Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Kugel seine Wade gestreift hatte.
Überall im Lokal gingen mit erschreckender Geschwindigkeit weitere Leute zu Boden. Von jenen, die Dante kannte, war Miguel das nächste Opfer, ebenfalls niedergestreckt von einem gezielten Schuss des Bourbon Kid. Normalerweise hätte Dantes hundertprozentige Aufmerksamkeit Bourbon Kid gegolten, nachdem er gesehen hatte, dass ein und der gleiche Killer so viele Leute umnietete. Doch nicht an diesem Ort und an diesem Tag. Denn die als Catwoman verkleidete Frau stahl Bourbon Kid die Schau.
Es war offensichtlich, dass auch sie perfekt in der Dunkelheit sehen konnte. Sie bewegte sich schneller als jede richtige Katze, wich Kugeln aus, sprang über Leichen und Sterbende, duckte sich unter Tischen hindurch und bemühte sich nach Kräften, zum Leichnam ihres toten Geliebten Jefe vorzudringen, was sich als äußerst gefährliches Unterfangen erwies. Jedes Mal, wenn sie in die Nähe des toten Kopfgeldjägers kam, richtete Bourbon Kid den Blick auf sie und fing wie besessen an zu feuern, und sie musste sich wieder zurückziehen. Zuerst glaubte Dante, es wäre reines Glück, dass sie nicht getroffen wurde, und fing bereits an, um ihr Überleben zu bangen. Doch dann geschah etwas, das ihn seine Meinung gründlich ändern ließ.
Catwoman – oder Jessica, nur, dass Dante ihren Namen nicht kannte – schien es leid zu sein, andauernd den Kugeln auszuweichen. Stattdessen sprang sie mit einem Mal über den großen Tisch, an dem alle gesessen und verhandelt hatten, und landete leichtfüßig auf der anderen Seite, gleich neben den blutigen Überresten von Jefe. Sie besaß offensichtlich gewaltige Kräfte, denn sie packte das tote Gewicht des Kopfgeldjägers bei den Schultern und hob es mit Leichtigkeit hoch. Während sie den Toten durchwühlte, fingen ihre Augen in hellem Rot zu leuchten an, und sie begann hektisch an ihm zu reißen. Zuerst durch die Kleidung, dann die Haut. In ihrem Mund war plötzlich eine Reihe von Fangzähnen, die einem bengalischen Tiger alle Ehre gemacht hätten, und ihre Fingernägel waren lange Klauen, die definitiv nicht zu ihrem Kostüm gehörten.
Okay, sie ist also keine Katze , dachte Dante. Aber sie ist auch kein Mensch.
Sie war so in ihrem Tun versunken, dass sie Bourbon Kid scheinbar vergessen hatte. Noch weniger Aufmerksamkeit schenkte sie dem einzigen Mann, der dämlich genug war, mitten in einer wilden Schießerei die stockdunkle Tapioca Bar zu betreten. Einem Mann, der aussah wie Elvis.
Bourbon Kid bemerkte den Elvis-Doppelgänger und war für einen Augenblick abgelenkt von dieser großen, bärenhaften Gestalt von einem Mann. Die gelben Streifen an den Seiten seines roten Anzugs waren beinahe sichtbar in der Dunkelheit, doch das war es nicht, was Bourbon Kid auf Elvis aufmerksam gemacht hatte. Der Doppelgänger hielt eine schwere doppelläufige Schrotflinte in den Händen, mit der er in die Richtung zielte, wo der Bourbon Kid stand. Es war schwierig zu sagen, ob er wusste, auf wen er da zielte oder ob die Waffe rein zufällig auf den Schützen mit den meisten Treffern gerichtet war.
Dieser Kerl ist wahnsinnig! , dachte Dante. Warum sollte jemand auf die Idee kommen, in eine stockdunkle Bar zu marschieren, in der eine wilde Schießerei im Gange war? Bourbon Kid für seinen Teil war nicht in der Stimmung, zuerst Fragen zu stellen und dann zu schießen. Er ließ seine beiden Skorpions beim Anblick des Neuankömmlings fallen, und ohne Vorwarnung zuckten zwei weitere, kleinere Pistolen aus den Ärmeln seines langen Mantels. Die Pistolen landeten direkt in seinen Händen, und bevor der falsche Elvis seine Waffe abfeuern konnte, hatte er zwei Kugeln durch die Gläser seiner Sonnenbrille hindurch in jedem Auge. Er kippte langsam rückwärts um und landete mit einem schweren Schlag auf den Dielen, der die Bar erzittern ließ.
Selbst Dante, der im Waschraum in Deckung kauerte, spürte den Aufprall in den Fußsohlen.
Bourbon Kid schien bewusst zu sein, dass er Jessica aus den Augen gelassen hatte, denn er wirbelte erneut zu ihr herum und begann dabei zu feuern. Sie war noch immer damit beschäftigt, Jefes Überreste zu zerreißen, und schien alles andere ringsum vergessen zu haben. Es machte sie zu einem einfachen Ziel, und Bourbon Kid nutzte diesen Vorteil gnadenlos aus. Ein Schuss nach dem anderen traf sie.
Dante hatte sich inzwischen an seine merkwürdige infrarote Welt gewöhnt und konnte sehr genau sehen, wer auf wen schoss. So gut wie jeder in der Bar war tot
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