Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
sich von Flake fahren zu lassen, weil ein paar Kids seinen Wagen vor dem Olé Au Lait übel zugerichtet hatten. Alle vier Reifen waren zerstochen.
Flake hatte versprochen, ihn zur Werkstatt zu bringen. Aber wie es jetzt aussah, sollte das erst nach dem Besuch des Polizeireviers stattfinden. Falls ihm nichts Besseres einfiel, konnte er immer noch ein Rückenleiden vortäuschen.
Flake fuhr so irre, wie sie redete. Nichts konnte das Mädchen aufhalten. Rote Ampeln, Stoppschilder, Fußgänger, Schneemänner. Unter normalen Umständen hätte ihr Gerede Sanchez in den Wahnsinn getrieben, aber im Moment war er zu beschäftigt damit, die Arschbacken zusammenzukneifen und sich am Armaturenbrett festzuhalten. Die Fahrt in Flakes Käfer wurde auch dadurch nicht entspannter, dass an der Beifahrerseite der Sicherheitsgurt fehlte. Insofern war Sanchez sogar erleichtert, als sie endlich beim Revier ankamen. Flake fuhr ein paar hundert Meter auf der falschen Spur, zog dann die Handbremse und katapultierte den Wagen mit einem spektakulären Manöver in die Parklücke.
Sanchez hatte sich dabei so verzweifelt am Armaturenbrett festgeklammert, dass seine Knöchel weiß waren. Sein Gesicht spiegelte blankes Entsetzen wider.
Flake stellte den Motor ab. »Komm schon, Sanchez.« Sie klopfte ihm auf den Arm, weil sie dachte, seine Panik sei nur gespielt.
»Ich glaube, wir sind gerade in der Zeit zurückgereist«, murmelte Sanchez.
»Du kannst so komisch sein«, sagte Flake und schlug ihm nochmal auf den Arm. »So, jetzt aber Schluss mit den Scherzen. Wir müssen schnell da rein, sonst sind wir vielleicht noch zu spät dran.«
Sanchez konnte sich gerade nichts Schöneres vorstellen, als aus diesem Wagen auszusteigen, auf den Besuch im Revier hingegen war er weniger scharf. Seine Finger entkrampften sich, und er löste sie vom Armaturenbrett. Danach öffnete er die Autotür. Flake war schon halb auf dem Weg zu den Stufen vor der Eingangstür, als Sanchez es endlich schaffte, sich aus dem Käfer zu hieven. Draußen holte er tief Luft und rieb sich mit der linken Hand theatralisch den Rücken.
Flake musterte ihn besorgt. »Alles okay?«
»Alte Kriegsverletzung«, erklärte Sanchez und verzog das Gesicht. »Ich bin gerade nicht sicher, ob ich es die Stufen raufschaffe.«
»Oh«, sagte Flake ganz niedergeschlagen.
Bevor sie noch etwas hinzufügen konnte, verließ ein Polizist das Revier und lief die Stufen hinunter. Ein durchtrainierter Typ Mitte vierzig, mit vollem, sauber zurückgekämmtem Haar. Für einen Bullen war er verdammt elegant angezogen. Er trug eine schwarze Anzughose, die dazu passende Weste und darunter ein weißes Hemd. Sanchez war erstaunt, einen so fitten Polizisten zu treffen. Die Jungs von der Truppe ernährten sich nämlich normalerweise alle fast ausschließlich von Donuts.
»Haben Sie Papiere für den Wagen?«, schrie der Polizist Flake an.
Sanchez kannte ihn. Sein Name lautete Dan Harker – ein vergleichsweise guter Detective, der seinen Job anständig erledigte und trotzdem nie befördert worden war. Falls Sanchez sich nicht irrte, war Harker nie korrupt gewesen. Ganz anders als die meisten seiner Kollegen. Er war schon oft im Tapioca aufgetaucht, um Sanchez wegen ungeklärter Fälle zu befragen, daher kannten sie sich.
Flake drehte sich um. »Hallo, Mr Harker!« Sie erkannte ihn ebenfalls. Schließlich machte das Verbrechen auch vor dem Olé Au Lait nicht halt.
»Du fährst wie eine Geistesgestörte, Flake. Ich könnte dich wegen Geschwindigkeitsüberschreitung und Parken im Halteverbot drankriegen.« Harker schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid, Dan.« Flake lächelte. »Wir sind hier, um uns zum Polizeidienst zu melden. Da wollte ich dich vorher mit meinen Fahrkünsten beeindrucken. Ich bin genau die Richtige für Verfolgungsjagden!«
Dan Harkers missbilligender Blick wurde gleich viel freundlicher. »Oh. Schön. Also … Großartig, meine ich. Ihr seid die Ersten. Kommt mit. Ich gebe euch die entsprechenden Formulare, und ihr könnt sie dann gleich ausfüllen.«
»Ich habe einen schlimmen Rücken«, jammerte Sanchez und rieb sich die Lendenwirbel.
Harker ignorierte ihn und wandte sich wieder an Flake: »Für die ersten beiden Freiwilligen gibt es eine Belohnung von eintausend Dollar.«
Sanchez schaute sich um. Auf der Straße drückten sich ein paar Leute herum. Sanchez beschloss, schnellstens zu handeln, bevor sich einer von denen die Kohle sicherte. Er hetzte über die glatte Straße, dann die
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