Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
blickte sich nicht um. »Was gibt’s denn noch, Mann?«
»Der Name!«
»Der Name?«
»Ja. Wie lautet der Name des Kerls, den du für mich erledigen wirst? Kenne ich ihn?«
»Kann schon sein. Er ist von außerhalb. Ein Kopfgeldjäger.«
»Und wie heißt er? Und warum hat er meinen Bruder und meine Schwägerin umgebracht?«
Sanchez hatte ursprünglich nicht vorgehabt, Elvis diese Fragen zu stellen, doch jetzt, nachdem der Killer seinen Auftrag angenommen hatte und im Begriff stand, seine Instruktionen auszuführen, überkam ihn ein Verlangen, mehr über den mysteriösen Fahrer des gelben Cadillac in Erfahrung zu bringen.
Elvis drehte sich zu ihm um und spähte Sanchez über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg an.
»Bist du sicher, dass du das wissen willst, Mann? Soll ich nicht lieber warten, bis der Job erledigt ist? Damit du nicht vielleicht noch deine Meinung änderst?«
»Nein, verrate mir einfach … wer zum Teufel ist der Kerl?«
»Irgendein gerissener Halunke mit Namen Jefe. Aber keine Sorge. Morgen um diese Zeit hat er einen Zunamen: ›die Leiche‹.«
Bevor Sanchez ihn warnen konnte, wie gefährlich dieser Jefe war, hatte Elvis die Bar verlassen. Nicht, dass es eine Rolle gespielt hätte. Elvis würde mit Jefe fertig werden. Dieser Mistkerl würde einen höllisch gewaltsamen Tod von der Hand des King sterben, so viel stand fest.
Zehn
Die Detectives Miles Jensen und Archibald Somers erkannten die Handschrift vor ihren Augen, sobald sie sie sahen. Jensen wechselte einen Blick mit Somers, der ohne den geringsten Zweifel das Gleiche dachte wie er. Zwei weitere Menschen, erbarmungslos ermordet wie die fünf Toten auf den Fotos, die Somers seinem neuen Partner gezeigt hatte. Diese beiden Unglücklichen waren Thomas und Audrey Garcia. Sicher würden ihre zahnärztlichen Aufzeichnungen dies später bestätigen. Bis dahin jedoch war ihre Identität nichts weiter als reine Spekulation.
Die beiden Detectives waren lange nach dem ersten Polizisten vor dem großen Farmhaus am Stadtrand von Santa Mondega aufgetaucht, nach einem Anruf seitens eines Verwandten der Opfer. Ein Feldweg führte von der Hauptstraße zur Farm und endete vor der lang gestreckten Veranda. Jensens verbeulte alte BMW -Limousine hatte es gerade noch geschafft, sie an einem Stück über die Felsbrocken und Schlaglöcher zu bringen. Diese Farm stand bereits seit vielen Jahren, und sie hatte unter den Elementen gelitten, keine Frage. Man musste kein großer Detective sein, um das zu erkennen.
Schon wenige Sekunden, nachdem sie die Küche auf der Vorderseite des Hauses betreten hatten, beneidete Jensen seinen Partner Somers, der die Geistesgegenwart besessen hatte, ein Taschentuch mitzubringen, das er sich nun über Mund und Nase hielt. Der von den Leichen aufsteigende Gestank war überwältigend, und Jensen war der einzige Anwesende im Raum ohne irgendeinen Schutz vor den aufsteigenden Gerüchen. Außer Jensen und Somers standen noch fünf weitere Polizisten im Raum. Zwei fertigten mithilfe eines Maßbands eine Zeichnung der Küche an. Ein weiterer hielt eine Polaroidkamera in den Händen und machte Fotos. Alle paar Sekunden gab die Kamera ein leises Surren von sich und spie ein Foto aus ähnlich denen, die Somers von den vorhergehenden fünf Opfern hatte. Einer der Beamten schien nach Fingerabdrücken zu suchen, eine wenig beneidenswerte Aufgabe angesichts der Tatsache, dass jeder Quadratzentimeter des Raums mit Blut besudelt war. Der fünfte und letzte Beamte war Lieutenant Paolo Scraggs. Er war unübersehbar der ranghöchste der Anwesenden, daran erkennbar, dass er nichts tat, außer den anderen bei der Arbeit über die Schulter zu sehen und sicherzustellen, dass sie ihre Jobs sorgfältig erledigten.
Scraggs trug einen schicken dunkelblauen Anzug. Es war keine richtige Uniform, doch er sah so aus, als wünschte er diesen Eindruck zu erwecken. Unter der Anzugjacke trug er ein makellos weißes Hemd mit gestärktem Kragen sowie eine einfache blaue Krawatte. Es ergab Sinn, dass er aussah wie ein Mann, der seinem Äußeren große Sorgfalt widmete, denn der Blick für Details war ein entscheidender Faktor für jeden, der in seinem Team arbeitete. »Seiner« Spurensicherung. Die Beamten waren nicht der Stolz des Police Departments von Santa Mondega, doch Scraggs gab sich die größte nur denkbare Mühe, um das zu ändern.
Die vergangene Woche war eine Zeit der Prüfungen für Scraggs und seine Leute gewesen wegen all der grässlichen Morde,
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