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Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name

Titel: Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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ein gutes Gefühl zu wissen, dass man erwartet wurde.
    Während er das Gebäude auf dem Weg zum Büro des Captains durchquerte, spürte Jensen die Augen der anderen Beamten auf seinem Rücken ruhen. Jeder Einzelne starrte ihn an. Das geschah jedes Mal, wenn er an ein neues Revier abgeordnet wurde. Die anderen Polizisten hassten ihn. Immer. Er konnte es nicht ändern, zumindest nicht gleich zu Beginn eines neuen Auftrags. In Santa Mondega schien zudem erschwerend hinzuzukommen, dass er der einzige schwarze Mann bei der Polizei war. Es war eine Stadt voll mit Menschen aller Klassen und zahlloser Nationalitäten, doch es gab bemerkenswert wenige Schwarze. Vielleicht waren die Schwarzen zu gescheit, um sich in einem solchen Drecksnest niederzulassen. Vielleicht waren sie auch einfach nicht willkommen. Die Zeit wird eine Antwort liefern, dachte Jensen.
    Captain Rockwells Büro befand sich im dritten Stock. Jensen spürte, wie ihm hundert Augenpaare folgten auf dem Weg zu dem gläsernen Abteil in der Ecke des Großraumbüros, sicher sechzig Meter entfernt von den Türen des Aufzugs, in dem er angekommen war. Die gesamte Etage war übersät mit Schreibtischen und Abtrennungen. An nahezu jedem Schreibtisch saß ein Beamter. Das war typisch für die Polizei von heute. Niemand war draußen auf Streife. Alle saßen an ihren Schreibtischen und füllten irgendwelche Formulare aus oder tippten Berichte. Moderne Polizeiarbeit , sagte Jensen nicht zum ersten Mal zu sich selbst. Sehr inspirierend, wirklich.
    An den Wänden und Abtrennungen oder Computerbildschirmen hingen, befestigt mit Tesafilm, zahllose Beweisstücke und Fotos von Verdächtigen oder Opfern. Captain Rockwells Büro war im Vergleich dazu geradezu makellos. Der kleine Raum in der Ecke der Etage gestattete dem Captain einen hübschen Ausblick durch die Fenster auf die Stadt, die sich zu seinen Füßen ausbreitete. Jensen klopfte zweimal an die Glastür. Der Captain – dem Anschein nach der einzige Schwarze bei der gesamten Polizeitruppe von Santa Mondega – saß an seinem Schreibtisch, kaute auf irgendetwas und las in der Zeitung. Er besaß dichtes graues Haar und einen Bierbauch, was zusammen vermuten ließ, dass er ungefähr Mitte fünfzig sein musste. Er machte sich nicht die Mühe aufzublicken, als es klopfte, sondern bedeutete seinem Besucher mit einem Wink einzutreten. Jensen drehte den Türknauf und drückte, doch die Tür klemmte, und er musste heftig rütteln, was unglücklicherweise die Glaswände des gesamten Büros erzittern ließ. Schließlich half ein leichter Tritt an der Unterseite, und Jensen trat ein.
    »Detective Miles Jensen meldet sich zum Dienst, Sir«, sagte er.
    »Setzensesich, Detective«, grollte Rockwell. Jensen sah, dass er ein Kreuzworträtsel in der Zeitung löste.
    »Brauchen Sie vielleicht Hilfe?«, erbot er sich in dem Versuch, das Eis zu brechen, während er in einem Sessel dem Captain gegenüber Platz nahm.
    »Ja, wie wär’s hiermit?«, fragte Captain Rockwell und blickte für eine Sekunde auf. »Drei Buchstaben. Tritt – nie – wieder – dagegen.«
    »Tür?«
    »Verdammt richtig, Detective. Ich sehe, wir verstehen uns. Nett, Sie kennenzulernen, Jansen«, sagte der Captain, klappte seine Zeitung zu und musterte seinen neuen Detective gründlich von oben bis unten.
    »Der Name ist Jensen, Sir, und die Freude ist ganz meinerseits«, sagte Jensen, beugte sich über den Schreibtisch und streckte dem Captain die rechte Hand entgegen.
    Rockwell ignorierte die Geste und redete weiter.
    »Wie viel wissen Sie über den Grund für Ihre Versetzung hierher, Detective?«
    »Ich wurde vom Bezirkshauptquartier informiert. Ich weiß wahrscheinlich mehr darüber als Sie, Sir«, antwortete Jensen, indem er seine Hand zurückzog und Platz nahm.
    »Das wage ich zu bezweifeln, Detective.« Der Captain nahm einen Becher von einem Aktenstapel zu seiner Linken und trank einen Schluck vom Inhalt, bevor er ihn angewidert zurück spuckte. »Hey, wollen wir Informationen austauschen, oder wollen Sie mich die ganze Zeit abwimmeln wie das Büro für Innere Angelegenheiten?«
    »Ich will Sie nicht abwimmeln, Sir. Das gehört nicht zu meinen Aufgaben auf diesem Posten.«
    »Ich gebe Ihnen einen guten Rat, Jansen. Niemand hier auf diesem Revier mag Klugscheißer, haben Sie das begriffen?«
    »Der Name lautet Jensen, Sir. Nicht Jansen.«
    »Wie auch immer. Hat Ihnen schon jemand gezeigt, wo Sie den Kaffee finden?«
    »Nein, Sir. Ich bin eben erst

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