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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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ehrwürdiger Priester.«
    »Auch das gehört zu meinen Aufgaben als Diener des Amun. Und was das betrifft. . .«
    Er sah Sam auf eine so seltsame Art an, fast als wollte er ihn hypnotisieren. Für einen kurzen Moment meinte Sam sogar, eine unsichtbare Hand streife sein Gehirn. Ein ausgesprochen unangenehmes Gefühl. . .
    »Ich werde alt«, sagte der alte Mann sanft und löste seinen Zauber. »Die Zeit nagt an mir, ich spüre es deutlich. Und ich bin nicht unsterblich, wie du feststellen konntest, als du mein Grab in Theben besuchtest. . .«
    Samuel hätte ihm gern versichert, dass er noch viele Jahre zu leben hatte, doch Setni legte zwei Finger an die Lippen und brachte ihn zum Schweigen.
    »Schsch, mein Junge! Ich wünsche, nichts über meinen Tod zu erfahren, weder das Davor noch das Danach. Das ist eine der Voraussetzungen, damit ich meine Aufgabe ehrlich erfüllen kann . . . Doch wie auch immer, die Steine des Thot werden eines Tages einen neuen Hüter brauchen. Mit ausreichend Kraft, um den Versuchungen, die sich einem Reisenden anbieten, zu widerstehen. Mit einem Herzen, das das Gute vom Bösen zu unterscheiden weiß. Mit genügend Einsicht, um den Lauf der Zeit nicht verändern zu wollen. Dieser letzte Punkt ist der entscheidende. Eine nicht enden wollende Kette von Katastrophen wäre die Folge, wenn jemand vorhätte, den Lauf der Welt zu verändern. Jemand wie dieser Mann zum Beispiel, der das Zeichen Hathors zu seinen Gunsten missbraucht. Und deshalb wird es immer einen Hüter der Sonnensteine geben müssen. Und ich bin davon überzeugt, dass du, Samuel Faulkner, dich als dieser Aufgabe würdig erweisen würdest.«
    »Ich?«, fragte Samuel entsetzt. »Aber ich möchte doch nur meinen Vater wiederfinden und nach Hause zurückkehren! Für immer!«
    »Natürlich, natürlich«, nickte Setni gutmütig. »Es ist auch noch zu früh ... viel zu früh! Denk darüber nach, und wenn die Zeit kommen wird, nun ja .. . Triff die Entscheidung, die dir richtig erscheint.«
    Der Hohepriester machte einen Schritt auf sie zu.
    »Ihr solltet nicht länger warten, meine Kinder. Ihr seid noch lange nicht am Ende eures Weges, so viele andere warten noch auf euch!«
    Er drückte sie kurz an sich und ließ sie dann an den Stein herantreten. Als er sich hinkniete, um die Münze in die Mitte der Sonne zu legen, konnte Samuel nicht umhin, eine letzte Frage loszuwerden, die ihm unter den Nägeln brannte:
    »Werden wir . . . werden wir uns eines Tages wiedersehen, ehrwürdiger Priester?«
    Dieser machte ein undurchdringliches Gesicht:
    »Auf jeden Fall nicht so, wie du es dir vorstellst, junger Mann.«
     
    XVIII.
    Eine Frage des Vertrauens
     
    Sam drehte sich auf die Seite und blieb einen Moment niedergeschlagen liegen, unfähig, sich zu bewegen. Eine unendliche Mattigkeit hatte ihn erfasst, als ob sein Körper sich am Rande eines akuten Erschöpfungszustandes befände. Doch viel mehr als die körperliche spürte er dieses Mal eine geistige Mattigkeit. Das Zusammentreffen mit seinen Urgroßeltern, mit dem Hohepriester Setni, die Krankheit seiner Cousine, die Befürchtung, nie wieder in die Gegenwart zurückkehren zu können – das alles hatte ihn doch stark mitgenommen, mehr als er zugeben mochte. Dabei stand ihm das Wichtigste noch bevor: die Befreiung seines Vaters.
    Träge öffnete er die Augen, und obwohl er eigentlich schon erfasst hatte, wo er sich befand, war es dennoch eine angenehme Überraschung, keinen Schimmel mehr an den Wänden zu sehen, keine verrosteten Maschinen, keine toten Ratten in den Ecken! Der fade Schein des Nachtlichts kam ihm vor wie eine wunderbare Lebensquelle, und der gelbe Hocker, der eigentlich so gewöhnlich war wie nur irgendwas, beinahe wie ein Designermöbelstück von erlesenem Geschmack: Er war wieder zu Hause!
    »Lili?«, flüsterte er. »Geht es dir gut? Tut nix weh?« Seine Cousine lag wie ein Fötus zusammengerollt vor dem Stein.
    »Ich verstehe dich, Sammy«, kam es mit belegter Stimme zurück, »du musst nicht alles zweimal sagen!«
    »Ich mache das nicht, Lili, das ist nur eine Art Echo-Effekt, der immer auftritt, wenn man in die Gegenwart zurückkehrt. Aber bleib ganz ruhig, das legt sich wieder.«
    Sie richtete sich mühsam auf und warf ihm einen fragenden Blick zu:
    »Sind wir wirklich wieder zurück, Sammy?«
    »Ja, Lili, wir sind im Keller, in unserem Keller!«
    Überwältigt von ihren Gefühlen, schlug Lili die Hände vors Gesicht und fing leise an zu schluchzen. Samuel nahm sie

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