Das Buch Ohne Gnade: Roman
Hand und zog ihn hinter sich her zur Treppe, die auf die Bühne führte. »Kommen Sie, Sanchez. Wir versäumen die Siegerehrung, wenn wir uns nicht beeilen.«
»Klar, okay.« Dann fiel ihm schlagartig etwas ein. »Haben Sie mir vorhin nicht irgendetwas von Candy Perez erzählt?«
Emily lachte, verzichtete jedoch auf eine Antwort. Sie geleitete ihn die Treppe hinauf, bis sie hinter den großen roten Vorhang gelangten, der die Bühne verhüllte. Während sie sie überquerten, nahm Nina Forina ihren Platz in der Bühnenmitte vor dem Tisch der Jury ein. Auf der Bühnenseite, am Ende des Vorhangs, hatten Elvis und Janis sich zu Julius, Jacko und Freddy Mercury gesellt.
Im Orchestergraben erklang ein Trommelwirbel, der sich zu einem Crescendo steigerte. Sekunden später teilte sich der Vorhang und glitt auf und Nina machte einen Schritt nach vorne ins Schweinwerferlicht. Das Publikum klatschte und johlte begeistert.Sanchez warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor ein Uhr morgens. Die Geisterstunde war fast vorbei. Wo zum Teufel blieben die Zombies? Und wo war Angus überhaupt?
Während ihm diese drängenden Fragen durch den Kopf gingen, blickte er in den Zuschauerraum. Jeder Platz war besetzt, Männer und Frauen jeden Alters warteten aufgeregt auf das, was gleich kommen würde. Allesamt offensichtlich ahnungslos, dass bei dem, was gleich geschähe, eine Menge Blut fließen würde.
Als er zur Galerie hinaufblickte, sah Sanchez, wie der DJ in seiner gläsernen Kabine einige Schalter betätigte. Bei ihm in der Kabine war noch eine andere Person. Sanchez blinzelte. Vor seinen Augen tauchten immer noch gelegentlich Blitze und schwarze Punkte auf, Nachwirkungen des Schlags auf seinen Kopf, als er sich selbst kurzfristig aus dem Verkehr gezogen hatte. Aber er hatte etwas gesehen. Gaukelten seine Augen ihm etwas vor? Er konnte nicht entscheiden, ob seine Augen ihm einen Streich spielten, oder war das wirklich jemand mit einer Waffe, der neben dem DJ in der Kabine stand? Er blinzelte mehrmals, um seinen Blick zu klären und zu sehen, ob er sich nur etwas einbildete. Aber das tat er nicht. Neben dem DJ stand tatsächlich ein Mann in schwarzer Kleidung mit einer Kapuze auf dem Kopf. In der Hand hielt er etwas, das aussah wie eine Pistole.
Sanchez wollte gerade nach Emilys Arm greifen, um sie auf die unheimliche Gestalt in der DJ -Kabine aufmerksam zu machen, als sich der Schütze plötzlich in den Schatten zurückzog. Es war nicht das erste Mal, dass Sanchez diesen Mann gesehen hatte. Wer war er? Und was hatte er in der Kabine des DJ zu suchen?
Mit einer Pistole.
SECHSUNDFÜNFZIG ♦
Emily war nervöser als bei ihrem ersten Vorsingen. Das Gefühl war schlimmer als bei ihrem ersten Auftritt vor einem Publikum. Mehr noch, es überstieg praktisch alles, was sie in ihrem ganzen bisherigen Leben in Sachen Nervosität erfahren hatte.
Nina Forina stand vor dem Publikum und wartete auf ein Zeichen von Nigel Powell. Emily war überzeugt, dass er sich einen Spaß daraus machte, das Publikum zu quälen, indem er sich ausgiebig Zeit ließ, um darauf zu warten, dass es sich vollkommen beruhigte. Schließlich, ehe der Lärm wieder zunahm, sah Emily, wie er Nina mit einem Kopfnicken das Signal gab, auf das sie gewartet hatte. Danach ließ sie einige Sekunden verstreichen, bis vollkommene Stille eintrat. Dann ergriff sie wieder das Wort.
»Okay, Leute. OKAY ! Ich habe das außerordentliche Vergnügen zu verkünden, dass ich das Endergebnis des Back-From-The-Dead -Gesangswettbewerbs hier in der Hand halte.«
Genauso verhielt es sich auch, denn sie hatte einen kleinen golden glänzenden Briefumschlag in der Hand. Die Augen aller Zuschauer saugten sich daran fest. Emilys Schicksal befand sich in diesem Umschlag. Die medizinische Versorgung ihrer Mutter war von dem Ergebnis abhängig, das in ihm steckte.
Als die Menge unruhig wurde, steigerte Nina die Anspannung noch um einiges, indem sie den Umschlag quälend langsam öffnete und dann verstohlen hineinschaute. Emily konnte gerade mal eine kleine rechteckige weiße Karte in dem Umschlag erkennen.Sie war für Emily zu weit entfernt, um lesen zu können, was darauf geschrieben war, aber Nina erlaubte sich einen langen Blick. Nachdem sie die Karte zur Hälfte aus dem Umschlag gezogen hatte, drehte sie sich wieder zum Publikum um. Dies ließ eine ganze Anzahl Zuschauer in hysterisches Geschrei wie bei einem Beatles-Konzert Mitte der Sechzigerjahre ausbrechen. Nachdem sie diesen
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