Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
oder im Sterben begriffen, und das war zweifellos auch der Zustand, in welchem Catwoman sich hätte befinden müssen. Die Kugeln des Bourbon Kid hatten sie durchlöchert, doch sie brach nicht zusammen. Während Dante staunend zu ihr hinsah, tat sie stattdessen etwas schier Unglaubliches: Sie sprang in die Höhe. In einer Demonstration unvorstellbarer Kraft sprang sie an die Decke und riss Jefes leblosen, schweren Leichnam mit sich. Er wog sicher doppelt so viel wie Jessica, doch sie hob ihn hoch, als wäre er nicht mehr als eine Feder. Sie knallte den Toten an die Decke und blieb unter ihm schweben, während sie die verbliebene Kleidung und die letzten Hautfetzen von seinem Leib riss. Sie suchte offensichtlich nach etwas, und Dante wäre jede Wette eingegangen, dass es das Auge des Mondes war. Was sie nicht wusste und was Dante gesehen hatte – Jefe besaß das Auge nicht mehr. Peto hatte es jetzt, und er versteckte sich ein paar Meter abseits hinter einem Fass, wo Catwoman ihn nicht sehen konnte.
Als Jessica endlich dämmerte, dass Jefe den blauen Stein nicht länger bei sich trug, stieß sie eine Klauenhand tief in seine Brust und riss ihm das Herz heraus. Es war, als wollte sie in seinem Innern nachsehen, ob er den kostbaren blauen Stein vielleicht verschluckt hatte. Ein Zeichen, wie verzweifelt sie sein musste. Blut und Eingeweide Jefes tropften wie ein zäher Brei zu Boden und bedeckten Tische, Stühle und Leichen. Kein besonders würdevoller Weg, einen so gefürchteten Mann nach dem Tod zu behandeln , dachte Dante völlig zusammenhanglos.
Bourbon Kid hatte inzwischen gesehen, was sie machte, und richtete seine Waffen nach oben. Da sonst niemand mehr am Leben war, auf den er hätte schießen können, konnte er sich endlich ganz auf Jessica konzentrieren. Er traf sie so häufig, dass es wenig überraschend war, als sie schließlich zu Boden stürzte und dort liegen blieb. Sie hatte ihre eigene Waffe längst verloren und konnte nur noch ihre Hände vor das Gesicht schlagen in dem Versuch, sich vor dem erbarmungslosen Sperrfeuer zu schützen. Bourbon Kid überzog sie noch weitere zwanzig Sekunden mit einem wahren Kugelhagel, bevor ihm die Munition ausging und er seine beiden Pistolen fallen ließ. Während er kurz durchatmete und seine Kleidung nach neuer Munition abtastete, entdeckte Jessica einen Leichnam in Reichweite und kroch los, um sich darunter zu verstecken, während sie überlegte, was sie als Nächstes machen konnte. In der sich anschließenden plötzlichen Stille durchwühlte Bourbon Kid sämtliche Taschen seines langen Kapuzenmantels auf der Suche nach Munition, bis ihm klar wurde, dass er alles verschossen hatte. Er blickte sich suchend nach einer Waffe um, und sein Blick blieb auf dem toten Elvis-Doppelgänger am Eingang haften. Er sprang zu ihm hin und riss die schwere Schrotflinte aus der Hand des Toten, bevor er hastig die Taschen des roten Anzugs nach Munition zum Nachladen durchwühlte.
Während er damit beschäftigt war, den Leichnam des Toten zu durchsuchen, verging die Sonnenfinsternis, und ein paar erste Sonnenstrahlen krochen beinahe zögernd zurück in die Tapioca Bar .
Dante schätzte, dass er nicht besonders viel wusste, doch eines war sicher: Er mochte diese Catwoman nicht. Sie war kein Mensch. Sie war definitiv eine extrem gefährliche Kreatur. Sie würde nicht sterben, ganz gleich, wie häufig sie von Kugeln getroffen wurde, und sie schien übernatürliche Kräfte zu besitzen (sie konnte beispielsweise fliegen ). Wenn es wirklich einen Lord der Untoten gab, der gekommen war, um das Auge des Mondes in Besitz zu nehmen, musste sie das sein. Kein verdammter Zweifel, sie war ein gefährliches Miststück.
Dante schloss die Tür zum Waschraum leise und nahm sich einige Sekunden Zeit, um alles zu durchdenken. Kacy hockte verängstigt am Boden und hielt Dante ihre Waffe hin. Sie hatte am Ende doch noch den Mut verloren. Sie war die tapfere Frau gewesen, die zu seiner Rettung gekommen war, doch nun war es an der Zeit für ihn, sich als Gentleman zu erweisen und die Frau zu beschützen, die er liebte. Er betätigte den Lichtschalter hinter der Tür und warf in der plötzlichen harschen Helligkeit einen letzten Blick auf Kacys wunderschönes, zu Tode verängstigtes Gesicht. Er schätzte, dass es möglicherweise das letzte Mal war, dass er sie sah, und so bemühte er sich, den Moment zu genießen. Nachdem sich ihr Antlitz für immer in sein Gedächtnis eingebrannt hatte, streckte er die
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