Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Hand aus und nahm die Schrotflinte von ihr. Es war an der Zeit, sein Teil für die Menschheit zu leisten. Und wichtiger noch, für Kacy.
»Hast du noch mehr Patronen, Kacy?«, fragte er leise.
»Dante, geh nicht da raus!«, flehte sie. »Lass uns hier drin warten, bis die Polizei kommt!«
Er schüttelte den Kopf und lächelte. Dann griff er selbst in die Tasche ihres Clownskostüms und fand eine Handvoll Schrotpatronen.
Er wäre ihrem Ratschlag gerne gefolgt, doch er wusste auch, dass er Bourbon Kid helfen musste. Es war nicht nur ein Instinkt, der ihm das sagte, es war das Wissen, dass das Schicksal der gesamten freien Welt wahrscheinlich in den Händen des schnellen Schützen lag und seinem Versuch, die Fleisch fressende Hexe im Catwoman-Kostüm zu erledigen. Bourbon Kid musste also einer von den Guten sein, zwangsweise. Nun ja, vielleicht auch nicht, aber zumindest schien er menschlich zu sein. Dante hatte Geschichten von all den Morden gehört, die dieser Mann im Verlauf des letzten Mondfestivals begangen hatte, doch wenn er jetzt in diesem Moment die Seiten wählen musste, dann war es die des Serienkillers Bourbon Kid und nicht die der fliegenden Untoten im Catwoman-Kostüm. Was er auch tat – er wusste mit absoluter Gewissheit, dass er und Kacy sterben würden, wenn er Bourbon Kid nicht beistand. Die arme Kacy sah verwirrt aus. Sie starrte flehentlich zu ihm auf und betete, dass er bei ihr blieb.
»Keine Sorge, Baby«, sagte er. » Ich komme wieder. «
Das Schießen schien aufgehört zu haben, und aus der Bar drang Stimmengemurmel. Er wandte sich um und stieß die Tür so heftig auf, dass sie fast aus den Angeln flog. Dann atmete er einmal tief durch und sprang nach draußen. Dort, direkt vor ihm, stand Peto der Mönch und zielte mit einer Waffe auf Bourbon Kid. Er sah aus, als würde er jeden Moment schießen. Dante zielte mit seiner Waffe auf Petos Hinterkopf.
»Tu das nicht, Peto«, warnte er.
»Dante, das geht Sie überhaupt nichts an.«
»Doch, das tut es. Nimm dein Auge des Mondes, und verschwinde damit so schnell wie möglich von hier. Ich kümmere mich um diesen Kerl.«
»Aber er hat Kyle getötet!«
»Peto, du bist ein Mönch. Mönche töten keine Menschen. Ganz egal, aus welchem Grund, Mönche töten niemals. Und jetzt verschwinde von hier. Nimm deinen kostbaren Stein, und geh dahin zurück, wo du hergekommen bist. Los, nur zu. Benutz die Hintertür und verschwinde.« Dante zeigte mit dem Daumen über die Schulter in Richtung der Hintertür.
Peto dachte ein paar Sekunden über das nach, was Dante gesagt hatte. Er schien unentschlossen, doch dann, als wüsste er nicht, was er sonst tun konnte, wich er rückwärts zur Hintertür, wie Dante vorgeschlagen hatte, ohne Bourbon Kid auch nur für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen zu lassen. Als er die Tür erreichte, trat er sie mit dem Absatz auf und zog sich rückwärts nach draußen zurück.
Dann waren sie nur noch zu dritt.
Jessica lag mit dem Rücken an einen umgestürzten Tisch gelehnt. Das Gesicht unter der Catwoman-Maske sah wieder völlig normal aus. Dante richtete seine Waffe auf ihren Kopf und feuerte ihr eine Ladung Schrot mitten in die Stirn. Blut und Gehirn spritzten in alle Richtungen davon. Es war das Zeichen für den Bourbon Kid, seine gesamte restliche Munition in sie zu pflanzen, die Patronen, die er der Leiche des Elvis-Imitators abgenommen hatte. Fast eine Minute lang schossen Dante und Bourbon Kid ununterbrochen auf die Catwoman, und die schwere Schrotflinte richtete furchtbaren Schaden an. Schon nach kürzester Zeit war praktisch kein Fleisch mehr an den Knochen, nur noch Blut, Brei und Knorpel.
Als beiden endlich die Munition ausgegangen war und sie ihre Waffen senkten, warf Dante einen Blick auf das, was sie angerichtet hatten.
Obwohl er wusste, dass diese Frau abgrundtief böse war und ihn und Kacy ohne mit der Wimper zu zucken abgeschlachtet hätte, verspürte er Gewissensbisse wegen dem, was er getan hatte. Es erinnerte ihn an eine Begebenheit, die mehrere Monate zurücklag, als er versehentlich seinen Hund Hector mit dem Wagen überfahren hatte. Es war nicht seine Schuld gewesen, doch er hatte sich furchtbar hohl gefühlt innerlich, als sein geliebter Hund seinen letzten Atemzug gemacht hatte. Es gab nichts Schlimmeres, als ein anderes Leben zu nehmen, sei es durch einen Unfall oder absichtlich. Es war einfach ein verdammt bescheidenes Gefühl, gleichgültig, aus welchem Blickwinkel man es
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