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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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war hier ganz anders, als wäre ich über die Eisentür von einer Welt in eine andere gewechselt. Die weißen, sterilen Betonwände ließen mich an einen Bunker denken. Mein Herz pochte schneller.
    Ich hörte ein Geräusch. Ein leises Wimmern, das sofort wieder verklang. Die Quelle des Geräusches musste sich hinter der Tür befinden, die sich auf der linken Seite befand, ungefähr zehn Meter vor mir.
    Ich ging weiter, als wäre die Tür ein Magnet, mein Blickfeld war verengt, hatte nur noch die Tür im Blick. Ohne Zögern öffnete ich sie und sah in einen weißen Raum, dessen Wände mit Blut bespritzt waren. Es gab in dem Raum nur einen Stuhl, auf dem ein toter Mann saß.
    Seine Jacke und Hemd waren aufgerissen und in seiner Brust klaffte ein großes, blutrotes Loch. Der Tote hatte die Augen noch offen und starrte mich an und ich starrte zurück. Der tote Mann auf dem Stuhl war Bommer.
    Noch etwas war in dem Raum. Etwa zwei Meter vor Bommer lag ein Stück Fleisch auf den Boden, ein vor Blut triefendes, rotes Etwas, das zuckte und sich bewegte. Bommers Herz. Es schien winzig kleine Sprünge zu machen, als wolle es zurück in Bommers Brust. Der Anblick hatte etwas Verzweifeltes, etwas, das mein eigenes Herz für einen Moment zum Stillstand brachte.
    Wie lange ich dastand und den Blick nicht von der Szene lassen konnte, weiß ich nicht mehr. Dann hörte ich eine Stimme, die mir sagte, dass ich gehen solle, ganz schnell von hier weg, und ich hörte auf sie.
    In dem Moment, als ich den Raum verließ, war wieder das Beben unter meinen Füßen. Ein Krachen erfüllte die Luft, wurde immer lauter.
    Ich wurde schneller, rannte weiter, sah mich nur einmal um und sah, dass alles hinter mir zusammenkrachte, dann war links ein Ausgang, ich stürzte hinein.
    Der Ausgang führte mich in einen dunklen Schacht, auf einmal verlor ich den Boden unter mir.
    Geröll, Erde, alles fiel auf mich, ich rutschte nach unten, es war schmutzig und feucht, aber vor mir sah ich einen Lichtschein, da schien es nach draußen zu gehen, ich kam auf einem Geröllhaufen an.
    Dann musste ich kriechen, der Staub war wie eine Decke, die sich vor meinen Mund geschlungen hatte, ich kroch auf allen vieren, bis ich das Loch erreichte, ich zwängte mich hindurch und fiel nach unten.
     
    Ich hörte etwas, das Prasseln von Regen. Das war das Erste, was ich wahrnahm, dann ein Gewittergrollen.
    Jemand schlug mich, ein Schlag gegen die Wange, einmal, zweimal, warum hörte das nicht auf. Dann eine Stimme.
    „Jetzt wach schon auf, Leon.“
    Ich wollte nicht aufwachen, ich wollte hier liegen, es war so angenehm, dem prasselnden Regen zuzuhören, doch die Stimme ließ mich nicht schlafen.
    „Jetzt wach endlich auf.“
    Ich schlug die Augen auf und sah Hank über mir.
    „Na endlich“, sagte er.
    Ich lehnte an der Mauer des verfallenen Hauses, über mir war ein Dachvorsprung, der mich vor dem Regen schützte.
    Mir fiel alles wieder ein. Das Buch, Bommer, der Kampf mit ihm und das zuckende Herz, das verzweifelt versuchte, an seinen alten Platz zu kommen..
    Hatte ich wieder geträumt oder war das Realität gewesen?
    „Wo bin ich?“, fragte ich.
    „ Du bist in Sicherheit“, sagte Hank.
    Ich richtete mich langsam auf. Ich war völlig verdreckt und jetzt merkte ich auch, wie nass alles um mich war. Mit einem Schlag fror ich und zitterte.
    „Hast du in das Buch geschrieben?“
    Ich brauchte einige Sekunden, bis ich realisierte, was er wollte.
    „Hast du in das Buch geschrieben?“, fragte er nochmals.
    „ Ja“, sagte ich.
    „ Gott sei Dank“, sagte Hank.
    Mein Kopf schmerzte.
    „Und was ist danach passiert?“
    „ Irgendwie ist alles zusammengekracht.“
    Hank nickte. „Das ist gut“, sagte er. „Das ist sehr gut.“
    „Mann, ich muss heim. Ich hol mir noch den Tod, wenn ich hier länger bleibe.“
    Hank half mir beim Aufstehen.
    Wir liefen zurück durch die Büsche, krochen durch das Loch und kamen zur Straße. Es regnete nicht mehr so heftig. Ich zitterte die ganze Zeit auf dem Heimweg, und als wir endlich zu Hause ankamen, ging ich sofort ins Bad und duschte mich heiß. Dann ging ich zu Bett. Hank sah ich nicht mehr.
     
    Die blau eingefärbte Beule an meinem Kopf schmerzte heftig, wenn ich darauf drückte. Die Ereignisse der letzten Nacht hatten Spuren hinterlassen. Ich stand vor dem Badezimmerspiegel und betrachtete die kleinen, roten Striche an der Wange, wo mich die Äste getroffen hatten, als Hank sich vor mir einen Weg durch das Gestrüpp gebahnt

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