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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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umgaben, zu erklimmen, denn die einzelnen Steine waren im Gedenken an St. Heath, der hier offensichtlich gestorben war, mit Kreuzen versehen. Allerdings war diese Geschichte ziemlich in Vergessenheit geraten, und nur die Familie ihres Mannes, die de Lacys, hatten je von St. Heath gehört, sodass keine Möglichkeit bestand, sie auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen. Ein größeres Kreuz war oben an der schmiedeeisernen Pforte angebracht. Es teilte sich, wenn das Tor geöffnet wurde. Und dann war natürlich auch die Kapelle selbst viel zu heilig, als dass irgendein Untoter sie hätte betreten können.
    Ein Stallbursche half ihr beim Aussteigen aus der Kutsche, und Victoria eilte die Stufen zur hohen zweiflügeligen Tür hinauf. Als Erstes würde sie eine Brieftaube mit einer Nachricht zu Wayren schicken, damit diese hoffentlich eine Möglichkeit fand, Max über Briyanis Tod in Kenntnis zu setzen. Außerdem wollte sie ihr von dem Vorfall im Park berichten. Bei der Vorstellung, dass ein Vampir einen Menschen am helllichten Tage angegriffen hatte, drehte sich Victoria fast der Magen um. Vampire konnten Sonnenlicht doch gar nicht ertragen. Wurden sie der Sonne ausgesetzt, verbrannten sie sofort. Nicht einmal ein so mächtiger Vampir wie Lilith konnte Sonnenlicht ertragen.
    Und das erinnerte sie wieder an den Kupferring, den Sebastian gefunden hatte. Weder hatte er ihn ihr angeboten, noch hatte er einen Hinweis darauf gegeben, was er damit machen wollte. Doch wie auch immer er sich entscheiden mochte, sie hätte ein viel besseres Gefühl, wenn er irgendwo im Konsilium verwahrt wurde. Immerhin hatte er sie damit geneckt, dass sie ihm für seinen Fund ihre Dankbarkeit zeigen müsste …
    »Mylady«, psalmodierte ihr überaus korrekter Butler Lettender, als sie über die Türschwelle in die riesige Eingangshalle trat, »der Herr erwartet Sie im Salon.«
    Seine Worte ließen sie überrascht stehen bleiben. »Wie bitte?«
    »Der Herr ist eingetroffen. Er erwartet Sie im Salon«, erwiderte Lettender mit qualvoll gleichmütiger Stimme, als würde er regelmäßig solche Ankündigungen von sich geben.
    Victoria hatte plötzlich einen ganz trockenen Mund, und ihre Handflächen waren schweißnass, als sie sich langsam zur doppelflügeligen Tür des Salons umdrehte. Es war eigentlich absurd, aber sie hatte nie bemerkt, dass jede einzelne Kassette mit Intarsien versehen war, welche eine Lotusblüte darstellten. Der Schmuck war eine angenehme Unterbrechung der ansonsten nüchternen weißen Flächen.
    Eigentlich hätte es kein so großer Schock für sie sein dürfen. Schließlich hatte sie gewusst, dass der Erbe ihres Ehemannes irgendwann in naher Zukunft eintreffen würde. Sie war einfach nur … es war ein sehr langer und anstrengender Tag gewesen.
    Und sie war noch nicht so weit, dem Mann gegenüberzutreten, der Phillips Platz einnehmen würde.
    Victoria holte tief Luft und streckte die Hand nach dem gläsernen Türknauf aus. Er war kühl, sogar durch ihren Handschuh hindurch, als sie ihn drehte.
    Sie trat in den Raum und drehte sich um, als wolle sie sich überzeugen, ob ihre R öcke auch vollständig mit durch die Tür gekommen waren, ehe sie sie wieder schloss. Sie wollte keine Zeugen dieser Begegnung.
    Ihr Blick schweifte durch den Raum.
    Er musste bemerkt haben, dass sie eben mit der Kutsche nach Hause gekommen war, denn er stand an einem der hohen, schmalen Fenster, von denen aus man auf die Auffahrt blicken konnte. Er kehrte ihr den R ücken zu. Vielleicht hatte er nicht gehört, dass die Tür geöffnet und wieder geschlossen worden war … oder vielleicht bereitete er sie beide auch nur auf das Unausweichliche vor.
    Aber diesen Gedanken tat Victoria ab. Worauf musste er sich schon vorbereiten? Er, der arme amerikanische Verwandte, hatte gerade einen Titel und Ländereien geerbt, die ihn auf einen Schlag reich machten und ihm eine hohe gesellschaftliche Stellung sowie einen Sitz im House of Lords verschafften. Es gab nichts, worauf er sich hätte vorbereiten müssen, wenn er der Frau gegenübertrat, die jetzt die Dowager Marquise von R ockley war.
    Er drehte sich zu ihr um, aber weil er von hinten von der Sonne angestrahlt wurde, lag sein Gesicht im Schatten. Der erste Eindruck, den sie bekam, war der von einem vollen Schopf und breiten Schultern, doch dann trat er vom Fenster weg und kam näher heran.
    »Mrs. R ockley«, begrüßte er sie mit schleppender Stimme. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Ich bin James Lacy,

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