Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
betrachtete.
Bourbon Kid schien nicht unter dem gleichen inneren Aufruhr zu leiden wie Dante. Er ließ die Waffe in der linken Hand fallen und zog lässig eine Packung Zigaretten aus der Innentasche seines Mantels. Er schnippte mit dem Finger gegen den Boden der Schachtel, und oben schob sich eine Zigarette hervor. Er hielt das Päckchen an den Mund und nahm die Zigarette mit den Lippen heraus, dann rollte er sie mit der Zunge in den Mundwinkel, wo sie blieb. Er saugte an ihr, und sie entzündete sich wie von Geisterhand. Vielleicht hing noch so viel Pulverdampf in der Luft, dass er als Flamme dienen konnte. Was auch immer die Erklärung sein mochte, der Trick war extrem cool.
Bourbon Kid nahm einen weiteren Zug, dann sah er Dante an.
»Danke, Mann. Ich bin dir was schuldig. Jetzt entspann dich.«
Mit diesen Worten drehte er sich um und spazierte aus der Bar nach draußen. Unterwegs stieg er über ein paar Leichen, doch er blickte nicht nach unten und drehte sich nicht ein einziges Mal um. Dann war er verschwunden.
Ringsum in der Bar waren die Spuren seines Werks nicht zu übersehen. Zerschmetterte, blutige Leichen, aus deren zahllosen Schusswunden zum Teil immer noch dünne Rauchfähnchen aufstiegen. Tische und Stühle waren übersät mit dem Fleisch und Blut von bösem Abschaum und unschuldigen Zuschauern, die zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen waren. Und dann war da noch Dante, der einzige sichtbare Überlebende inmitten des ganzen Chaos. Er drehte sich um und ging zur Damentoilette, an der Tür vorbei, die geborsten in ihren Angeln hing und aussah, als könnte sie jeden Augenblick völlig ausreißen und umfallen.
Im Waschraum angekommen, blieb er vor Kacy stehen, die mit den Armen über dem Kopf vor einem der Toilettenhäuschen lag. Die letzte, wütende Schießerei hatte sie in Todesangst versetzt, und sie hatte es nicht gewagt aufzustehen und nachzusehen, ob ihr Freund überlebt hatte oder nicht. Er grinste breit auf sie herab.
»Komm mit mir, wenn du leben willst«, sagte er in seinem besten Schwarzenegger-Tonfall.
Kacy blickte zu ihm auf und strahlte ihn an, als wäre sie der glücklichste Mensch auf der Welt.
»Ich liebe dich.«
»Ich weiß.« Dante erwiderte ihr Strahlen.
Auf dem Weg nach draußen, als sie über Leichen und zerborstenes Mobiliar stiegen und den Blutlachen auswichen, die sich überall gebildet hatten, hielt Kacy plötzlich inne und zupfte Dante am Arm.
»Hey – einer von diesen Kerlen hat vielleicht noch deine zehn Riesen. Willst du sie durchsuchen?«
Dante lächelte sie an und schüttelte den Kopf.
»Baby, wenn ich etwas gelernt habe aus dieser Geschichte, dann dass ich kein Geld brauche. Ich habe dich, Baby. Das ist alles, was ich mir wünsche.«
»Bist du sicher, Honey?«
»Absolut sicher. Dich und die hundert Riesen im Motelzimmer, okay?«
»Darauf kannst du wetten.«
Dante legte die Hände um Kacys Schultern und zog sie zu sich heran, um ihr einen lustvollen Kuss mitten auf den Mund zu geben.
»Du bist die beste Freundin auf der Welt, Kacy«, sagte er mit einem Zwinkern hinter seiner dunklen Sonnenbrille. Kacy zwinkerte geradewegs zurück.
»Ich weiß.«
Neunundfünfzig
Sanchez hatte einen Drink nötig. Die einzige Flache hinter der Theke, die nach der Schießerei noch ganz war, war die mit dem guten Bourbon. Selbst die Pissflasche war zerstört, und Sanchez hatte das Gefühl, als wäre der gesamte Inhalt über ihn verspritzt worden. Kein Zweifel das Werk von Bourbon Kid.
Außer Sanchez lebte niemand mehr im gesamten Lokal. Der gottverdammte Bourbon Kid hatte erneut seine gesamte Kundschaft ausgelöscht, und dann war der Terminator-Typ gekommen und hatte ihm dabei geholfen, Jessica zu töten. Diesmal steckte noch etwa genauso viel Leben in ihr wie in einem Stein. Sanchez brütete über der Situation und dachte an die Zeit vor fünf Jahren. Kein Zweifel, auf ihn wartete ein verdammter Berg Arbeit in den nächsten paar Monaten, bis er sein Geschäft wieder aufgebaut hatte.
Er stand im Begriff, einen tiefen Schluck aus der Bourbonflasche zu nehmen, als er ein einzelnes Whiskyglas am Rand des Tresens erblickte, das irgendwie während der gesamten Schießerei intakt geblieben war. Es war allem Anschein nach das Glas, aus dem Bourbon Kid getrunken hatte. Sanchez grinste vor sich hin, als er sich einen dreifachen Bourbon einschenkte. Vielleicht hatte es einen Effekt auf ihn? Und falls ja, dann hoffentlich einen positiven.
Er kippte den Bourbon in einem Schluck
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