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Das Buch des Vergessens

Das Buch des Vergessens

Titel: Das Buch des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douwe Draaisma
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leid, denn 1990 gründete sie das EMDR – Institute Inc., das eine zweitägige Ausbildung zum diplomierten EMDR – Therapeuten anbot. Noch ein weiteres Jahr später war die Technik schon so komplex geworden, dass für die genehmigte Ausübung von EMDR ein ›Level II‹-Diplom erforderlich war. Kursteilnehmer mussten eine Erklärung unterschreiben, dass sie das Gelernte nicht selbst Dritten beibringen würden. Nach der Veröffentlichung eines eigenen Handbuchs hat Shapiro diese Einschränkung aufgehoben.
Anmerkung
Mittlerweile wurden auch außerhalb der Vereinigten Staaten EMDR – Institute gegründet. Erst nach einer von der Vereinigung anerkannten Ausbildung können sich die Mitglieder als EMDR – Therapeut bezeichnen. Sie sind außerdem zu kontinuierlicher Fortbildung verpflichtet, damit das Zertifikat seine Gültigkeit behält.
    Auch die Therapie selbst veränderte sich, teils als Folge der Versuche, eine Erklärung für ihre Wirksamkeit zu finden. Shapiros Theorie an sich wurde eigentlich nie ernst genommen. Wo sich diese ›dysfunktionalen Netzwerke‹ nun befanden und wie Augenbewegungen sie ›reprocessen‹ sollten, blieb unklar. Manche brachten vor, die Augenbewegungen sollten die ›rapid eye movements‹ während des Träumens simulieren und im REM – Schlaf würden die Erinnerungen vom Tage konsolidiert oder, umgekehrt, aus dem Gedächtnis entfernt (siehe das Kapitel ›Warum wir Träume vergessen‹, S. 49). Schlafforscher Stickgold suggerierte, das Trauma verursache einen Mangel an REM – Schlaf, wodurch die Verarbeitung von Erinnerungen stagniere. Vielleicht löse EMDR einen REM – schlafartigen Zustand aus, in dem die Erinnerungen nachträglich verarbeitet werden konnten.
Anmerkung
Aber in Experimenten zeigte sich, dass ein Auf- und Abbewegen der Augen genauso effektiv ist, übrigens ebenso wie vor sich hinstarren oder sogar die Augen geschlossen halten. Außerdem bewegen sich die Augen während des REM – Schlafs viel schneller als das scheibenwischerartige Tempo, das bei EMDR angewendet wird. Die Augenbewegungen konnten offenbar durch Klicks in einem Kopfhörer oder leichte Klapse auf die Hand (›tapping‹) ersetzt werden, solange dies abwechselnd und zweiseitig geschah.
    Eine Erklärung, die nach dem Casusboek EMDR ›den Klienten gegenüber häufig verwendet wird‹, siedelt die Wirksamkeit in einer verbesserten Kommunikation der beiden Hirnhälften an. In der Formulierung der Redakteure: »Weil ein größeres Hirngebiet aktiviert wird und weil die Kommunikation zwischen links (Verstand) und rechts (Gefühl) verbessert wird, kann die Verarbeitung des traumatischen Ereignisses schneller und besser verlaufen.«
Anmerkung
Anschließend wird angemerkt, dass diese Theorie wahrscheinlich »auf Dauer nicht haltbar ist«, da vertikale Augenbewegungen nicht zu einer verbesserten Kommunikation zwischen rechts und links führen, aber genauso effektiv sind.
Anmerkung
    Wieder andere Erklärungen legen nahe, für den therapeutischen Effekt sei die begrenzte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses verantwortlich. Wenn die unangenehme Erinnerung ins Arbeitsgedächtnis ›geladen‹ werde und dieses Gedächtnis gleichzeitig mit der Verarbeitung von Klicks, Klapsen oder einem pendelnden Finger belastet werde, könne die Erinnerung nicht so detailliert und lebendig aufgerufen werden und werde daher nach der Sitzung auch wieder weniger lebendig im Langzeitgedächtnis gespeichert. Bei weiteren Nachforschungen in dieser Richtung stellte sich heraus, dass die Ablenkung genauso gut aus Kopfrechnen bestehen könnte, womit das letzte Restchen Zweiseitigkeit aus der Erklärung verschwand.
Anmerkung
    »Die Theorien, die vorstehend genannt wurden«, rundet das Ca susboek EMDR eine Übersicht möglicher Erklärungen ab, »stehen zum überwiegenden Teil nicht im Widerspruch zueinander.« Das ist eine überraschende Schlussfolgerung, denn aus derselben Übersicht wird deutlich, dass die Wirksamkeit von EMDR mit den unterschiedlichsten therapeutischen Aufträgen vereinbar ist. Die horizontalen Augenbewegungen, die anfangs für das ›reprocessing‹ und später für die verbesserte Kommunikation zwischen den beiden Gehirnhälften noch ganz wesentlich waren, konnten durch vertikale Augenbewegungen ersetzt werden und diese wiederum durch etwas ganz anderes, während die Klicks links und rechts auch Rechenaufgaben sein durften, die keine spezielle Auswirkung auf links (Verstand) und rechts (Gefühl) haben. Was man ›den

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