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Das Buch mit dem Karfunkelstein

Das Buch mit dem Karfunkelstein

Titel: Das Buch mit dem Karfunkelstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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den steinernen Fensterbogen über das Pult und Hildebert hielt hastig die Pergamentseite fest.
    Erstaunt sahen die Jungen, dass seine Hände dabei zitterten. Was hatte er nur? Hildebert seufzte tief auf und beruhigte sich
     wieder.
    Sie betrachteten das Bild. Es zeigte einen Ritter auf einem weißen Pferd, der mit seinem Schwert einen roten Umhang zerschnitt.
     Neben ihm stützte sich ein Mann in löchriger, ärmlicher Kleidung auf eine Holzkrücke.
    »Der Heilige Martin!«, flüsterte Jakob.
    »Ja«, nickte Bruder Hildebert. »Die Mantelteilung.«
    »In meinem Stundenbuch ist auch so ein Bild«, sagte Paul. »Aber ich musste das Buch zu Hause lassen.«
    Bruder Hildebert hob belehrend den Zeigefinger in die Höhe. »Der Heilige Martin ist das beste Beispiel dafür, dass man seinen
     Besitz mit ärmeren Menschen teilen sollte. Oder man verzichtet am besten ganz darauf, wie wir das hier im Kloster tun«, erklärte
     er mit einem strengen Blick auf Paul.
    Paul fürchtete schon, dass er jetzt wieder von dem gestohlenen Buch anfangen würde, aber Hildebert fuhr erschrocken zum Regal
     herum. Ein Rumpeln klang aus der Wand dahinter. Der Mönch wurde kreidebleich und bekreuzigte sich.
    »Der Teufel«, wisperte er aufgeregt. »Jetzt ist er in der Wand! Ich habe schon ganze Nächte in der Kirche verbracht und Gott
     um seinen Schutz angefleht, aber es hört nicht auf.« Hildebert schlotterte am ganzen Körper. »Es rumpelt und rumort. Oder
     ein eisiger Hauch löscht meine Kerze. Und manchmal«, er beugte sich zu den Kindern hinunter und sprach noch leiser, »kann
     ich ihn sogar riechen! Besonders, wenn der Wind aus Norden kommt, stinkt es nach Schwefel!«
    Paul und Jakob blickten ihn mit großen Augen an. Für sie hatte es sich so angehört, als sei den Glasarbeitern, die hinter
     der Wand in der Kirche arbeiteten, etwas umgefallen. Wenigstens hatte es wie ein Holzbalken vom Gerüst geklungen, das sie
     gerade aufbauten. Aber der Mönch hatte wirklich Angst vor dem Teufel, seine Furcht war echt!
    Bevor sie noch etwas dazu sagen konnten, klangen Schritte auf der Wendeltreppe zur Bibliothek und Bruder Gregor kam ins Skriptorium.
    »Und denkt daran«, wies er die drei Schreiber an, die hinter ihm die Stufen herunterkamen, »der Bischof möchte die Abschriften
     der drei Bücher zu Allerheiligen mitnehmen, wenn er das Kloster besucht. Bis dahin müssen wir fertig sein. Ein Jammer, dass
     das Buch mit dem Karfunkelstein nicht mehr da ist! Der Bischof hätte sich sehr über eine Abschrift gefreut.« Bedauernd schüttelte
     er den Kopf.
    Ohne die Kinder wahrzunehmen, gingen die Mönche zu ihren Pulten und legten die Bücher aus der Bibliothek auf Gestelle. Dann
     prüften sie ihre Federkiele, tauchten sie in die Tintenhörner und begannen mit der anstrengenden Aufgabe, die Bücher von der
     ersten bis zur letzten Seite abzuschreiben.
    »Übrigens, Bruder Laurenz, leg deine Hand beim Schreiben nicht wieder auf das Pergament. An diesen Stellen hält die Tinte
     nicht und wir haben doppelt so viel Mühe. Stütz deine Hand mit dem kleinen Finger ab, wenn es unbedingt sein muss. Dann gibt
     es keine Probleme.«
    Der Mönch nickte dem Bibliothekar zu und machte sich an die Arbeit. Gregor drehte sich zu den beiden Jungen um. Fragend schaute
     er von einem zum anderen.
    »Und?« Gregor runzelte die Stirn. »Wieso bringst du einen Fremden hierher?«
    Paul holte tief Luft. »Jakob ist ein Freund von mir«, erklärte er rasch. »Er würde sich gerne die Bibliothek ansehen und wir
     wollten fragen, ob das geht.«
    Der Bibliothekar warf Paul einen forschenden Blick zu.
    »Du weißt, dass außer mir streng genommen niemand Zutritt zur Bibliothek hat?«, fragte er ihn. »Warum möchtest du also mit
     deinem Freund hinein?«
    Jakob antwortete für Paul. Diesmal ließ er sich von ihm nicht davon abhalten, obwohl er seinen ganzen Mut dafür zusammennehmen
     musste. »Ich glaube nicht, dass Paul das Buch gestohlen hat. Und da dachte ich, es liegt vielleicht einfach irgendwo da herum.«
    Paul versank fast im Boden. Jakob redete ja so, als könnte man Gregor nicht glauben, wenn er sagte, dass es gestohlen war!
     Besorgt wartete er auf seine Antwort.
    Der alte Mönch mit dem freundlichen Gesicht sagte jedoch nur: »Ich habe schon überall gesucht. Es ist nicht da.«
    »Aber vielleicht   …«, fing Jakob an und zuckte verzweifelt die Schultern.
    »Du hast recht«, nickte Gregor überraschend großzügig. »Vielleicht sollten wir alle noch einmal

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