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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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Heftreihe seien und sich mit dieser Figur an Ihrem Mentor gerächt haben.“
     
    Mit keiner Miene verrät Karcier, was er denkt. Doch es kostet ihm offensichtlich Mühe, seine Fassung zu bewahren.
     
    „Ich werde nicht auf diese Fragen antworten. Sie reden hier nur von Gerüchten. Ich kenne diese seltsame Heftreihe überhaupt nicht.“
     
    Leon Karcier ist ernsthaft verärgert. Es ist wohl besser, das Thema Schreibhemmung nicht mehr anzuführen.
     
    „Wie sieht der Tag eines Schriftstellers aus?“
     
    Leon Karcier lehnt sich entspannt zurück.
     
    „Ich denke, Schreiben erfordert hohe Disziplin. Ich stehe meist um sieben Uhr auf, sofort nach dem Frühstück mache ich hundert Liegestütze und gehe dann noch für eine Stunde Sport ins Fitnesscenter. Nach einem ausgiebigen Frühstück setze ich mich dann an den Schreibtisch. Dann schreibe ich bis zum Nachmittag.“
     
    „Und dann?“
     
    „Ich muss ja auch noch Geld verdienen und arbeiten. Am späten Nachmittag beginne ich meine Schicht in einer Videothek. Außerdem halte ich noch einen Kreativschreibkurs.“
     
    „Ein Kollege bezeichnete Sie kürzlich als ausgebrannten Autor, der nur durch ein Missverständnis zu kurzzeitigem Ruhm gekommen ist.“
     
    „Ich möchte solche Äußerungen nicht kommentieren.“
     
    „Dass Sie noch einen Kreativschreibkurs geben, halte ich für sehr interessant. Glauben Sie denn, man könne Schreiben lernen.“
     
    „Ich denke, das ist eine typisch deutsche Frage. In Amerika sind Kreativschreibkurse weit verbreiteter und man käme nie auf die Idee, diese Form zu hinterfragen. Es ist natürlich so, dass es bei diesen Schreibkursen vor allem um das Handwerk geht. Bestimmte Dinge kann man natürlich nicht lernen.“
     
    „Wie reagieren die Teilnehmer Ihres Kurses darauf, dass Sie von einem Schriftsteller unterrichtet werden, der selbst seit Jahren keine Zeile veröffentlicht hat.“
     
    (Der Bogen ist überspannt. Bei dem letzten Satz zuckt es kurz in dem Gesicht von Leon Karcier. Dann steht er unvermittelt auf. Ohne ein Abschiedswort verlässt er das Café, vergisst jedoch nicht, das schon angebissene Croissant mitzunehmen. Zurück bleibt ein überraschter Interviewer, der auch noch das Frühstück für den beleidigten Autor bezahlen muss.)
     
    Als ich fünf Minuten zu spät in den Seminarraum trat, waren alle schon da. Polonski hatte sich in den Stuhl links von mir gelümmelt. Sybilla saß neben ihm und auf der anderen Seite waren Robert Blum und Berthold November.
    Er sah mich aufmerksam an, ich spürte wieder die Beklemmung in seiner Nähe. Konnte es wirklich sein, dass November und Baretta ein und dieselbe Person waren? Dass Baretta nicht tot war, sondern wieder aufgetaucht war in der Maske von November?
    Seit vier Tagen, seit dem Morgen nach der Nacht, in der mich Hank zu dem verfallenen Haus gebracht hatte, hatte ich keine blauen Pillen mehr genommen. Seitdem hatte ich keine geheimnisvollen Erscheinungen mehr gehabt, keine nächtlichen Ausflüge, nach denen ich nicht mehr wusste, was Traum und Wirklichkeit war. Vielleicht war es endlich vorbei.
    Ich legte meine Tasche auf den Tisch und holte meine Unterlagen heraus. Blum meldete sich zu Wort.
    „Während wir auf Sie gewartet haben, haben wir ein wenig geplaudert. Herr November hat von seiner Geschichte erzählt. Und wir alle hier sind zu der Überzeugung gekommen, dass wir gerne darüber reden würden. Herr November ist an einer Stelle seiner Geschichte, wo ihm vielleicht ein Brainstorming, wie man heute neumodisch sagt, weiterhelfen könnte.“
    Dass sich Blum so für November ins Zeug legte, wunderte mich. Das letzte Mal hatten sich die beiden nur angegiftet. Ich blickte in die Runde.
    „Wenn dies der Wunsch des Kurses ist, dann will ich mich dem natürlich nicht verschließen.“
    November sah sich selbstzufrieden um, er rutschte etwas auf seinem Stuhl, dann stand er auf.
    „Ich hoffe, es hat niemand etwas dagegen, wenn ich bei meinem Vortrag stehe, ich habe immer das Gefühl, wenn man steht, macht das den Geist weit.“
    Er blickte auf seine Notizen.
    „Bevor ich anfange, möchte ich mich zuerst für die vielen Anregungen bedanken, die ich aus diesem Kreis erhalten habe. Vieles davon hat mir sehr geholfen und in meiner Geschichte weiter gebracht. Durch die fantastischen Einfälle unseres geschätzten Kollegen Polonski bin ich zum Beispiel auf die Idee gekommen, einige moderne Science-Fiction-Elemente in meine Geschichte einzubauen. Dafür meinen Dank.

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