Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
grünen Augen auf.
»Der war’s!«, zischte sie. »Er hat das Buch gestohlen!«
Sanchez schüttelte den Kopf. »Nee, hab ich nicht«, murmelte er.
Ulrika marschierte hinter den Tresen. Flake stand auf. »Da dürfen sie nicht hin!«, erklärte sie.
Ohne den Blick von Sanchez abzuwenden, drückte Ulrika Flake die Handfläche gegen das Gesicht und warf sie um. Dann öffnete sie zu Sanchez’ großem Entsetzen den Mund und entblößte ihre Fangzähne.
Genau wie er schon vermutet hatte, war dieses Miststück ein Vampir. Und ihn hatte sie wohl gerade als Zwischenmahlzeit vorgesehen.
Sanchez schaute auf die Knöpfe im Aufzug. Sie waren alle mit Scheiße beschmiert – alle, außer einem. Sanchez drückte ihn mindestens sechs Mal innerhalb einer Sekunde. Während die Türen sich schlossen, sah er, wie Ulrika abhob und mit weit aufgerissenem Maul auf ihn zugeflogen kam.
♦ ELF
Beth stand vor Cromwells Büro und registrierte traurig, dass man bereits sein Namensschild ausgetauscht hatte. Statt CROMWELL stand dort jetzt SIMMONDS in silbernen Großbuchstaben.
Sie klopfte an.
»Herein!«, rief Simmonds von drinnen.
Sie drehte den großen metallenen Türknauf erst nach links, dann nach rechts, doch nichts tat sich. Irgendwie konnte sie sich nie erinnern, wie die Tür genau aufging. Drücken oder ziehen? Beth drehte den Knauf weiter hin und her und zog dabei nach Leibeskräften daran. Schließlich drehte sie den Knauf einmal nach rechts und drückte gegen die Tür, die sich nun zu ihrer Erleichterung öffnete.
Mit einem Seufzen betrat sie das Büro.
Simmonds saß auf einem großen schwarzen Ledersessel hinter einem Schreibtisch aus massiver Eiche und machte ein selbstzufriedenes Gesicht. Das blonde Haar trug er wie immer streng zurückgekämmt in einem schmierigen Steven-Seagal-Pferdeschwanz.
»Hallo, Elijah!« Beth lächelte verhalten.
»Für Sie Mr Simmonds, Lansbury«, erwiderte er kühl.
Beth näherte sich den Stühlen vor Simmonds’ Schreibtisch.
»Setzen Sie sich gar nicht erst hin«, sagte er und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Unser Gespräch wird nicht lange dauern.«
»Oh, na gut.«
»Ist natürlich furchtbar, was mit Bertram passiert ist, aber das Leben muss weitergehen. Ich hoffe, Sie sind nicht zu geschockt.«
»Machen Sie Witze? Mr Cromwell war so ein toller Mensch!«
»Ganz recht – er war ein toller Mensch. Betonung auf war . Leider ist er aber nun tot. Das Museum hingegen steht noch, und als sein neuer Leiter werde ich ein paar Veränderungen vornehmen, die sich Cromwell nie getraut hat durchzuführen.«
Beth nickte und wusste genau, was jetzt kommen würde. »Okay.«
»Wir müssen die Kosten drücken, was bedauerlicherweise zu einem Stellenabbau führt.«
»Oh nein, wie viele Leute werden denn entlassen?«
Simmonds verzog das Gesicht. »Ich hatte wirklich gehofft, dass Sie das nicht fragen würden. Es genügt bereits, einen Mitarbeiter zu entlassen, und die Wahl ist auf Sie gefallen. Sie erhalten noch den Lohn für die laufende Woche, müssen aber nicht nochmal wiederkommen.«
Beth senkte traurig den Kopf. Natürlich hatte sie gewusst, dass genau das passieren würde, als sie von Cromwells Tod hörte. »Laut Vertrag bekomme ich den Lohn für den gesamten Monat, wenn ich entlassen werde.«
Simmonds schüttelte den Kopf. »Sie sind ziemlich dreist«, sagte er und machte ein angewidertes Gesicht. »Bertram Cromwell ist tot, ermordet vom Bourbon Kid, kaltblütig erschlagen mit einer Machete, und Sie wollen Kapital aus Ihrem Vertrag schlagen! Denken Sie eigentlich immer nur ans Geld?«
Beth war geschockt. »Nein, so ist das nicht!«
»Tja, so sieht es aber aus, Lansbury! Herrgott nochmal, Sie ekeln mich an! Erst ermorden Sie Ihre Stiefmutter, und nun beschmutzen Sie das Andenken eines großartigen Menschen – und das nach allem, was Bertram Cromwell für Sie getan hat.«
»Das ist nicht fair!«
»Diskutieren Sie das mit dem Betriebsrat.«
»Ich wusste gar nicht, dass wir einen Betriebsrat haben.«
»Haben wir auch nicht. Und jetzt verschwinden Sie! Ich kann es nicht mehr ertragen, Sie anzusehen. Ehrlich, ist Ihnen niemals in den Sinn gekommen, die Narbe in Ihrem Gesicht zu überschminken, wenn Sie zur Arbeit gehen? Es ist für jeden hier eine Zumutung, dass er sie ansehen muss.«
Beth spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten. Die Narbe ging aus vielen Gründen sehr tief. Sie versuchte die Tränen dennoch zurückzuhalten, um Simmonds nicht die Genugtuung zu geben,
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