Das Buch der Verdammnis (German Edition)
mir ein Zeichen zu geben, dass ich seine Worte nicht ernst nehmen sollte.
Hank schien nicht auf eine Antwort von mir zu warten.
„ Wenn du nicht aufrichtig warst und deine Gedanken nicht rein, als du vor dem Buch standest, dann durftest du die Feder nicht in die Hand nehmen. Dann hast du alles viel schlimmer gemacht.“
Ich schluckte, in seinen Worten war eine Eindringlichkeit, die mich stumm dasitzen ließ.
Seine Augen schienen sich in meine zu bohren.
„ So war es doch, ich war noch einmal dort gewesen, Leon. Und alle Zeichen deuten darauf hin, dass du den Zauber nicht brechen konntest. So war es doch, Leon.“
Er ging jetzt zum Tisch, setzte sich mir gegenüber, dabei ließ er mich nicht aus den Augen.
„Ich weiß nicht, ob man jetzt noch den Zauber aufhalten kann. Ich glaube, es ist schon zu spät. Aber wenn es einer kann, dann nur du. Du musst etwas tun.“
„ Hören Sie nicht auf ihn“, sagte seine Frau zu mir. „So redet er schon die ganze Zeit. Es ist schlimmer, als ich gedacht hatte.“
Hank blickte von mir zu ihr, dann wieder zu mir. Er lehnte sich nach hinten, es war, als würde er in sich zusammensacken, als hätte man alle Energie aus seinem Körper gesogen.
Carola Hager stand auf.
„ Lass uns gehen“, sagte sie. Hank sah sie an, einen Moment zögerte er, als wolle er noch etwas Wichtiges sagen, aber dann erhob er sich, nahm seinen alten Rucksack und ging mit seiner Frau zur Tür hinaus.
Abends saßen wir schweigend vor unserem Bier in der Küche. Gonzo hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt. Der Fernseher lief, doch keiner von uns achtete darauf.
Ich spürte eine Unruhe, die mich die ganze Zeit nicht losließ. Immer wieder ging mir durch den Kopf, was Hank vor seinem Abschied gesagt hatte. Ich versuchte, nicht an seine Worte zu denken, ich sagte mir, dass im Grunde alles wunderbar gelaufen sei. Ich hatte Erfolg mit meinem neuen Konzept gehabt. Nach der Party hatte ich wieder eine dieser Erscheinungen gehabt, aber das musste der Alkohol gewesen sein und meine Angst vor Hank.
Doch das war jetzt vorbei. Ich hatte recht behalten. Ich musste nicht befürchten, dass ein Geisterjäger aus meinen Heften lebendig geworden war, denn Hank war der Fan, den ich in ihm immer vermutet hatte. Und ich hatte Helen. „Mein ganzes Herz gehört dir.“ Ich murmelte den Satz vor mich hin, doch heute war der Klang anders. Die Worte hatten ihre Magie verloren.
Andere Worte waren an ihre Stelle getreten, wurden immer lauter und eindringlicher. „Wenn du nicht aufrichtig warst und deine Gedanken nicht rein, als du vor dem Buch standest, dann durftest du die Feder nicht in die Hand nehmen. Dann hast du alles viel schlimmer gemacht.“
Ich sah Hank an der Tür stehen, wie er diese Worte sprach. Es war mir, als hätte eine höhere Macht durch ihn gesprochen. Ich hatte immer gedacht, dass der Albtraum vorbei wäre, sobald ich wüsste, wer Hank wirklich war. Doch jetzt war mir klar, dass es noch nicht zu Ende war.
Ich sah zu Gonzo, aber der starrte nur vor sich hin. Er sah bleich aus. Irgendwann murmelte er, dass er müde sei, und ließ mich allein zurück. Ich hörte, wie er sich im Bad die Zähne putzte, dann ging er in sein Zimmer und die Tür schloss sich hinter ihm. Schließlich schaltete ich den Fernseher aus und ging zu Bett.
5. Teil
Zwei Tage später erhielt ich die Rechnung von Mock. Er schickte sie in einem Kuvert, das mit einer alten Aufnahme eines Sherlock-Holmes-Films bedruckt war. Sherlock Holmes, gespielt von einem Schauspieler, den ich nicht kannte, beugte sich mit einem Vergrößerungsglas in der Hand über ein altes, vergilbtes Foto.
Die Rechnung belief sich auf 250 Euro. So wie wir es vereinbart hatten. Ich legte den Brief zur Seite. Anton Mock. Während der Woche, als Helen bei uns war, hatte ich überhaupt nicht mehr an ihn gedacht.
Ich las seine letzte E-Mail. Er schrieb, dass er eine große Entdeckung gemacht habe und dass sich das Geheimnis um Hank Lester bald auflösen werde. Mock war es also gewesen, der die Frau von Hank alias Hannes Hager ausfindig gemacht und zu uns geschickt hatte. Er hatte seine Aufgabe gelöst.
Ich öffnete eine weitere E-Mail von ihm. Darin schrieb Mock, dass er Hank bei einem Treffen mit einer blonden Frau beobachtet habe. Ich erstarrte, als ich das angefügte Foto betrachtete. Das Bild zeigte Helen.
"Wir müssen reden", sagte ich.
Ich traf Gonzo am nächsten Morgen allein am Küchentisch, vor sich eine Tasse Kaffee.
Gonzo hatte tiefe
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