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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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wieder.
    „Und daher“, fuhr er fort, „habe ich so etwas wie eine Pause als Dämonenjäger und habe auch Zeit für eine kleine Krise. Zeit dafür, über mich nachzudenken, an meinen Beziehungen zu arbeiten und mich auf die Suche nach meiner femininen Seite zu machen.“
    „ Feminine Seite, was soll dieser Quatsch“, sagte Gonzo. „Ich hab mein Leben lang nicht nach meiner femininen Seite gesucht und ich bin prima dabei gefahren.“
    „ Du hast keine Ahnung“, sagte Eva.
    Sie streichelte mit der Hand über den Arm von Hank. Die beiden blickten sich tief in die Augen. Gonzo und ich sahen stumm zu.
    Hank blickte mich kurz an, zwinkerte mit dem Auge. Er wusste offensichtlich genau, wie man mit Frauen wie Eva umgehen musste. Eva schmachtete ihn an.
    „ Lass uns noch einmal in dein Zimmer gehen“, sagte sie.
    Hank nickte. Die beiden standen auf. Händchen haltend bewegten sie sich langsam aus der Küche, wobei sie sich nicht eine Minute aus den Augen ließen.
    Gonzo sah mich misstrauisch an. „Und du hast wirklich in dieses magische Buch geschrieben und die Welt gerettet?“, fragte er.
    „ Natürlich“, sagte ich.
     
    Am Abend traf ich Eva im Flur. Sie hatte sich ihre Jacke übergezogen und war im Begriff zu gehen.
    Einen Moment sagte niemand etwas. Sie sah nachdenklich vor sich hin.
    „Ich muss gehen“, sagte sie dann. „Hank hat mir versprochen, dass er in den nächsten Tagen mal zu einem Psychologen geht. Ich kenn da jemanden.“
    „ Das ist sicher ne gute Idee.“
    An der Tür blieb sie stehen.
    „Ich wollt mich noch bei dir bedanken.“
    „ Warum denn?“
    „ Wegen Hank, dass du so ein Freund für ihn bist. Du weißt schon.“
    Ich schluckte. Ich war kein Freund von Hank und ich hätte alles dafür getan, dass er endlich verschwand. Sie drehte sich um und ging.
     
    Leon Karcier kommt einige Minuten zu spät zu dem Interview. Er trägt Jeans, ein ausgewaschenes schwarzes T-Shirt und eine Sonnenbrille, die er während des ganzen Gesprächs nicht abnimmt. Ein Dutzendgesicht, wie man es in jeder Eckkneipe findet. Höflich entschuldigt er sich für sein Zuspätkommen. Den Fotografen bittet er, ihn nur von links zu fotografieren, da sein Gesicht von rechts aussehe wie ein aufgegangener Pfannkuchen. Leon Karcier bestellt sich einen Kaffee, den er mit etwas Zucker und wenig Milch trinkt. Dazu isst er ein Croissant. Das Interview mit ihm ist anfangs angenehm und entspannt. Karcier gehört nicht zu der Sorte eitler Autoren, die überempfindlich auf die Zumutung eines Interviews reagieren.
     
    „ Die erste Frage ist natürlich die Frage, die alle Leser unseres Literaturmagazins brennend interessiert. Was macht Ihr neuer Roman?“
     
    (Leon Karcier lächelt geschmeichelt) „Ich arbeite jeden Tag daran.“
     
    „Es sind jetzt immerhin sieben Jahre her, seit ihr erster Roman „Schneegestöber im August“ erschien. Ein Roman, der von der Literaturkritik begeistert gefeiert wurde. Könnte es sein, dass die großen Erwartungen an Ihren zweiten Roman vonseiten der Kritiker und natürlich auch der Leser Sie beim Schreiben hemmen?
     
    Sie spielen auf die Gerüchte an, ich hätte eine Schreibblockade?
     
    Nicht nur das Thema Schreibblockade geistert in der Literaturszene. Es gibt Stimmen, die sagen, sie hätten das Schreiben ganz aufgegeben. Andere behaupten, dass sie als Lohnschreiber für eine eher fragwürdige Heftserie arbeiten und unter Pseudonym Schundwerke verfassen. Und es gibt sogar Stimmen, die sagen, der Druck, der auf ihnen laste, habe sie verrückt werden lassen. Sie glaubten jetzt, ein grünes Ampelmännchen zu sein.
     
    (Karciers Lächeln wirkt gequält, er nimmt etwas affektiert einen Schluck Kaffee) „Ich kann Ihnen versichern. Ich glaube weder, ein grünes Ampelmännchen zu sein, noch arbeite ich als Lohnschreiber für irgendwelche Heftreihen. Es ist richtig, ich möchte die hohen Erwartungen, die an mein zweites Werk gestellt werden, nicht enttäuschen. Aus diesem Grund nehme ich mir die Zeit, die es braucht.“
     
    „Könnte es sein, dass die harte Kritik, die Ihr Förderer und Mentor, der Literaturkenner Nikolai Baretta, an Ihrem Buch „Schneegestöber im August“ übte, zu Ihrer Schreibhemmung führte.
     
    Karciers Gesicht ist erstarrt. Er blickt unbewegt auf sein Croissant.
     
    „Es gibt Gerüchte, dass die Figur des Ghostkillers in einer fragwürdigen Heftreihe mit dem Titel 'Hank Lester, der Dämonenjäger' eine Karikatur von Nikolai Baretta sei. Dass Sie der Autor dieser

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