Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
ziehe nur Typen wie Jack Nicholson vor. Das ist ein Schauspieler, der jede Rolle in jedem Film übernehmen kann! Wenn Sie mich mit Ihren Filmkenntnissen beeindrucken wollen, Jensen, dann beantworten Sie mir doch folgende Frage«, sagte er und hob eine nicholsoneske Augenbraue. »Regisseure, die Scott-Brüder. Ridley oder Tony?«
»Keine Frage, Tony, unbesehen.« Jensen zögerte nicht mit einer Antwort. »Sicher, Ridley hatte ein paar starke Auftritte mit Blade Runner und Alien , aber Staatsfeind Nummer Eins und Crimson Tide lassen sich nicht einfach abtun. Es sind gute, intelligente Filme.«
»In denen der Held ein Schwarzer ist, wie?« Somers hatte angenommen, einen wunden Punkt zu berühren, doch die Bemerkung prallte von Jensen ab.
»Zugegeben, aber das ist nicht der Grund, warum ich sie mag. Tony hat auch bei True Romance Regie geführt, und das war ein guter Film ohne schwarzen Helden.«
»Zugegeben«, räumte Somers seufzend ein. »Ich ziehe trotzdem Ridley vor, wegen der Tatsache, dass Tony verantwortlich ist für diese Schwachsinns-Fernsehserie The Hunger . Wahrscheinlich der schlechteste Vampirfilm, den ich je gesehen habe.«
»Okay, es ist nicht The Lost Boys .«
»Verdammt richtig, ist es nicht!«, sagte Somers. Er wurde der Diskussion allmählich müde, deswegen fuhr er fort: »Okay, suchen wir etwas, worin wir beide übereinstimmen, und dann können Sie meinetwegen jedem erzählen, wir hätten uns verbrüdert. Hier ist eine ganze einfache Frage. Freddie Prinze Junior oder Robert Redford?«
»Redford.«
»Danke. Jetzt, nachdem wir eine Gemeinsamkeit gefunden haben – haben wir eine Abmachung, Partner?«
»Eine Abmachung? Wie meinen Sie das?«
»Ich meine, ich nehme all Ihre übernatürlichen Theorien mit an Bord und helfe Ihnen, wo ich kann, und Sie tun das Gleiche für mich. Sie akzeptieren meine Bourbon Kid-Theorie, und wir nehmen uns gegenseitig ernst. Gott weiß, niemand sonst in diesem Police Department tut es!«
»Also abgemacht, Detective Somers.«
»Gut. Möchten Sie sehen, was Bourbon Kid mit diesen fünf neuen Opfern angestellt hat?«
Miles Jensen nickte. »Raus damit.«
Somers öffnete die Schreibtischschublade zu seiner Linken und zog einen durchsichtigen Plastikhefter hervor. Er schlug ihn auf und warf eine Anzahl Fotografien im Postkartenformat auf den Tisch. Jensen erhob sich, nahm den ersten glänzenden Abzug und starrte das Bild an. Was er dort sah, entsetzte ihn. Er war nicht sicher, ob er seinen Augen traute. Nach einigen Sekunden wandte er sich den übrigen Fotos auf dem Tisch zu. Als er alle begutachtet hatte, blickte er zu Somers auf, der nickte. Die Bilder waren schlimmer als alles, was Miles Jensen je gesehen hatte, und er hatte schon einige wirklich schlimme Dinge gesehen.
»Sind diese Aufnahmen echt?«, fragte er leise.
»Ich weiß, was Sie denken«, antwortete Somers. »Wie krank muss so ein Bastard sein, um einem anderen menschlichen Wesen so etwas anzutun?«
Neun
Es war später Vormittag, als der Mann, den sie Elvis nannten, triumphierend in die Tapioca Bar stolzierte. Er bewegte sich, als würde er zum Takt von Suspicious Minds auf einer Bühne Jive tanzen – nicht nur in diesem Augenblick, sondern grundsätzlich. Es war, als hätte er unsichtbare Kopfhörer übergestreift, die ununterbrochen die Melodie spielten.
Sanchez mochte den Burschen sehr und war hoch erfreut, ihn zu sehen. Nicht, dass er es gezeigt hätte. Man zeigte Elvis nicht, dass man ihn mochte. Elvis war viel zu cool, und er würde den Barmann des Tapioca zum Narren machen, wenn herauskam, dass dieser ihn wie ein, nun ja, wie ein Idol verehrte.
Elvis war nicht nur cool, er sah auch so aus. Zumindest für jemanden, der immer angezogen war wie Elvis Presley. Eine Menge Leute denken, Elvis-Imitatoren sähen albern aus und machten sich selbst völlig zum Affen, doch über diesen Burschen dachte das niemand. Er erinnerte die Leute daran, wie unglaublich cool der echte King gewesen war, bevor er nicht mehr cool gewesen war. Sozusagen.
An diesem speziellen Morgen trug Elvis einen lilafarbenen Anzug. Die Hose war leicht ausgestellt, und zwei Reihen schwarzer Quasten zogen sich entlang der Außennähte von oben bis unten. Die dazu passende Jacke mit den breiten schwarzen Revers saß wie angegossen. Darunter trug der King einen dünnen Fummel von schwarzem Rüschenhemd, das zur Hälfte offen stand und den Blick auf seine gebräunte, haarige Brust gestattete, sowie einen goldenen Anhänger –
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