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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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lächelte und streckte eine schlanke, weiße Hand aus, mit der sie Max berührte. Er bewegte sich nicht. Träge schob sie ihre Finger in sein dichtes dunkles Haar, das in widerspenstigen Locken um sein Gesicht hing. Er schaute immer noch nicht zu Victoria auf, und das bereitete ihr Unbehagen. Großes Unbehagen.
    Man schien ihn nicht gefesselt zu haben. Seine Hände lagen auf den Knien. Ihre Handflächen wurden ganz feucht.
    »Ich habe Ihnen den Ring von Jubai gebracht. Ich will Max.«
    In dem Moment bewegte er sich, und es wirkte wie beiläufig, als würde er ihre Gegenwart kaum bemerken. Oder als wäre sie ihm egal. Er sah sie direkt an, und sein Blick versetzte ihr einen Schlag. Es lag Zorn darin, und Verzweiflung. Er war wütend, dass sie gekommen war.
    Beinahe konnte sie seine Gedanken hören: Verdammt noch mal, Victoria. Es wäre längst alles vorbei, wenn du nicht so verdammt stur wärest und mich in Frieden sterben lassen würdest.
    Aber er verstand es einfach nicht. Sie würde ihn nie so einer Situation ausliefern oder ihn sterben lassen. Sie würde ihn nicht gehen lassen.
    Lilith lächelte und entblößte dabei ihre Fangzähne. »Das dachte ich mir schon. Ich sehe, dass Sie ihm seine vis bulla zurückgegeben haben. Aber«, fügte sie nachdenklich hinzu, »zuerst müssen wir sehen, wie es Ihnen geht, Victoria Gardella.«
    Sie war darauf vorbereitet gewesen, hatte gewusst, dass es unausweichlich war. Aber als Lilith Max’ Kopf packte und zur Seite neigte, sich über die Sehne zwischen Schulter und Hals beugte, spürte Victoria, wie ihr Herzschlag außer Kontrolle geriet. Als versuchte er, die Herrschaft über sie zu erlangen.
    Sie war schon einmal Zeugin derselben Szene gewesen, jener Szene, die sie immer noch verfolgte, und von der sie wusste, dass sie nur ein Bruchteil dessen war, was er erleiden musste: strahlend kupferfarbenes Haar wallte neben seinem dunklen Kopf über seinen nackten Oberkörper, auf seinem Gesicht vermischten sich Schmerz und schamerfüllte Lust, die sein Antlitz röteten und seine Lippen zu einem stummen Stöhnen öffneten.
    Und dann die Geräusche: das leise Schlucken, das sanft schlürfende Saugen. Die schon fast greifbare Aufmerksamkeit der anderen Untoten im Raum.
    Victoria hatte damit gerechnet, sich dagegen gewappnet … aber das Blut . Der Geruch des Blutes.
    Max’ Blut.
    Vor ihren Augen verschwamm alles und wurde rosa, und sie musste den Speichel herunterschlucken, der sich in ihrem Mund sammelte.
    In dem Moment schaute Lilith auf und wischte sich geziert einen dunkelroten Tropfen aus dem Mundwinkel. »Ah ja«, meinte sie, freudig überrascht. »Sie sind schon weiter, als ich dachte.«
    Victoria konnte Max nicht anschauen. Sie konnte kaum atmen. Oh Gott, steh mir bei. Ihre Finger zitterten, der Pflock steckte unangetastet in ihrer Tasche.
    Lilith strich mit einem Finger über die Wunden auf Max’ Haut, sodass sich die Fingerspitze rot färbte. Victoria sah sogar von der Stelle aus, wo sie stand, wie das Blut schimmerte, und wieder musste sie schlucken. »Kommen Sie her und probieren Sie«, lud die Vampirkönigin sie ein.
    Victorias Magen verkrampfte sich, doch sie konnte den Blick nicht von dem roten Rinnsal auf Max’ Schulter abwenden. Ihr Herz schlug so stark, dass sie es bis in die Fingerspitzen spürte.
    Und dann Liliths Lachen, das von Sara aufgenommen wurde – es trillerte durch ihren Kopf, und sie nutzte den schrecklichen Klang, um aus dem Abgrund herauszukommen … oder wo sie sonst gewesen war. Ihr Herz pochte immer noch, ihre Finger zitterten, aber der Sog war nicht mehr so stark. Für den Moment zumindest errang sie wieder die Kontrolle über sich.
    »Ich bin hier, um zu verhandeln«, sagte sie und merkte, dass ihre Stimme vielleicht nicht ganz so kräftig war, wie sie hätte sein können. »Wollen Sie den Ring von Jubai? Oder soll ich wieder gehen?« Sie schluckte, und diesmal kam der Speichel nicht wieder in der wollüstigen Menge zurück wie zuvor. Der rote Nebel hatte sich an die Ränder verflüchtigt und war längst nicht mehr so grell.
    »Natürlich will ich den Ring; aber letztendlich werde ich ihn so oder so bekommen. Schon bald werden Sie mir nichts mehr verwehren können. Und das hier ist so viel unterhaltsamer. Wollen Sie sich mir wirklich nicht anschließen?« Lilith ließ ihre Hand besitzergreifend über Max’ Brust gleiten. Ihre langen Fingernägel schoben sich dabei durch sein Brusthaar und strichen über die ausgeprägten Muskeln, wobei sie

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