Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
entlang und stieg dabei hin und wieder über die Überreste eines toten Vampirs oder Werwolfs. Flake schien sich an der Spur aus Leichen zu orientieren. Sie führte ihn eine Treppe zur nächsten Etage hinauf. Es sah so ähnlich aus wie auf dem Stockwerk darunter, überall blutverschmierte Korridore und Leichen. Hier war es wirklich nicht schön. Flake wetzte hin und her, öffnete Türen, spähte hindurch und schloss sie wieder. Sie schien nicht wirklich zu wissen, wohin es ging, und obwohl sich Sanchez versucht fühlte, sie darauf hinzuweisen, hatte er so ein Gefühl, dass sie ihn nur erneut anschnauzen oder ihm, schlimmer noch, wieder eine runterhauen würde.
Nachdem sie anscheinend jedes einzelne Zimmer im ersten Stock durchsucht hatten, ging es eine weitere Treppe hinauf, die von Leichen übersät war. Sanchez atmete inzwischen schwer. Es war schon schlimm genug, in allen Ecken herumzurennen, aber es auch noch als Hürdenlauf über Leichen und schwelende Asche zu absolvieren, machte das Ganze noch anstrengender. So viel sportliche Betätigung war er nicht gewöhnt. Zumindest sah es auf der nächsten Etage ganz anders aus. Für den Anfang gab es hier keine weiteren Flure. Auf die Treppe folgten ein kleiner Absatz und eine riesige hölzerne Doppeltür mit scheußlichen Statuen nackter Männer zu beiden Seiten.
»Das wird es wohl sein!«, sagte Flake und deutete auf die Tür.
»Wie kannst du dir nur so sicher sein?«, fragte Sanchez.
»Hier liegen keine weiteren Leichen. Und das da ist, wie es aussieht, die einzige Tür auf dieser Etage. Es muss das Ende der Spur sein. Folg mir, und vergiss nicht, dass du mein Gefangener bist.«
Sanchez seufzte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das glaubwürdig erscheint«, jammerte er. »Du könntest mich nie gefangen nehmen.«
»Ein Sunflower Girl könnte dich gefangen nehmen. Und ich sehe wie ein Vampir aus, vergiss das nicht«, entgegnete Flake kopfschüttelnd. »Halte jetzt die Klappe und spiele einfach mit.«
Sie drehte vorsichtig den Griff an einem Türflügel und zog diesen auf. Er knarrte leicht, während er auf sie zuschwenkte. Sanchez blickte ihr forschend über die Schulter und durch die Tür. Ein riesiger Saal breitete sich dahinter aus. Dort war es jedoch extrem dunkel. Jemand hatte offenkundig vergessen, das Licht einzuschalten.
»Sieht so aus, als wär niemand hier«, sagte Sanchez. »Vielleicht sollten wir lieber nach Hause gehen?«
Flake packte ihn am Arm und zerrte ihn mit in den großen Saal. Sie zog die Tür hinter ihnen ins Schloss, sodass es noch dunkler wurde. Sanchez tastete neben der Tür an der Wand herum, um zu prüfen, ob er einen Lichtschalter fand. Schnell erreichte seine Hand einige Schalter, und er betätigte sie gleich alle. Der Raum wurde in helles Licht getaucht. Etliche Kronleuchter verströmten ihr Licht. Und sofort wurde deutlich, dass Flake und Sanchez nicht allein waren. Am hinteren Saalende stiegen gerade Jessica und ein großer Soldat eine breite Treppe herab. Sanchez erkannte, dass es Razor war, einer der vier Söldner, die an Halloween im Tapioca hereingeschneit waren. Razor hielt eine sehr verzweifelte Dame in blauem Kleid mit eisernem Griff fest. Sanchez erkannte auch sie wieder. Es war Psycho-Beth.
Flake packte Sanchez erneut am Arm, zog ihn von den Lichtschaltern weg und schubste ihn dann zur Saalmitte. Sie behandelte ihn wirklich wie einen Gefangenen. Wie entwürdigend, dachte er. Er wollte gerade verlangen, dass sie ihn nicht so schubste, als Jessica vom hinteren Saalende aus rief:
»Ist das das Buch des Todes, das du in der Hand hältst?«
Flake nickte. »Ja. Dieser Typ hatte es dabei.«
Jessica traf am unteren Ende der Treppe ein und stieg auf den Marmorboden. Sie zischte Sanchez an: »Du hast also mein Buch gefunden. Wie nett von dir, Sanchez.«
Er zuckte die Achseln. »Na ja, es war im Grunde nur eine Kleinigkeit. Vielleicht gibst du mir einfach die Belohnung, und ich verdrücke mich ganz schnell wieder.«
»Warum die Eile?«, fragte Jessica, und ein schelmisches Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus. »Warum bleibst du nicht eine Weile? Wir veranstalten eine Party. Dein Freund, der Bourbon Kid, ist auch da. Er wird sich jeden Augenblick zu uns gesellen.«
Für Sanchez wurde auf einmal überdeutlich, dass Jessica ein böses Vampirmiststück war. Er wusste nicht, warum er das nicht früher erkannt hatte. Vielleicht hatte ihn die eigene Verliebtheit geblendet. So oder so, jetzt war ihm nicht mehr danach
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