Das Buch Ohne Gnade: Roman
Rezeptionspult. Dort stützte er sich mit der rechten Hand auf den Schaltertisch und setzte in einer einzigen fließenden Bewegung darüber hinweg. An der Wand hinter dem Rezeptionstisch befand sich eine Tafel mit drei mal drei quadratisch angeordneten Lichtschaltern. Er legte alle neun Schalter um und tauchte die gesamte Lobby und den Rezeptionsbereich in tiefe Dunkelheit.
Dann wandte er sich um und nahm die Glastüren des Eingangs erneut in Augenschein. Jetzt wurde unmissverständlich klar, wie brandgefährlich die Situation war. Es wimmelte überall von Zombies. Sie kratzten an den Türen und kletterten hektisch übereinander hinweg, um nach vorne zu gelangen, während die anderen sich auf der Treppe drängten, die zum Eingang heraufführte.Die Türen bestanden aus schwerem Panzerglas und wurden am oberen und unteren Rand durch Stahlbolzen gesichert sowie durch ein stabiles Stahlschloss in der Mitte, wo die Türhälften aufeinandertrafen. Sie würden die schmutzstarrenden Kreaturen jedoch nicht lange zurückhalten können.
Der Kid flankte wieder über den Rezeptionstisch und ging hinüber zu der purpurroten Matte vor den Eingangstüren. Er hatte sich den Glasscheiben noch nicht einmal bis auf einen Meter genähert, als die Zombies bereits in Raserei verfielen und es kaum erwarten konnten, ihn als ihr erstes Opfer zu töten. Der Anblick seines warmen, lebendigen Fleisches versetzte sie in einen wahren Blutrausch. Er ließ sich von ihnen nicht abschrecken, sondern trat dicht an die Tür heran, um einen Blick nach draußen zu werfen. Er hatte keine Zeit, sie zu zählen, aber er konnte mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass sich draußen mehrere hundert Zombies drängten, gierig nach Blut schrien und nichts unversucht ließen, um hereinzugelangen.
Er hob die Flasche Bourbon vom Fußboden auf, setzte sie an die Lippen und trank einen tiefen Schluck. Dann griff er in seine Jacke und holte eine Packung Zigaretten hervor. Mit den zähnen zog er eine Zigarette heraus. Es war die letzte, daher knüllte er die leere Packung zusammen und ließ sie auf die Fußmatte fallen. Der Bourbon Kid war noch nie irgendeiner Auseinandersetzung ausgewichen, aber er musste die Tatsache berücksichtigen, dass er im Verhältnis von gut fünfhundert zu eins in der Unterzahl war. Überdies hatte er nur noch eine Patrone in seiner Pistole. Und diese Kugel war für jemand anderen bestimmt. Jemanden, der ihm schon sehr bald vor die Mündung geraten würde.
Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf zog er an der Zigarette und schaute zu, wie sie sich von selbst entzündete. Der Rauch füllte seine Lunge für ein paar Sekunden, ehe er ihn den Zombies entgegenblies. Die wirbelnde Rauchwolke traf auf die Glasscheibe und stieg dann als bläulicher Dunst zur Decke auf. Diese Geste schien die Wut der Kreaturen an den Türen noch weiter anzustacheln,denn ihre Bemühungen, endlich an ihn heranzukommen, wurden rasender. Die Türen begannen heftig zu erzittern. Er machte kehrt und bog in den Korridor ein, der zum Tonstudio führte. Jeden Moment würde das Ergebnis der Back-From-The-Dead -Show verkündet und bis dahin musste er die Kabine des DJ erreicht haben.
Und bereit sein, sein Ziel ins Visier zu nehmen.
FÜNFUNDFÜNFZIG ♦
Sanchez spürte, wie eine kalte Flüssigkeit in sein Gesicht spritzte. Er schlug die Augen auf und blinzelte mehrmals, ehe er sich das Wasser abwischte, das in sie hineinsickerte. Ihm dämmerte, dass er in einem bequemen Sessel lag und eine kleine Gruppe Menschen auf ihn herabblickte. Er erkannte die Gestalt dicht neben sich. Es war Emily und sie hatte eine kleine Plastikwasserflasche in der Hand. Er konnte außerdem eine vertraute Stimme hören, die seinen Namen rief. »Sanchez? Bist du okay?« Das war Elvis. Sanchez richtete sich auf und blinzelte abermals. Er entdeckte Elvis’ goldenes Jackett, das hinter Emily funkelte. »Wo bin ich?«, fragte er.
»Du bist in der Künstlergarderobe. Du wurdest ohnmächtig, Mann. Bist einfach umgekippt und mit dem Kopf auf den Fußboden geknallt.«
Das schien zu stimmen. In Sanchez’ Hinterkopf pulsierte ein höllischer Schmerz. »Wie ist das passiert?«, fragte er.
Emily reichte ihm die halbvolle Wasserflasche. »Wir haben uns unterhalten«, berichtete sie, »und plötzlich wurden Sie ganz bleich und sind zusammengebrochen.«
»Oh.« Sanchez wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Dann kam ihm ein Gedanke. »Hey! Ist die Show schon vorbei? Wer hat gewonnen?«
Elvis beugte sich
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