den Pflock umklammerten. Trotzdem kam sie
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