Das Buch Gabriel: Roman
Alptraum, dabei sind die Tiere auf den Tellern nur Symbole, in Wirklichkeit verschlingen diese Leute alles. Mich, Anna, dich, deine Freunde und die ganze Welt ringsherum. Wir sind es, die da heute Abend verspeist werden, und sie kauen noch nicht mal, sondern schlingen uns einfach hinunter. Ich bin nur froh, dass ich Gerd in die Piratenburg gesetzt habe.«
Ich verabrede mich mit Gottfried um elf am Eingang zum Treppenhaus, kurz bevor die Schildkröte zur Küche hochgebracht wird. Dann gehe ich außen am Gebäude entlang und suche unter jedem Vordach einer Eingangstür nach Lebenszeichen – bis ich schließlich einen dunklen Umriss sehe. Zwanzig Meter weiter hockt jemand gekrümmt an der Mauer.
Ich komme näher. Langsam steht die Gestalt auf.
Eine kleine Gestalt mit herabhängenden Armen: Anna.
Plötzlich fällt mir ein, dass ich immer noch das Cape trage, und ich trete unter eine Laterne, um mich deutlich zu zeigen. Abwartend steht sie da und starrt mich an.
Und dann – dreht sie sich um und geht weg.
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Confit vom Koala-Bein mit Zitronen-Safran-Chutney
gefolgt von einem Digestif-Elixir aus Kindertränen
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Für den Koala
7 ganze Koala-Beine
70 ml Balsamico
Zum Glasieren:
Orangenschale
2 ganze Sternanis
1 Gewürznelke
5 cm Ingwer
Entenschmalz
1 Zimtstange
Salzmischung:
70 ml Maltose
100 g Salz
70 ml helle Sojasauce
100 g Szechuanpfeffer
Für das Chutney
3 große Meyer-Zitronen
1 Messerspitze Safranfäden
50 ml Weißweinessig
1 TL Meerrettich
1/2 geschälter Kochapfel
1 EL frisch geriebener Ingwer
2 zerdrückte Knoblauchzehen
1 TL Meersalz
1 Zwiebel, geschält und gehackt
50 ml Zucker
Alle Zutaten für die Glasur aufkochen und reduzieren lassen. Für die Kruste eine Pfanne erhitzen und den Pfeffer solange rösten, bis er duftet; Salz hinzufügen, weiter erhitzen, dann abkühlen lassen. Die Koalas waschen, abtrocknen und am Kamm zusammenbinden, damit die Luft gut an das Fleisch kommt. Sobald sie trocken sind, die Beine großzügig mit der Salzmischung bestreuen, dann die Beuteltiere mindestens eine, maximal vier Stunden ruhen lassen. Das Salz unter fließendem Wasser abspülen. Währenddessen in einem großen Topf Wasser, etwas Ingwer und Frühlingszwiebeln aufsetzen. Jedes Koala-Bein in kochendem Wasser 30 Sekunden blanchieren, dann herausnehmen. Sobald sie trocken sind, mit der Glasur bestreichen und an einem kühlen Ort mindestens zwei Tage hängen lassen, währenddessen die Glasur weitere zwei oder drei Male auftragen. Am Abend des Essens das Röstgemüse mit Entenschmalz in einem Bräter anschwitzen, die Beine darauf legen, dann zugedeckt zwei Stunden bei 150–160 °C im Ofen schmoren. Den Deckel abnehmen und eine weitere Stunde köcheln lassen.
Für das Chutney die Zitronenschale abreiben und aufbewahren, dann die Zitronen auspressen. Schale und Saft zusammen mit dem Essig und 25 Milliliter Wasser in eine große, nicht-metallene Schüssel geben. Abdecken und über Nacht stehen lassen, dann in eine Frischhaltebox aus Edelstahl umfüllen. Alle übrigen Zutaten hinzugeben, außer dem Zucker. Aufkochen und 20–30 Minuten köcheln lassen, bis das Obst butterweich ist, dann den Zucker zugeben und bei mittlerer Hitze so lange rühren, bis er sich vollständig aufgelöst hat.
Zum Servieren in die Mitte jedes Tellers ein Koala-Bein legen und mit Chutney-Klecksen sprenkeln. Nach dem Essen pro Person sieben Milliliter Digestif aus den Tränen gesunder Kinder ausschenken, gefolgt von 16 Milliliter Ratzeputz-Schnaps.
Rezept für sieben Personen.
Bon appétit!
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22:45 Uhr
Am Vorhang gesellt sich Thomas zu mir. Wir finden beide, dass Seepferdchenschwänze und Austern ein zu erlesener Snack sind für die derzeitige Stimmung im Saal. Als er einen Seepferdchenschwanz im Anus des biegsamen Jungen verschwinden sieht, macht Thomas sich eine Notiz, um Didier für zukünftige Events entsprechend zu briefen.
Didier ist gegangen, genauso wie der andere Mann. Die Mächte der Finsternis sind geblieben. »Wer war der Mann, der mit dem Basken gekommen ist?«, frage ich.
»Pike«, sagt er. »Du hättest ihn nach dem Ende der Geschichte fragen sollen.«
»Wahnsinn. Sie kommen wohl eher nicht mehr wieder?«
»Nein. Zum Ende hin rennt der Baske immer weg. Und die Gesellschaft hier ist nicht nach ihrer beider Geschmack. Pike war schon seit Jahren nicht mehr in Europa, ich wette, sie haben sich umgezogen und sind zu Curry 36 am Mehringdamm gegangen. Die stehen jetzt mit Wurst und Pommes auf der Straße. Didier lässt
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