Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
sie am linken Arm packte. Er krempelte ihr den Ärmel der Bluse hoch. Da sie nun relativ zuversichtlich davon ausging, dass er sie nicht umzubringen plante, entzog sie ihm den Arm. »Was machst du da?«, fragte sie.
»Ich hab vor, dir ein Serum zu spritzen. Es senkt deine Bluttemperatur, damit du dich unentdeckt unter Untoten bewegen kannst. Dann kannst du in der Casa de Ville ungehindert umherstreifen.«
Flake war kein Fan von Spritzen. »Oh!«, seufzte sie. »Ist das wirklich nötig? Mein Arzt hat immer Mühe, eine Vene zu finden, wenn er mir eine Spritze verabreichen möchte, und mir läuft der Arm dabei blau an.«
»Öffne die Augen.«
Sie schlug langsam die Augen auf und blinzelte ein paarmal, um sicherzugehen, dass es nicht allzu sehr brannte. Der Kid hielt ihr das Gesicht direkt vor die Nase. Er hatte eine lange Spritze in der rechten Hand und blickte sie ernst an.
»Es ist nötig«, erklärte er. »Andernfalls erkennen dich die Vampire sofort als Fälschung. Und sie fressen dich bei lebendigem Leib.«
Flake verzog das Gesicht wie ein trotziger Teenager. »Ernsthaft, ich krieg leicht blaue Flecken am Arm. Es muss doch eine andere Möglichkeit geben, das zu machen, oder?«, stöhnte sie.
»Die gibt es«, erwiderte der Kid. »Lass die Hose runter und beug dich über den Schreibtisch, und ich geb sie dir in den Hintern.«
Flake konnte seiner Miene entnehmen, dass er es ernst meinte. Sie rollte den Ärmel am linken Arm ein Stück weiter hoch. »Direkt unterhalb des Ellbogens ist es wohl okay«, sagte sie.
Während der Kid ihr den Arm drückte und die beste Stelle suchte, um ihr das Serum zu spritzen, bereitete sich Flake auf die Unausweichlichkeit der Schmerzen und des blauen Flecks vor, sobald er die Nadel hineingestoßen hatte. Sie blickte über ihre Schulter, um nicht zu sehen, wie die Nadel ihre Haut durchbohrte, und entdeckte die Leiche von William Clay. Er lag mit ausgestreckten Armen und Beinen vor dem Fahrstuhl hinter ihr auf dem Fußboden, umgeben von einer Pfütze seines eigenen Bluts. Das Blut sickerte ihm aus einer klaffenden Kopfwunde. Clay war offenkundig zum falschen Zeitpunkt hereinspaziert und war das arme Schwein, das sich die Kugel einfing, als sie bei geschlossenen Augen den Schuss gehört hatte. Im großen Zusammenhang aller Dinge fand Flake inzwischen zwei schwarze Augen und einen vom Bourbon Kid ein bisschen zerdrückten Arm gar nicht mehr so schlimm. Tatsächlich würden manche Leute glatt behaupten, dass sie glimpflich davongekommen war.
♦ ZWEIUNDFÜNFZIG
Die Fahrt zur Casa de Ville war kein Ausflug, der wirklich Spaß gemacht hätte. Flake saß auf dem Beifahrersitz, dankbar dafür, noch am Leben zu sein. Der Bourbon Kid saß am Lenkrad des schwarzen Ford Mustang, der, wie sich Flake überlegte, vermutlich gestohlen war. Der Kid behielt die dunkle Kapuze über den Kopf gezogen, sodass während der ganzen Fahrt sein Gesicht verborgen blieb. Unterwegs erläuterte er Flake, warum genau sie dorthin fuhren und was er von ihr erwartete, sobald sie erst einmal dort waren. Sie nickte meistens beifällig und setzte hier und da ein »Okay« hinzu. Den Rest der Fahrt füllte unbehagliches Schweigen, während Flake regelmäßig ihr Aussehen im Spiegel an der Rückseite der Sonnenblende prüfte. Mit der schwarzen Farbe im Gesicht sah sie wirklich gruselig aus.
Schließlich lenkte der Kid das Fahrzeug unweit des Eingangs der riesigen Casa de Ville an den Bordstein. Er schaltete den Motor ab und wandte sich Flake zu. »Alles okay mit dir?«, erkundigte er sich.
»Ich denke schon.«
Ehe sie mehr sagen konnte, klingelte ihr Handy.
»Mach es aus«, befahl der Kid.
Flake kramte in der Hosentasche nach dem Telefon. Sie holte es hervor und warf einen kurzen Blick aufs Display. »Es ist Sanchez«, sagte sie.
»Das ist mir egal. Mach es aus.«
»Aber er möchte vielleicht …«
»Mach es aus.«
Das Telefon hörte auf zu klingeln, und der Anruf wurde an die Voicemail weitergeleitet. Ohne sich die Nachricht anzuhören, schaltete Flake es aus und steckte es in die Tasche zurück.
»So«, sagte der Kid und tippte ans Lenkrad. »Der Zündschlüssel steckt. Sobald du siehst, dass das Tor offen steht, wartest du ab, bis die Zombies hindurchgeschwärmt sind. Dann fährst du aufs Grundstück und bis an die Fronttür.«
»Wo genau stecken diese ganzen Zombies?«
»Sie tauchen auf, sobald sich das Tor öffnet. Sie warten im Wald auf der anderen Straßenseite. Sobald du vor dem Haus geparkt
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