Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
packte den ersten Türgriff zur Rechten. Die Tür öffnete sich ganz mühelos. Flake hoffte, dass sie in dem Zimmer einen Spiegel fand und keine Schar Vampire.
Sie warf einen prüfenden Blick hinein. Sie sah ein recht kleines Schlafzimmer. In einer Ecke erblickte sie eine Tür, vermutlich zu einem Badezimmer. Nirgendwo im Schlafzimmer war ein Spiegel zu entdecken, sodass das Bad noch ihre beste Chance darstellte, vorausgesetzt, Vampire hatten überhaupt Spiegel in ihren Häusern. Sie warf das Buch ohne Namen auf das Bett in der Raummitte und lief zur anderen Tür hinüber. Sie probierte den Griff. Abgeschlossen. Jemand musste sich darin befinden. Möglicherweise Sanchez?
Das Geräusch einer Toilettenspülung bestätigte ihr, dass sie es mit einem Badezimmer zu tun hatte. Flake wich von der Tür zurück und wusste nicht recht, womit sie sich gleich konfrontiert sehen würde. Sie erinnerte sich daran, dass sie ja (hoffentlich) nach einem Vampir aussah und nichts zu befürchten hatte.
»Wer ist dort?«, rief sie zaghaft.
Ein paar Sekunden vergingen, ehe die Badezimmertür aufging und Sanchez lässig herausspaziert kam.
»Alles erledigt«, sagte er. Flake starrte ihn erstaunt an. Er wirkte so gelassen. Ehe sie ein Wort herausbekam, wedelte er mit der Hand vor der eigenen Nase herum. »An deiner Stelle würde ich nicht gleich dort hineingehen«, mahnte er.
Flake war erleichtert, ihn lebend zu sehen, bemerkte jedoch, dass die Umhängetasche, die er an einer Schulter trug, leer aussah. Hatte er Jessica das Buch des Todes schon überreicht?
»Deine Tasche ist leer!«, schnaufte sie. »Wo ist das Buch? Was hast du damit gemacht?«
Sanchez starrte sie scharf an und schien verwirrt. »Flake? Bist du das?«
»Ja doch.«
»Bist du ein Vampir?«
»Nein, du hohle Nuss! Ich bin hier, um dir den Arsch zu retten!«
Sanchez runzelte die Stirn. »Oh, wow! Danke.« Er deutete aufs Badezimmer. »Das Buch des Todes liegt da drin«, sagte er. Mit einem Blick über Flakes Schulter erblickte er das identisch aussehende schwarze Buch auf dem Bett. »Was ist das denn für ein Buch?«, fragte er.
Flake packte ihn an der Hand. »Wir müssen dem Bourbon Kid helfen«, entgegnete sie und hob mit der anderen Hand das Buch ohne Namen auf. »Komm schon, ich erkläre es dir unterwegs.«
Sanchez zögerte. »Kannst du es mir nicht hier erklären?«
♦ DREIUNDFÜNFZIG
Sanchez folgte Flake hinaus auf den Flur. Obwohl er am liebsten nach Hause gegangen wäre oder sich wieder im Badezimmer eingeschlossen hätte, hatte er das Gefühl, in Flakes Gesellschaft besser dran zu sein. Ehe sie das Schlafzimmer verließen, hatte sie ihm kurz ihren Plan erläutert, einen Plan, den sie vorgab, mit dem Bourbon Kid – welchselbigen sie als »ganz okay« bezeichnete, ungeachtet der Tatsache, dass er William Clay ins Gesicht geschossen hatte, als er auf dem Polizeirevier aufgetaucht war – ausgeheckt zu haben. Sanchez hörte aufmerksam zu, bis sie ihm den Plan und seine Funktion darin fertig erklärt hatte. Er ließ sich alles eine Zeit lang durch den Kopf gehen, ehe er seine Gedanken aussprach.
»Das ist ein beschissener Plan«, erklärte er, während er hinter Flake den Flur entlanglief. Sie stieg über die verwesende Leiche eines kürzlich ermordeten Clowns und drehte sich zu Sanchez um.
»Hast du einen besseren?«, blaffte sie.
»Klar doch. Wir verschwinden so schnell wie möglich von hier!«
Flake stieg zurück über den Clown und versetzte Sanchez eine Ohrfeige. Eine ganz schön heftige. Eher unberechtigt, wie er fand.
»Reiß dich zusammen, Sanchez, um Himmels willen!«, schimpfte sie. »Wir haben eine Chance, Jessica zu töten. Sie ist ein Vampir, und nach allem, was man so hört, der schlimmste von allen. Wenn wir dabei mithelfen können, dass der Bourbon Kid sie umbringt, dann denke ich, wäre es ganz schön albern, wenn wir es nicht täten.«
»Irgendwie gefährlich, denkst du nicht?«, hielt ihr Sanchez entgegen. »Eher ein Job für die Polizei, denke ich.«
»Wir sind die Polizei, du Idiot!«
»Verdammt!«
Flake setzte ihren Weg den Flur entlang fort. »Beeil dich!«, rief sie über die Schulter. »Entweder kommst du mit, oder du versuchst es mit den Tausenden Vampiren und Zombies draußen.«
Da war etwas dran, und wichtiger noch, sie hatte das Buch ohne Namen bei sich, wie Sanchez bemerkte. Und dieses Scheißding brachte Vampire um. Wohin auch immer dieses Buch unterwegs war, er gedachte ihm zu folgen.
Er folgte ihr den Flur
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