Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
das Ergebnis des Gesangswettbewerbs.
    Der Kid trank einen Schluck Sam Cougar und blieb dann vollkommen regungslos stehen. Und lauschte. Er verfügte über einen sechsten Sinn, der den der meisten Sterblichen bei Weitem übertraf. Er konnte spüren, dass schon bald irgendetwas geschehen würde.
    Etwas Böses befand sich in allernächster Nähe. Sogar nachdem er so viel Bourbon getrunken hatte, konnte er es spüren. Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab, griff in seine Jackentasche und holte die dunkelgraue Kurzwaffe hervor. Er begann sich langsam auf der Stelle um die eigene Achse zu drehen. Der Alkohol entfaltete allmählich seine Wirkung, wodurch er etwas unsicher auf den Füßen war, während er sich weiter drehte, dabei mit der Pistole auf die Wände zielte, beobachtete und darauf wartete, dass sich irgendetwas tat.
    Schließlich hörte er ein Geräusch.
    Das Geräusch war schon die ganze Zeit erklungen, er hatte nur eine Weile gebraucht, um es wahrzunehmen. Es war ein mattes leises Kratzen, das von den Glastüren des Hoteleingangs kam.Draußen war es stockdunkel, und bei der Beleuchtung in der Lobby war es unmöglich, jenseits der Türen irgendetwas zu erkennen. Sobald er es wahrgenommen hatte, wurde das Kratzgeräusch lauter. Dann wurde es von einem leisen Zischen begleitet.
    Während er den Geräuschen lauschte und sie zu identifizieren versuchte, drang die gedämpfte Stimme von Nina Forina in die Hotellobby. Die Gesangsdarbietungen waren abgeschlossen und sie bedankte sich beim Publikum für die Abstimmung. Zweifellos würde das Ergebnis schon in Kürze verkündet. Der Kid sollte jetzt eigentlich oben im Tonstudio sein und die Bühne mit seiner Pistole im Visier haben. Doch zuerst musste er unbedingt in Erfahrung bringen, was zum Teufel dieses Geräusch draußen verursachte.
    Er ging langsam auf die Glastüren des Vordereingangs zu. Unter seinen Schuhsohlen knirschten Glassplitter auf dem Marmorfußboden. Vor den Türen lag eine große purpurrote Fußmatte, die mit dem Namen des Hotels bedruckt war. Er betrat sie, sodass seine Schritte nicht mehr zu hören waren. Er machte fünf weitere Schritte auf die Tür zu. Die Kratz- und Zischlaute kamen eindeutig von draußen, denn sie wurden mit jedem Schritt, den er machte, lauter. Und je näher er der Tür kam, desto mehr klang das Zischen wie ein Flüstern. Stimmen, die ihm etwas zuraunten. Er konnte jedoch nicht verstehen, was sie sagten.
    Dann, als er kaum mehr als dreißig Zentimeter von der Tür entfernt war, knallte das grässlich verformte Gesicht einer Frau gegen die Glasscheibe vor ihm. Typischerweise zuckte er nicht zurück. Stattdessen sah er sich das Ding genau an. Die Haut auf dem Gesicht war schwarz und sah aus, als wäre sie so rau wie Sandpapier. Die Kreatur mochte zu Lebzeiten weißhäutig gewesen sein, doch nun hatte sie ein Aussehen, das die Vermutung nahelegte, dass der gesamte Kopf mit kochendem Wasser verbrüht und dann in ein Teerfass getaucht worden war. Ihre roten, blutunterlaufenen Augen starrten den Kid gierig an, und ihr offener Mund vollführte hinter der Glasscheibe Kau- undBeißbewegungen, als hätte sie seit einem Jahr nichts mehr gegessen. Was sie in der Tat auch nicht getan hatte.
    Der Kid stellte die Flasche Sam Cougar auf die rote Fußmatte und trat dicht an die Glastür heran. Er hielt eine Hand über seine Stirn, um das Licht des Leuchters, der hinter ihm an der Decke hing, auszublenden, und blickte durch die Glasscheibe auf das Gesicht, das sich gegen die Glastür presste. Es war zweifellos das Gesicht irgendeiner untoten Kreatur. Das hätte er ziemlich schnell herausgefunden, selbst wenn er kurz vorher nicht zwei dieser Erscheinungen auf dem Parkplatz getötet hätte. Aber wie viele Exemplare ihrer Art trieben sich da draußen herum? Das war schwierig zu erkennen. Zweifellos lauerten draußen, jenseits der Türen, noch andere dieser Wesen, aber es war unmöglich, sie eingehender zu betrachten. Damit sich Genaueres feststellen ließ, müsste die Beleuchtung der Lobby ausgeschaltet werden.
    Während Ninas Ansage das Publikum zu gedämpften Beifallsstürmen hinriss, wurde dem Kid klar, dass er nicht viel Zeit hatte. Nicht mehr lange und die Ergebnisse würden verkündet. Er steckte seine Pistole in eine besonders tiefe Tasche auf seinem rechten Oberschenkel. Sie glitt wie geschmiert hinein, wobei der Knauf oben aus der Tasche herausragte, sodass die Waffe schnellstens gezückt werden konnte. Dann eilte er zum

Weitere Kostenlose Bücher