Das Buch der Verdammnis (German Edition)
Mund, schüttelte aber dann nur den Kopf.
„Hast du ne Handynummer von ihr?“, fragte ich Gonzo.
„ Sie hat gesagt, sie lehnt Handys ab.“
„ Dasselbe hat sie mir auch gesagt. Und irgendeine andere Nummer. Von Kanada.“
„ Nein.“
Ich überlegte.
„Hat sie dir ihren Nachnamen gesagt?“
Gonzo schüttelte den Kopf.
„Ich bin überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, sie zu fragen.“
„ Und eine Adresse, weißt du irgendeine Adresse?“
„ Nein, weißt du eine Adresse?“
„ Nein.“ Ich schrie jetzt. „Genau das ist es. Sie war eine Woche hier, und wir wissen nichts von ihr. Nur irgendeinen Scheiß. Was sie ihrer Mutter auf dem Totenbett versprochen hat.“
„ Und was sie beim Sex gern mag“, sagte Gonzo. „Und dass sie ungeheuer gern Apfeltaschen und Kirschkuchen isst.“
„ Sie hat überhaupt die ganze Woche wie eine Verrückte gegessen.“
„ Ja, und jede Nacht war sie weg. Hast du ne Ahnung, wo sie hin ist?“
„ Nein, ich hab sie nicht mal gefragt, ich wette du auch nicht. Ich war irgendwie wie blind.“
„ Ich auch“, sagte Gonzo leise.
"Vielleicht ist sie krank, vielleicht ist sie in Behandlung, vielleicht zieht sie diese Nummer bei jedem ab.“
"Vielleicht ist es doch wahr", sagte Gonzo.
"Was?"
"Dass nicht nur Hank entkommen ist, sondern auch Helen."
"Ich dachte, das ist jetzt endgültig geklärt. Hank ist ein verrückter Fan mit Namen Hannes Hager."
"Ich weiß nicht."
"Aber du hast doch seine Frau gesehen. Sie war hier, sie hat ihn abgeholt."
"Irgendetwas hat da nicht gestimmt. Ich hab lang darüber nachgedacht, und ich bin überzeugt, dass da was nicht gestimmt hat."
Dass Hank oder Hannes Hager, wie er richtig hieß, von seiner Frau abgeholt worden war, hatte mich bestätigt. Ich hatte von Anfang an recht gehabt. Warum widersprach ich Gonzo jetzt nicht?
Es waren zu viele Fragen offen. Dass Helen hier gewesen war, hatte alles unwichtig werden lassen. Doch jetzt, als ich mit Gonzo am Küchentisch saß, tauchten die alten Zweifel auf. Ich dachte an die beiden Polizisten, Melanie Boyles und Edgar Brock. Seit ihrem Besuch hatte ich nichts mehr von ihnen gehört, ich hatte nichts über Bommer in der Zeitung gelesen und auch im Verlag schien niemand etwas davon zu wissen.
Und was war mit November, der Dinge wusste, die er nicht wissen konnte? Und Helens seltsames Verhalten. Ich konnte nicht glauben, dass sie einfach nur eine Frau war, die ihre Spielchen mit uns getrieben hatte. Es musste eine andere Erklärung geben.
„Wir müssen herausfinden, wer Helen wirklich ist", sagte ich.
„ Und wie?“
„ Keine Ahnung“, sagte ich. „Wir sollten noch ein paar Tage warten. Vielleicht kommt sie ja doch zurück.“
Internetseite www. hank-lester-fans-weindorf.de
Dies ist der letzte Eintrag auf dem Forum der Hank Lester Fans von Weindorf. Der Verein wurde schon vor einer Woche aufgelöst und auch die Internetpräsenz wird in zwei Monaten gelöscht.
Ich bedaure diesen Schritt sehr, doch sehe ich es als sinnlos an, einen Verein am Leben zu halten, der nur noch aus zwei Mitgliedern besteht, nämlich aus mir und der stellvertretenden Vorsitzenden Magda Korn, die ja vielen Einwohnern unseres kleinen Städtchens als Besitzerin der Metzgerei Korn bekannt ist. Magda Korn hat sich in letzter Zeit stärker den Heftromanen um den Dschungelpathologen Dakota Bill zugewandt. Als Metzgerin steht ihr diese Figur auch näher.
Doch unabhängig davon hatte sie sich in den letzten Monaten auch sehr oft betrübt über die Entwicklung der Hank-Lester-Reihe gezeigt.
Auch ich muss zugeben, dass ich über den Niedergang dieser einst so glorreichen Romanreihe sehr enttäuscht bin.
Mehr und mehr bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass sich eine Figur wie Hank Lester überlebt hat. Die Eindimensionalität des Helden und die schlampig recherchierten Details zu den Horrorfiguren konnten anfangs von den fantastischen und spannenden Geschichten überdeckt werden.
Doch die sexuelle Zügellosigkeit von Lester, sein mangelndes Umweltbewusstsein und seine unnötige Brutalität gegenüber Werwölfen und Untoten bereiten jedem Fan Magendrücken, der einem Helden wie Hank Lester auch eine Vorbildfunktion für die Jugend zuspricht.
Außerdem konnten die letzten Hefte auch nie mehr das Niveau der ersten erreichen. Ein Tiefpunkt wohl in der ganzen Horrorheftliteratur war die explizite Beschreibung der sexuellen Schwierigkeiten Hank Lesters.
Diese Wendung in der Geschichte ließ auch
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