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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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getrunken – eins mehr als sonst – und sie fühlte sich mehr als nur ein bisschen entspannt.
    Doch als sie die Treppe hochstieg, fiel ihr alles wieder ein: Vor weniger als vierundzwanzig Stunden war sie mit Sebastian zusammen durch einen Abwasserkanal gewatet. Und die Ereignisse des restlichen Tages hatten sie noch zusätzlich verwirrt, besorgt und traurig gemacht.
    Nachdem sie in ihrem Zimmer angekommen war, zog sie am Klingelzug, um ihre Zofe Verbena zu rufen, damit diese ihr dabei half, sich bettfertig zu machen. Oder vielleicht auch nicht …
    Auf ihrem Ankleidetisch stand eine brennende Lampe, doch Victoria unterließ es, sie höher zu drehen. Stattdessen ging sie zum hohen Fenster, von dem aus sie in den vom Mond beschienenen Garten schauen konnte. Da ihr Zimmer so schwach beleuchtet war, konnte sie durch die Scheibe nach draußen blicken. Vom Mond war nur ein Viertel zu sehen, und Wolken verdeckten viele der Sterne, sodass der Boden in tiefe Schatten aus schwarz und dunkelblau getaucht war. Ein hellgrauer Streifen deutete einen Kiesweg an, und ein dunkelvioletter Busch zeichnete sich hinter einer weiß schimmernden Bank ab, die ein paar Mondstrahlen abbekam.
    Nachdenklich berührte sie das kühle Glas. Vielleicht sollte sie heute Nacht hinausgehen auf die Straßen, um etwas über einen Vampir herauszufinden, der am helllichten Tage angriff.
    Aber vielleicht war es auch besser, sich einmal richtig auszuschlafen, um die Wirkung des Sherrys loszuwerden und auch einmal Abstand von all den Problemen zu bekommen, mit denen sie konfrontiert war; wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Allein.
    Obwohl Sebastian hier bei ihr in London war, kam und ging er, wie es ihm gefiel, und Victoria fühlte sich entsetzlich allein. Keiner ihrer Venatoren-Gefährten war bei ihr, kein Mensch war da, der sie verstand und wusste, wie ihr Leben aussah.
    Max war fort, und nur Gott wusste wohin. Wayren war in R om, zusammen mit den anderen Venatoren, die Victoria kennen gelernt und zu denen sie eine tiefe Zuneigung entwickelt hatte – Brim, Michalas und all die anderen.
    Tante Eustacia war tot. Kritanu war zwar da, betrauerte aber seinen Neffen und litt immer noch unter dem Verlust von Tante Eustacia.
    Sie vermisste auch den freundlichen, gütigen Zavier, ein Venator, der keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass er Victoria den Hof machen wollte. Er war von Beauregard umgebracht worden.
    Sie hörte das leise Klicken einer Tür, als Verbena durch das Wohnzimmer, das zwischen den Schlafzimmern des Marquis’ und der Marquise lag, zu ihr kam. Victoria überlegte immer noch, ob sie sich von ihrer Zofe in ein Nachthemd oder eine Hose helfen lassen sollte, während sie weiter aus dem Fenster schaute.
    Den Bruchteil einer Sekunde später wurde ihr bewusst, dass Verbena eigentlich nie so leise war – egal wie spät es war oder wie müde sie sein mochte. Victorias Herz machte einen Satz, und die Haare auf ihren Armen richteten sich auf.
    Gerade als sie herumwirbeln wollte, trat eine Gestalt hinter sie – ein verschwommener Umriss, der sich in der Fensterscheibe abzeichnete und dann wieder verschwand. Kräftige Hände schlossen sich mitten in der Bewegung um ihre Schultern. Obwohl er nicht so stand, dass sie ihn in der Scheibe hätte sehen können, erkannte sie ihn jetzt – an der Art, wie er sie berührte, dem vertrauten Geruch, der von seinen Fingern ausging, wie sein Körper sich an ihren drückte. Ihre Anspannung ließ nach.
    »Wo ist Verbena?«, wollte sie wissen. Sie machte keine Anstalten, sich zu ihm umzudrehen.
    »Ich glaube, die schläft tief und fest«, meinte er. »Ein hübsches Mädchen, aber wenn sie schläft, ist sie eindeutig weniger attraktiv. Ihr Schnarchen lässt die Fenster klirren und würde bestimmt jeden Gentleman, der … äh … ihr beiliegen möchte, vertreiben … obwohl ich zu behaupten wage, dass der arme Oliver dennoch die Gelegenheit ergreifen würde, wenn sie sich ihm böte.«
    »Ich habe nach ihr geklingelt. Sie wird jeden Moment hier sein.«
    »Ich fürchte, du irrst.« In der Scheibe konnte sie sehen, dass er einen Arm von ihrer Schulter nahm. In seiner Hand baumelte ein schmales Band.
    »Hast du etwa den Klingelzug abgeschnitten?«
    »Ich wollte nicht, dass Euer R uf ruiniert wird, Lady R ockley«, erklärte er mit einem verführerischen Schnurren in der Stimme. »Zumindest nicht hier in diesem Haus.« Er trat dichter an sie heran und drückte sich mit dem ganzen Körper an sie, sodass er sie von den

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