Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
wieder im Revier eintraf, wo Flake noch immer am Empfang saß und gerade ein Buch las. Erst als er direkt vor dem Tresen stand, bemerkte sie ihn.
»Hey, Sanchez, wie ist es gelaufen?«
Er nahm seinen Stetson ab und wischte sich den Schweißfilm von der Stirn. Obwohl es nicht gerade sehr hell im Revier war, ließ er die Sonnenbrille auf der Nase, weil er damit so cool aussah. Er fächelte sich mit dem Hut und holte tief Luft, um Flake von seinen Abenteuern zu berichten. Gespannt sah sie ihn an. »Tja«, legte er los. »Irgendwie hab ich Jessica verloren, bin dann dem Bourbon Kid begegnet und hab Bekanntschaft mit ein paar Leichen geschlossen. Das Übliche halt.«
Flake war beeindruckt. »Ehrlich? Wer sind denn die Toten? Und was ist jetzt mit dem Bourbon Kid?«
Sanchez lehnte sich gegen den Tresen. »Es hat ein paar Sanitäter, Polizisten und den Kerl mit dem Irokesenschnitt erwischt.«
»Oh Gott, wirklich?«
»Ja. Ich musste einen neuen Rettungswagen rufen. Danach hab ich dann Interviews gegeben. Ich bin jetzt nämlich ein Held, weißt du?«
»Wow, läuft das heute Abend in den Nachrichten?«
Sanchez zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
»Cool! Ach übrigens, du musst noch einen Bericht für den Captain schreiben.«
»Meinst du?«
»Das gehört doch zu unseren Aufgaben.«
»Am Ende tauchte ein Kerl von der Spurensicherung auf, dem hab ich das Chaos dann überlassen. Bestimmt schreibt der den Bericht. Falls Captain Harker auch einen von mir will, kann ich das immer noch machen. Aber eigentlich ist der Fall klar. Der Bourbon Kid hat die Leute ermordet und ist durchs Fenster getürmt, als ich kam. Ich glaube, er hatte Schiss vor mir.«
»Wow!« Flake machte große Augen. »Da hattest du ja einen irren Tag!«
»Ach, das ist doch nichts Besonderes«, wehrte Sanchez ab.
Flake legte ein schmales Lesezeichen aus schwarzem Leder in ihr Buch und klappte es zu, um sich voll auf Sanchez zu konzentrieren. »Und was ist mit Jessica? Wieso ist sie einfach verschwunden?«
»Sie war vor mir hochgegangen. Wahrscheinlich hat sie den Bourbon Kid bemerkt und ist abgehauen, falls er wieder versucht hätte, sie zu ermorden.«
»Meinst du, sie ist okay?«
»Ich denke mal, sie ist wieder zu Hause in der Casa de Ville.«
»Aber dort willst du doch heute Abend wohl nicht mehr vorbeifahren, oder? Der Bourbon Kid rennt schließlich noch frei rum. Und dann sind da noch die ganzen Vampire!«
Sanchez schüttelte den Kopf. »Nein, heute Abend nicht mehr. Erst muss ich ihr das Buch des Todes wieder beschaffen. Wird sie bestimmt aufheitern, wenn ich es ihr morgen bringe.«
Flake machte ein zweifelndes Gesicht. »Meinst du denn, dass du es wiederfindest?«
»Heute Morgen hatte ich es noch.«
Flake lachte. »Blöder Scherz.«
»Nein, im Ernst! Ich hatte es mir aus der Bibliothek ausgeliehen.« Er unterbrach sich und schaute über seine Schulter, ob sie allein waren. »Ohne jemandem Bescheid zu sagen, dass ich es mitnehme.«
»Oh Gott!«, rief Flake. »Dann hast du es also geklaut!«
»Pst!« Sanchez schaute sich wieder um. »Ich habe es Rick gegeben, damit er es wieder zurückbringt. Als ich bei euch im Café war heute Morgen.«
»Aber warum denn Rick?«
»Damit ich mich nicht von diesem Miststück Ulrika fertigmachen lassen muss natürlich. Was denkst du denn?«
»Ah, ja, klar.«
Flake holte tief Luft und sah aus wie ein Mechaniker, der dem Kunden mitteilen muss, dass er neue Bremsen braucht. »Ehrlich gesagt würde ich mich mit dem Buch nicht blicken lassen.«
»Wie meinst du das?«
Sie zeigte auf das Hardcover vor ihr auf dem Tresen. »Da drin steht was über das Buch des Todes .«
»Ach echt? Und was?«
Sie schlug das Buch auf und blätterte. »Hier steht, dass es sich dabei um ein altes ägyptisches Buch handelt, in dem man die Namen der Toten aufgelistet hat.« Sie suchte noch immer die entsprechende Seite. »Und dass es in Ägypten einen Herrscher gab, der ein Schwarzmagier war. Offenbar hat er einen Weg gefunden, wie man die Namen da reinschreibt, bevor die Leute tatsächlich gestorben sind.«
Sanchez stellte sich neben Flake und schaute ihr über die Schulter. »Wie hat er das denn geschafft?«
Flake blätterte weiter, bis sie die Stelle endlich gefunden hatte. »Sieh mal.« Sie zeigte auf einen der Absätze. »Hier steht, dass er den Namen seiner Feinde im Buch des Todes notiert hat. Auf denen lag dann ein Fluch, und sie sind an dem Tag gestorben, unter dessen Datum ihr Name im Buch eingetragen
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