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Das Buch mit dem Karfunkelstein

Das Buch mit dem Karfunkelstein

Titel: Das Buch mit dem Karfunkelstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nachsehen.« Er wandte sich
     an Paul und betrachtete ihn ernst.»Ich will auch nicht glauben, dass du ein Bücherdieb sein sollst. Wer mit so viel Freude hier arbeitet wie du, der tut Büchern
     nichts Unrechtes an.«
    Paul lächelte ein bisschen schief, aber er war erleichtert. Er hatte es gewusst. Bruder Gregor war ein Freund.
    »Trotzdem möchte ich gerne wissen, was du gestern hier gemacht hast«, fügte Gregor ernst hinzu.
    Erschrocken sah Paul den Bibliothekar an. Er konnte doch jetzt nichts von den Pergamentbögen erzählen! Ausgerechnet, wenn
     Bruder Gregor auf seiner Seite war und ihn auch noch für seine Arbeit lobte.
    Der Bibliothekar musterte den Jungen schweigend. »Nun gut«, sagte er schließlich. »Ich warte, bis du bereit bist, es mir zu
     sagen. Vielleicht ist das alles im Augenblick etwas viel für dich.«
    Paul spürte einen Kloß im Hals, weil Gregor so viel Verständnis für ihn hatte. Aber er konnte jetzt einfach nicht mit der
     Wahrheit herausrücken.
    »Kommt mit«, forderte Gregor die Jungen auf. »Sehen wir noch einmal gemeinsam nach.«
    Langsam stieg er die Wendeltreppe hinauf und beobachtete, wie die beiden Jungen sich mit staunenden Gesichtern im oberen Raum
     umsahen. Überall Bücher! In beschrifteten Regalen, auf mehreren Tischen, sogar in zwei Schränken standen und lagen Bücher.
     Manche waren einfach in Holz und Leder gebunden, andere waren kostbar verziert. Paul konnte sich nicht sattsehen.
    Gregor verbarg ein Lächeln. Er hatte Paul prüfen wollen. Jetzt war er überzeugt, dass der Junge dasBuch nicht gestohlen hatte. Sein Staunen war nicht gespielt. Paul hatte die Bibliothek noch nie zuvor gesehen.
    Für Paul sahen besonders die Lesepulte an den Fenstern spannend aus. Man konnte sich auf eine Bank setzen und hatte ein schräges
     Pult vor sich, unter dem in einem besonderen Fach Bücher zum Lesen lagen. Neugierig betrachtete er sie.
    »Warum sind die Bücher hier angekettet?«, fragte er.
    »Das ist eine Neuerung«, erklärte Gregor, »die ich vor ein paar Jahren in einer Dombibliothek gesehen habe. Ich fand sie auch
     gut für unsere Klosterbibliothek. Bücher, die kostbar und selten sind oder oft gelesen werden, sind an Pulte gekettet, damit
     niemand sie einfach mitnimmt.«
    Paul seufzte. »Schade, dass das Buch mit dem Karfunkelstein nicht auch angekettet war«, sagte er traurig.
    Der Bibliothekar warf ihm einen kurzen Blick zu und nickte, aber er sagte nichts.
    Jakob wollte sich endlich auf die Suche nach dem gestohlenen Buch machen.
    »Wie sieht es eigentlich aus?«, fragte er Paul und ließ seine Blicke durch den Raum schweifen.
    »Es ist ungefähr zwei Fuß groß und hat einen hellbraunen Ledereinband mit einem eingeprägten Muster. In der Mitte ist der
     Karfunkelstein befestigt und an der Seite ist eine Metallschließe.«
    »Und wo hat es gelegen?«, wollte Jakob wissen.
    Bruder Gregor lächelte über Jakobs Eifer, seinemFreund zu helfen, und zeigte auf die leere Stelle eines Tisches, der sonst voller Bücher war.
    »Dort habe ich es hingelegt«, sagte er.
    Sie suchten selbst in den verborgensten Winkeln der Regale und Schränke, aber das Buch war nicht zu finden. In Gregors Bibliothek
     herrschte heilige Ordnung. Es lag nicht ein einziger Pergamentbogen herum, unter dem ein Buch hätte verschwinden können. Ihre
     Suche war zwecklos, das Buch war wirklich weg.
    Niedergeschlagen stiegen die Jungen schließlich die Wendeltreppe wieder hinunter. Sie hörten, wie Bruder Gregor abschloss
     und auch ins Skriptorium zurückkam. Jakob stieß Paul aufgeregt an, als sie beobachteten, wie Gregor den Schlüssel zur Bibliothek
     auf einen kleinen Tisch neben eine brennende Stundenkerze legte. Gregor tat das öfter. Für Paul war es bisher so normal gewesen,
     dass er überhaupt noch nicht darüber nachgedacht hatte. Aber jetzt begriff auch er sofort, was es bedeutete: Jeder der Mönche
     konnte es wissen! So konnte der Dieb unbemerkt in die Bibliothek gekommen sein, wenn im Skriptorium niemand war!
    Gregor warf einen Blick auf die Markierungen der Kerze.
    »Es ist bald Zeit für dich, ins Refektorium zu gehen«, mahnte er Paul. »Du kannst deine Arbeit hier danach erledigen. Vielleicht
     möchtest du deinen Freund noch zur Pforte begleiten?«
    Paul und Jakob bedankten sich bei Gregor für seine Freundlichkeit und wandten sich zur Tür. Sie wolltenmöglichst schnell über die neue Spur mit dem Schlüssel reden. Aber Pauls Blick fiel durch das Fenster auf eine Gestalt, die
     sich

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