Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
sich an einen ähnlichen Zwischenfall, der sich einst im Tapioca zugetragen hatte.
Der Kid wandte sich erneut Jessica zu und versuchte abermals, sie sauber in die Zielerfassung zu bekommen. Es gelang ihm nicht. Jessica war verdammt nochmal zu schnell. Während der ganzen Zeit jedoch, in der er Jessica ablenkte, rückte Flake verstohlen näher an sie heran und schwenkte dabei das Buch ohne Namen. Als Flake auf Zehenspitzen beinahe in Griffweite Jessicas vorgedrungen war, senkte der Kid die Pistole und sprach die Vampirkönigin an.
»Du hast nicht vor, sie laufen zu lassen, nicht wahr?«, fragte er.
Jessica lächelte. »Ich möchte, dass du dir das hier ansiehst«, sagte sie. »Ich mache aus deinem Schatz Beth einen Vampir. Sie wird mein neues Spielzeug. Und du kannst ihr erstes Opfer werden, natürlich nur, sofern du sie nicht lieber umbringst. Du weißt doch noch, wie du es mit deiner Mutter gemacht hast?«
»Und wie ich es mit Archie Somers gemacht habe. Hättest ihn schreien hören sollen. Was für ein Jammerlappen.«
Jessica packte Beths Hals fester. Die Fingerkrallen standen kurz davor, Blut herauszudrücken. »Das wird mir Spaß machen!«, zischte sie.
Der Kid schien unbeeindruckt. »Ich wusste, dass es dazu kommen würde. Hör auf zu trödeln und mach es jetzt! Worauf wartest du?«
Flake schlich sich nicht weiter an Jessica an, sondern ging buchstäblich auf sie los.
Sanchez sah entsetzt zu, wie Jessica – die Frau, in die er während der letzten sechs Jahre verknallt gewesen war – den Mund weit öffnete und voller Blutgier zwei riesige Vampirfangzähne freilegte. Sie schlug sie Beth tief in den Hals, genau in dem Augenblick, in dem ihr Flake das Buch ohne Namen in den Rücken rammte.
Jessica und Beth schrien gleichzeitig vor Schmerzen. Es war schwer zu erkennen, wie tief Jessica Beth die Zähne in den Hals hatte graben können, aber sobald Flake sie mit dem Buch getroffen hatte, taumelte die Vampirkönigin rückwärts. Flammen schossen überall rings um die Stelle hervor, wo ihr Flake das Buch in den Rücken drückte. Und das waren außerdem verdammt große Flammen. Sogar Sanchez spürte über die ganze Distanz hinweg ihre sengende Hitze. Innerhalb von Sekunden ging Jessica in einem riesigen Feuerball auf. Auch Flake wurde davon erfasst.
Sanchez gefror das Blut in den Adern, als er Flake in das Geschrei einstimmen hörte. Er stürmte los und packte sie, schlang ihr die Arme um die Taille. Er zerrte kräftig an ihr, und es gelang ihm, sie aus dem Feuer und von dem Buch wegzuzerren, welches inzwischen fest an Jessicas Rücken klebte. Es war nicht leicht gewesen, Flake wegzureißen, und durch den Ruck kippte Sanchez auf den Rücken und zerrte Flake mit sich, sodass sie auf ihm landete.
Der Bourbon Kid zerrte Beth aus den Flammen, auch wenn er im Gegensatz zu Sanchez dabei nicht das Gleichgewicht verlor. Er legte Beth auf den Marmorboden und zielte erneut mit der Pistole. Diesmal kam er ungehindert zum Schuss. Jessica hatte nichts zur Verfügung, um sich abzuschirmen. Er feuerte eine Reihe von Kugeln in so schneller Folge ab, dass Sanchez nicht genau sagen konnte, wie viele es waren. Jeder Schuss schien jedoch Jessicas Brust vollständig zu durchschlagen, während sie sich unter Qualen in der Feuerkugel wand. Die letzte Kugel krachte ihr ins Gesicht. Ihr Geschrei brach ab, und sie schien zu implodieren. Das Fleisch verschwand in einem kurzen Lichtblitz vom Leib. Der Kid wich vor dem Feuer zurück, und Sanchez verfolgte erschrocken, wie das, was von Jessica übrig war, in sich zusammenfiel und die Knochen dabei zu Asche zerbröselten.
Und dann war sie nicht mehr. Diesmal für immer.
An der Stelle, wo sie zuvor gestanden hatte, flackerten die Flammen noch leise auf dem Fußboden, ehe sie vollständig erloschen und nichts weiter zurückließen als einen Haufen graue Asche. Hinter dem sich auflösenden Rauch konnte Sanchez den Bourbon Kid sehen. Er hockte über Beth, die am Fuß der Treppe ein Häufchen auf dem Boden bildete. Blut tröpfelte ihr aus einer großen Bisswunde am Hals.
Flake befreite sich aus Sanchez’ Schraubstockgriff, stand auf und flitzte an die Seite des Kid. Sanchez rappelte sich langsam auf.
»Wie geht es Beth?«, fragte Flake. »Bin ich zu spät gekommen?«
Sanchez konnte Beth nicht gut genug erkennen, um sich ein Bild von ihrer Verfassung zu machen. Der Kid fasste für ihn zusammen.
»Sie steht im Begriff, entweder zu sterben oder sich in einen Vampir zu verwandeln«, sagte
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