Das Buch der Verdammnis (German Edition)
warum der mich immer so komisch anschaut. Das alles wüssten wir nicht ohne Hank. Und du willst ihm jetzt mit deiner kleinlichen Eifersucht das Leben schwer machen.“
„ Ich bin nicht eifersüchtig. Und was redest du dauernd von irgendwelchen Dämonen. Er“ - ich zeigte in Richtung unseres Gästezimmers - “ist nicht der echte Dämonenjäger. Es gibt keine Dämonenjäger, weil es nämlich auch keine Dämonen gibt.“
„ Leon. Du kannst nicht ewig die Fakten ignorieren.“
„ Welche Fakten denn?“
„ Fakt ist, dass bei der Verlagsparty im Park eine Horde von Bestien unterwegs war, die dir beinahe den Kopf abgerissen haben. Und Fakt ist, dass Hank ein echter Dämonenjäger ist.“
„ Die Bestien waren Wildschweine, und Hank ist irgendein irrer Fan.“
„ Mach die Augen auf, Leon. Mach endlich die Augen auf. Etwas geschieht da draußen.“
Gonzo lehnte sich zurück.
„Du hältst Hank für durchgedreht“, sagte er. „Der Einzige, der hier wirklich durchgedreht ist, das bist du.“
Am nächsten Morgen schlief ich bis zehn Uhr. Ich schlurfte in die Küche und blieb überrascht am Türeingang stehen. Am Küchentisch saßen Gonzo und Eva.
Eva musste die Nacht hier mit Hank verbracht haben.
„Morgen Leon“, sagte Eva. Gonzo grüßte mich mit einer müden Handbewegung.
Ich setzte mich an den Tisch.
„Das ist meine Tasse“, sagte ich.
„ Jetzt hab dich nicht so.“
Vor ihr stand meine Lieblingstasse. Sie war rot. Leon, the King war mit schwarzer Farbe darauf geschrieben. Sie war schon alt, der Henkel war abgebrochen, aber ich liebte dieses alte Tasse.
„Leon mag es überhaupt nicht, wenn jemand aus seiner Tasse trinkt“, sagte Gonzo.
Sie zuckte mit den Schultern.
"Weiß ich doch“, sagte sie. „Kann ich mit dir reden?" fragte sie dann. Sie wirkte ungeduldig, als hätte sie schon die ganze Zeit auf mein Erscheinen gewartet.
„ Natürlich“, sagte ich.
"Es geht um Hank. Ich mache mir Sorgen um ihn. Er hält sich tatsächlich für den Dämonenjäger Hank Lester.“
"Das habe ich dir gesagt, auf der Party habe ich dir das gesagt."
"Das war etwas anderes. Da hast du das gesagt, weil du immer noch eifersüchtig bist. Aber jetzt habe ich es selbst erlebt."
Ich stutzte kurz und dachte nach. Aber Evas Logik hatte ich noch nie begriffen.
"Ich bin nicht mehr eifersüchtig."
"Ist ja egal, auf jeden Fall hält er sich für Hank Lester."
"Und wenn er der echte Hank Lester ist ", fragte Gonzo.
Er sah uns provozierend an. Doch Eva beachtete ihn nicht, redete einfach weiter.
"Hank ist krank, er braucht Hilfe."
Ich war froh, dass endlich jemand die Dinge so wie ich sah. Vielleicht konnte ja ein Psychologe herausfinden, was mit Hank los war. Wir brauchten den Blick von außen.
"Ich glaube", sagte Eva, "dass Hank eine tiefe Krise durchmacht. Er hat Probleme mit seiner Männlichkeit."
„Ich habe den Eindruck, dass Hank eine ganz andere Krise hat“, sagte ich.
"Und wenn er der echte Hank Lester ist?" Gonzo hatte sich wieder gemeldet.
Eva wischte seinen Einwand beiseite. "Unsinn.“
"Vielleicht können wir ihn ja überreden, zu einem Psychologen zu gehen", sagte ich.
"Wohin soll ich gehen?"
Wir drehten uns um. Hank stand am Kühlschrank, nur mit seiner alten, braunen Kaki Hose bekleidet. Irgendwie war er in die Küche gekommen, ohne dass wir es bemerkt hatten.
Der Anblick seines Oberkörpers war beeindruckend. Genauso, wie ich ihn immer beschrieben hatte. Muskulös, mit keinem Gramm Fett und übersät mit Narben, die er sich bei seinen zahlreichen Kämpfen mit Werwölfen, Dämonen und hungrigen Vampirfrauen geholt hatte. Wenn Hank wirklich nur ein Fan war und sich diese Narben selber zugefügt hatte, dann stand es schlimmer um ihn, als ich gedacht hatte.
Hank nahm eine Milch aus dem Kühlschrank, schenkte ein Glas voll und setzte sich zu uns.
"Zu wem soll ich gehen?"
Ich sah einen Moment zu Eva.
„Eva und ich hatten die Idee, dass du vielleicht zu einem Psychologen gehen könntest.“
Hank sagte lange nichts, starrte vor sich hin. Dann nahm er sein Glas und trank es auf einen Zug leer. Er setzte das Glas auf den Tisch ab, hielt es mit den Fingern umfangen.
„Eva hat mir schon erzählt, dass ich eigentlich eine Figur aus einer Heftreihe sein soll. Aus irgendwelchen Horrorgeschichten, die du geschrieben hast.“
Er holte aus seiner Hosentasche ein zusammengefaltetes, zerknittertes Heft hervor, legte es auf den Tisch und strich es vorsichtig glatt. ‚Hank Lester und das
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