Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
und der heutige Tag bildete keine Ausnahme. Die Küche war ein Schlachtfeld. Zusätzlich zu den Unmengen Blut, das aussah, als wäre es mit einem Gartenschlauch verspritzt worden, lagen zerborstenes Geschirr, Töpfe, Pfannen, Besteck überall auf den Arbeitsflächen und dem Boden herum. Thomas und Audrey Garcia hatten ihrem Angreifer entweder einen höllischen Kampf geliefert, oder der Mörder, wer auch immer es war, hatte das Zimmer so zugerichtet auf der Suche nach irgendetwas Wertvollem.
»Wer war der erste Mann am Tatort?«, erkundigte sich Somers laut, als die Sanitäter an ihm vorbeihuschten.
»Das war ich«, antwortete Scraggs und kam mit ausgestreckter Hand herbei, um Somers zu begrüßen. »Lieutenant Scraggs, Sir. Ich habe das Kommando hier.«
»Nicht mehr«, erwiderte Somers unverblümt. »Detective Jensen und ich übernehmen von jetzt an.«
Scraggs blickte verständlicherweise gereizt drein und senkte die Hand, als ihm klar wurde, dass Somers sie ohnehin nicht ergreifen würde. Er wusste, wer Somers war, und ihm hätte klar sein müssen, dass er ihm nicht die Hand reichen sollte. Das Wort »Arschloch!« bildete sich in seinen Gedanken, doch laut sagte er lediglich: »Ganz wie Sie meinen, Somers.«
»Haben Sie schon irgendwelche Spuren?«
»Jawohl, Sir. Einer meiner Männer hat eine Aussage vom Bruder eines der Opfer.«
»Ein Bruder, wie? Zufällig jemand, den wir kennen?«
»Könnte sein, Sir. Es handelt sich um Sanchez Garcia, den Wirt der Tapioca Bar . Der Tote, Thomas Garcia, war sein Bruder.«
Somers zückte ein kleines Notizbuch aus der Tasche seines Übermantels, klappte es auf und extrahierte einen Bleistift aus einer Schlaufe im Inneneinband.
»Hat er irgendeinen Verdacht geäußert, wer die Tat begangen haben könnte?«, fragte er.
Jensen hätte beinahe gegrinst. Somers klang nicht nur wie Inspector Columbo, er sah auch so aus – wenngleich nur für einen kurzen Moment. Jensen beherrschte sich. Es war offensichtlich kein geeigneter Zeitpunkt zum Feixen, insbesondere nicht, da Scraggs ihn direkt ansah. »Er meint, er hätte keine Idee, wer die beiden hätte umbringen wollen«, antwortete der Lieutenant und fuhr nach einer kurzen Pause fort: »Folgendes kann ich Ihnen außerdem noch sagen: Er war nicht der Meinung, dass es etwas mit Aliens zu tun haben könnte.«
Es war ein Seitenhieb an Jensens Adresse, und obendrein einer, den er schon mehr als einmal gehört hatte. Eine neue Stadt, die gleichen dämlichen alten Witze. Sehr vorhersehbar. Sehr ermüdend.
»Hey!«, bellte Somers. »Beantworten Sie gefälligst nur meine Fragen, Mann! Behalten Sie Ihre dämlichen pubertierenden Kommentare für sich. Wir haben es mit zwei Leichen zu tun, klar? Unschuldigen Opfern, wie es aussieht. Ihr Sarkasmus hilft uns nicht weiter bei der Suche nach dem oder den Tätern!«
»Tut mir leid, Sir.«
»Verdammt richtig, dass es Ihnen leid tut.« Somers war offensichtlich eine Respektsperson, und bis zu diesem Moment vermochte Jensen nicht zu sehen, warum er bei den anderen Cops so verhasst war.
Der ältere Detective fuhr fort: »Also, wer hat die Leichen gefunden? War es Sanchez, der Bruder des Toten?«
»Jawohl, Sir«, antwortete Scraggs. »Er sagt, er wäre gegen acht Uhr heute Morgen hergekommen. Er hat sofort den Notruf gewählt.«
»Acht, sagen Sie? Und wo ist er jetzt?«
»Er musste zurück zur Arbeit. Seine Bar fertig machen, um rechtzeitig zu öffnen.«
Jensen hielt es für an der Zeit, selbst einen Eindruck zu hinterlassen. Es war immer wichtig, bei einer neuen Ermittlung in einem neuen Revier früh Eindruck zu machen. »Die Opfer sehen nicht aus, als wären sie schon sonderlich lange tot«, stellte er fest. »Hat dieser Sanchez eine andere Person bemerkt, als er ankam? Ich würde sagen, die beiden sind heute Morgen gestorben.«
»Er sagt, er hätte nichts gesehen.«
Scraggs fügte kein »Sir« an das Ende seines Satzes, wie er es bei Somers tat. Jensen störte es nicht sonderlich – er würde sich den Respekt dieses Lieutenants und der anderen Cops schon noch verdienen. Es war immer so gewesen bisher. Indem er Scraggs’ mürrischen Tonfall ignorierte, fuhr er fort: »Das ist eine sehr abgeschiedene Farm hier draußen. Es gibt nur den einen unbefestigten Weg zur Hauptstraße. Haben Sie Sanchez gefragt, ob ihm jemand entgegengekommen ist, als er über den Weg zum Haus gefahren ist?«
»Selbstverständlich haben wir ihn gefragt. Wie ich bereits sagte, er hat nichts gesehen.«
»In
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