Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
zurück. Er sah Dante tief in die Augen in dem Versuch, einen Sinn darin zu sehen, doch die dunklen Gläser der Terminator-Sonnenbrille ließen nichts erkennen. Überhaupt nichts.
Peto sah aus wie ein Mann, der betrogen worden war. Obwohl er Dante nicht besonders gut kannte, vertraute er ihm mehr als den meisten anderen Menschen, die er außerhalb von Hubal getroffen hatte.
Vor allem anderen wollte er den Tod Kyles rächen, und doch hatte Dante recht. Mönche brachten keine Menschen um. Niedergeschlagen wandte er sich ab und ging langsam an Dante vorbei zum Hinterausgang und nach draußen, wobei er den Blick und den Lauf seiner Flinte nie auch nur für den Bruchteil einer Sekunde von Bourbon Kid abwandte. Und dann waren Peto und das Auge des Mondes verschwunden.
Zurück in der Bar blieben Bourbon Kid, der immer noch mit beiden Pistolen auf Jessica zielte, und Dante, der nun ebenfalls seine abgesägte Schrotflinte auf sie richtete. Sanchez in der vergleichsweise sicheren Deckung des Tresens war vollkommen sprachlos. Warum sollte dieser Junge, dieser Verlierer im Terminator-Kostüm, der wenige Minuten vorher noch ausgesehen hatte, als würde er sich jeden Augenblick in die Hosen machen, plötzlich aus dem Schatten ans Licht kommen, um Bourbon Kid zu helfen?
Wer war dieser Kerl?
Und was zum Teufel wusste er, was Sanchez nicht wusste?
Achtundfünfzig
Als die Sonnenfinsternis begann und der Mond sich vor die Sonne schob, erkannte Dante, dass er eine Chance hatte. Jemand stand auf seiner Seite – vielleicht sogar der Allmächtige höchstpersönlich –, doch wer auch immer es war, er hatte ihm eine Rettungsleine zugeworfen. Er hatte Dante eine einmalige Gelegenheit verschafft, zusammen mit Kacy lebend aus der Tapioca Bar zu entkommen.
All die anderen Leute am Tisch waren von Unsicherheit übermannt, teilweise sogar von Panik, als es über Santa Mondega dunkel wurde. Niemand wusste, wer mit seiner Waffe auf wen zielte. Außer Dante. Er sah alles. Zu seiner Linken sah er die Kapuzengestalt des Bourbon Kid, die ein leeres Glas auf den Tresen knallte und zwei vollautomatische Skorpion-Pistolen aus dem langen Trenchcoat zog. Vor sich sah Dante Kacy, El Santino, Carlito, Miguel, Jefe, Jessica und die beiden Mönche, allesamt nervös angesichts der plötzlichen, wenn auch nicht unerwarteten Dunkelheit. Und diejenigen von ihnen, die Waffen hatten, wirkten sogar extrem nervös.
Es war nicht nur der größte Glücksfall aller Zeiten, es musste ein Moment göttlicher Intervention sein. Dante dankte dem Allmächtigen im Himmel und dem Kostümverleiher, der ihm die Terminator-Verkleidung vermietet hatte, denn es war etwas Spezielles daran. Der Verkäufer hatte nichts davon erwähnt, als Dante sich für das Kostüm entschieden hatte. Ein kleines Detail vielleicht, das der Verkäufer übersehen hatte? Sicherlich nicht, denn es war kein kleines Detail. Ganz gewiss nicht in Dantes gegenwärtiger, prekärer Lage. Es war eine ganz großartige Sache. Ein lebensrettender Bonus von den freundlichen Leuten bei Dominos Kostümverleih. Ohne Extragebühren.
In den Filmen verfügte der Terminator über Infrarotsicht. Jetzt, im letzten flüchtigen Tageslicht vor Einsetzen der totalen Sonnenfinsternis, stellte Dante voller Staunen fest, dass die billige Imitation von einer Sonnenbrille, die zu dem Kostüm gehörte, ebenfalls mit Infrarotsicht ausgestattet war. Infolgedessen konnte er von dem Moment an alles sehen, als die Sonne hinter dem Mond verschwand und der Bourbon Kid seinen ersten Schuss abfeuerte.
Zugegeben, die Einzelheiten waren nicht besonders deutlich, und alles war in dumpfem Rot, doch das reichte Dante völlig.
Jeder im Laden schien nach einer Waffe zu greifen, mit Ausnahme der beiden Barmänner. Sanchez, der die Übung längst kannte, duckte sich augenblicklich hinter den Tresen. Mukka war ein wenig zu langsam und bezahlte den Preis für seine Unerfahrenheit gleich zu Anfang, als Kugeln kreuz und quer durch das Lokal flogen. Jeder mit einer Waffe feuerte, was das Zeug hielt. Die meisten wussten sicherlich nicht, auf wen oder was sie schossen, doch es spielte keine Rolle. Selbsterhaltung war alles in einem Szenario wie diesem. Der Instinkt hatte die Kontrolle übernommen. Dante war keine Ausnahme, nur dass für ihn die Erhaltung von Kacy ebenfalls wichtig war. Sie war hergekommen, um ihn zu retten. Es war Zeit, sich zu revanchieren.
Er packte ihr weites Clownskostüm und zerrte sie zu Boden, und sie ließ vor Schreck eine
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