Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
letzte Fassung ganz oder teilweise erhalten; bei einigen gibt es nur einen vorläufigen Entwurf; bei anderen existieren überhaupt keine ausgearbeiteten Erzählungen, sondern nur Notizen und Pläne. Nach mancherlei Versuchen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Anordnung der Geschichten in der chronologischen Abfolge ihrer Ereignisse die einzig praktikable Art der Präsentation ist.
Schließlich kommt noch hinzu, dass im Laufe des Schreibprozesses Zusammenhänge innerhalb der Verschollenen Geschichten verändert wurden, neue Konzeptionen hinzukamen und die gleichzeitige Weiterentwicklung der Sprachen zu einer fortlaufenden Veränderung von Namen führte.
Eine Ausgabe wie die vorliegende, die solchen Schwierigkeiten Rechnung trägt und sie nicht künstlich zu glätten versucht, wird leicht zu einem komplizierten und schwer zu lesenden Buch, in dem der Leser keinen Augenblick allein gelassen wird. Ich habe mich bemüht, für die Erzählungen einen lesbaren und geordneten Text zu erstellen und für interessierte Leser, die es wünschen, eine ziemlich vollständige Beschreibung der tatsächlichen Textsituation hinzugefügt. Um das zu erreichen, habe ich den Umfang der Anmerkungen zu den Texten drastisch reduziert, und zwar nach folgenden Prinzipien: Die zahlreichen Veränderungen von Namen sind sämtlich erfasst, doch sie wurden insgesamt am Ende jeder Geschichte zusammengestellt (die Stellen, an denen sie im Einzelnen erscheinen, kann man dem Register entnehmen); alle Bemerkungen zumInhalt sind in einem Kommentar zusammengedrängt, der sich an jede Geschichte anschließt; und fast der gesamte linguistische Kommentar (in erster Linie die Etymologie von Namen) ist in einem Anhang über Namen am Ende des Buches versammelt, wo sich sehr viele Informationen über die frühesten Entwicklungsstufen der »Elbischen Sprachen« finden. Auf diese Weise beschränken sich die Fußnoten zum allergrößten Teil auf Varianten und Abweichungen, die sich in anderen Texten finden; der Leser, der sich damit nicht herumplagen will, kann nur die Erzählungen lesen und weiß, dass jenes fast alles ist, was er entbehrt.
Die Kommentare sind in ihrem Umfang begrenzt und konzentrieren sich im Wesentlichen darauf, die Folgerungen zu erörtern, die sich aus dem im Kontext mit den Verschollenen Geschichten selbst Gesagten ergeben, und sie mit dem Silmarillion zu vergleichen. Ich habe keine Parallelen, Quellen und Einflüsse angeführt, und meistens habe ich darauf verzichtet, die komplizierte Entwicklungsgeschichte der Verschollenen Geschichten bis hin zum publizierten Werk nachzuzeichnen (dies würde, wie ich meine, selbst dann nur Verwirrung stiften, wenn man diesen Komplex lediglich kursorisch behandelte), vielmehr sind diese Probleme in einer vereinfachten Weise behandelt, als gäbe es zwei feste Bezugspunkte. Ich gehe nicht davon aus, dass meine Analysen sich insgesamt als gerechtfertigt oder exakt erweisen werden, und es gibt gewiss Hinweise auf die Lösung kniffliger Textprobleme in den Verschollenen Geschichten, die meiner Aufmerksamkeit entgangen sind.
Die Texte wurden so getreu wie möglich nach den Originalmanuskripten wiedergegeben. Nur unbedeutende und offensichtliche Flüchtigkeitsfehler sind stillschweigend korrigiert worden; ungeschickt formulierte Sätze habe ich stehengelassen, und wo der grammatikalische Zusammenhang fehlt, wiees zuweilen in jenen Teilen der Verschollenen Geschichten der Fall ist, die nie über einen ersten flüchtigen Entwurf hinausgelangt sind, habe ich nicht eingegriffen; und konsequenter, als mein Vater es tat, habe ich die Großschreibung durchgeführt. Ich habe mir, wenn auch zögernd, ein einheitliches System der Akzentsetzung bei elbischen Namen zu eigen gemacht. Mein Vater schrieb zum Beispiel: Palûrien, Palúrien, Palurien; Ōnen, Onen; Kôr, Kor. Ich habe den Akutus für den Längsstrich über Vokalen, für den Zirkumflex und den scharfen Akzent (dazu gelegentlich für den Gravis) der Originaltexte benutzt; den Zirkumflex dagegen für einsilbige Wörter: Palúrien, Ónen, Kôr also entspricht, zumindest für das Auge, dem späteren Sindarin.
Die Aufteilung des Werkes in zwei Teile wird ausschließlich durch seinen Umfang begründet, denn die Ausgabe ist als eine Einheit konzipiert; jeder Teil hat jedoch sein eigenes Register und seinen eigenen Namensanhang. Der zweite Teil enthält die in mancher Hinsicht interessantesten Stücke der Verschollenen Geschichten: Tinúviel, Turambar (Túrin),
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